Südosteuropa, Türkei, Osteuropa – Juli-September 2011

Strand in Kroatien

18 Länder in 36 Tagen

Während der Marokko-Reise war klar geworden, daß Taylan und ich nächstes Jahr wieder auf Reisen gehen würden. Für uns beide könnte die Tour 2011 vorerst die letzte längere sein, denn er wird mit seinem Studium fertig und das Examen nähert sich und ich fange ein neues an, wobei ich festgelegte Urlaubszeiten haben werde, weil es in meinem Studium keine Semesterferien gibt. Also mußten wir dieses Jahr richtig ranklotzen.

2010 waren wir im Süden, nun wollten wir wieder nach Norden. Norwegen auf der Europastraße 6 zu durchfahren stand im Raum, wäre aber wahrscheinlich zu teuer geworden. Island wurde fokussiert, das, wenn man die Fähre einmal bezahlt hat, ja nicht allzugroß ist und man nur den Sprit zum Hafen nach Dänemark und für vielleicht 3000 km auf der Insel bezahlen muß. Es fährt nur ein Schiff nach Island und von dort zurück: Die Norröna (w) der Smyrill-Line. Eine Fährfahrt kostet wenn man zu dritt ist für jeden ungefähr 400-500 EUR. Da Taylan das Geld erst im Juni zusammen gespart haben würde, mußten wir mit der Reservierung warten. Außerdem wurde uns klar, daß wir die Tour nicht zu zweit machen könnten, weil es dann für netto zweieinhalb Wochen Urlaub, wegen der Dauer der Fährfahrt und dank der festgelegten Abfahrtszeiten der Fähre, doch zu teuer sei. Wir hofften, noch jemand drittes zu finden, aber es klappte nicht.

Daher schwenkten wir Ende Mai, Anfang Juni auf Südosteuropa um, eine Gegend, die wir beide bisher kaum kannten. Hier gab es dann mehr Interessenten, aber keine definitiven Zusagen. Wir beide planten die Route: Über die Alpen, als Entschädigung für letztes Jahr, an der Adriaküste entlang durch Kroatien, Montenegro und Albanien, quer durch Griechenland über die Autobahn bis nach Istanbul. Dort könnten wir im Haus von Taylans Oma einige Tage umsonst übernachten und uns die einzige Stadt auf zwei Kontinenten in Ruhe ansehen sowie den Daimler zum ersten Mal nach Asien bringen. Anschließend am Schwarzen Meer entlang, über Bulgarien, Rumänien, Moldawien und die abtrünnige Sowjetrepublik Transnistrien in die Ukraine und zur Krim-Halbinsel und von dort über Polen wieder in die Heimat. Google Maps sprach von einer Strecke zwischen 8000 und 9000 km. Paßt, bei den vergleichsweise günstigen Spitpreisen. Ich kratzte alle Urlaubstage zusammen und konnte mir fünf Wochen plus ein Wochenende, also 37 Tage, freinehmen. So steigerte sich die Vorfreude auf diese Tour, die wir notfalls auch zu zweit gefahren wären, von Tag zu Tag.

Sogar Katha hatte wider Erwarten doch wieder Interesse, bei uns mitzufahren, bat aber aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen darum, Albanien auszulassen. Doch ihre Anfrage löste sich sowieso nach ein, zwei Wochen in Wohlgefallen auf, da sie ihre Pläne für den Sommer änderte. Wir sollten sie dennoch unterwegs treffen. Wenn ich mit Arbeitskollegen über unsere Reisepläne sprach, wurde ich mit Warnungen überhäuft. Korrupte Polizisten in Serbien, Diebe und unfreundliche, Backsteine schmeißende Kinder in Albanien, Schmiergelder an den Grenzen, Autodurchsuchung bei jeder erdenklichen Gelegenheit. Als ich Reiseberichte über ähnliche Touren im Netz las, erhielt ich zumindest bei neueren Berichten ein sehr viel differenzierteres Bild über diese Länder und schlug all diese Warnungen in den Wind, denn offensichtlich fußen diese entweder auf Besuchen zu Sowjetzeiten oder die Leute machten etwas eklatant falsch, daß sie so behandelt wurden.

Im Mai ersteigerte ich bei Ebay einen Dachgepäckträger, nur geringfügig kleiner als der von Roger, den wir nach Marokko mitnahmen, bei Ebay für 5 EUR. Sehr günstig, wohl auch, weil er in Sachsen nahe der Tschechischen Grenze abzuholen war. Ich hatte 30 Sekunden vor Ende der Auktion ein Gebot von 75 EUR abgegeben. Das ist ungefähr der Betrag, den ich 2010 für die Ausleihe, genauer gesagt für Bier und Pflanzenöl für den Umweg von Roger und Gregor bezahlt hatte, die mir das Ding aus Paris brachten und es auch aus Wiesbaden wieder dorthin zurückfuhren. Ich war gerade sowieso im Osten und gab von dort das Gebot ab und am nächsten Mittag stand ich in Erlbach-Kirchberg und nahm den Träger mit.

Ein sehr freundlicher, ungefähr 40-jähriger Herr empfing mich und baute den Träger eher für mich als mit mir auf und half mir bei der Montage auf dem Dach. Für den absolut unterirdischen Preis unglaublich! Ähnliche gebrauchte Träger in der Region Wiesbaden gingen um die 100 EUR weg. Ich rundete den Kaufpreis großzügigst auf und gab Trinkgeld. Ostdeutsche sind doch irgendwo die besseren Menschen, sowas hätt' ich daheim bestimmt nicht erlebt. Die Halterungen waren für einen Kleintransporter gedacht, weswegen der Träger sehr hoch abstand. Ich gab sie Flo, einem Freund, seineszeichens Karosseriebauer, zum Flexen und Schweißen und schon stand das Ding wie eine eins und konnte beladen werden. Da ich keine Werbung fahren wollte, kaufte ich mir zwei Spraydosen und machte kurzerhand aus Vaillant „Laivant“ (leiwand, österreichisch: toll, grandios).

Vier Wochen vor dem geplanten Abfahrtstermin, dem 29. Juli, kam ich mit Jonas ins Gespräch über meine Reisen. Er war der gute Freund, und neuerlich auch Mitbewohner, eines Kameraden aus der Berufsschulklasse und einer der freundlichsten, zuvorkommendsten und ausgeglichensten Menschen, die ich kenne. Er hatte Semesterferien, noch bis Oktober, und gerade eine große Rückzahlung von der Familienkasse erhalten, und da er in den letzten Jahren so wenig verreist sei, wäre es absolut etwas für ihn. Ich erklärte ihm, wie es bei unseren Reisen abläuft und was geplant war.

Bosporusbrücke in IstanbulAm selben Wochenende, als ich seine definitive Zusage erhielt, rief mich Taylan an. Er sagte, er hätte gestern mit Johannes, dem Bruder von Carolin aus meinem Abiturjahrgang, über die Touren, die wir machen gesprochen, und er wäre so beigeistert darüber, weil es „genau sein Ding“ sei. Auch er wolle unbedingt mitkommen. Nun hatten wir eine Art Problem, denn auch wenn ich beide gerne mitgenommen hätte, hatte ich eigentlich beschlossen, keine so langen Touren mehr zu viert zu machen. Denn dann müßte man wie in Marokko letztes Jahr wieder alles Gepäck jeden Morgen auf den Gepäckträger schnallen, abends wieder runternehmen, hätte einen noch überfüllteren Kofferraum als man ihn sowieso schon hat und es würde eine deutliche Portion Streß hinzukommen – und der ist an heißen Sommertagen nicht zuträglich. Dennoch erklärte ich mich bereit, beide mitzunehmen, sollte keiner abspringen, denn beide hatten ziemlich gleichzeitig zugesagt.

Nur wenige Tage später sagte Johannes doch wieder ab, denn ihm war klar geworden, daß er, wenn er mit uns fünf Wochen unterwegs gewesen wäre, seinen Studienkram nicht hätte richtig organisieren können. So waren wir zu dritt, und da der Tag der Abreise immer näher kam, war das Schicksal besiegelt. Jonas holte sich einen Expreß-Reisepaß bei seiner Stadtverwaltung und es ging los.

Gesamtstrecke: 11.298 km

Besatzung
Keks Fahrer
Taylan Inventar, Sprachmittler Türkisch
Jonas Mitfahrer ohne Führerschein

Juli
29. 30. 31.
August



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