1. August 2011: Stadtbesichtigung Venedig – Triest – Transit Slowenien – Novi Vinodolski

Tagesetappe: 270 km

Nach dem Frühstück und der Morgenhygiene bauten wir das Zelt ab und checkten in letzter Minute aus, um den Shuttlebus vor unseren Augen abfahren zu sehen. An der Rezeption lagen Hinweise aus, wie man mit dem öffentlichen Bus nach Venedig fahren könnte. Knappe 20 Minuten später stiegen wir ein, den Daimler ließen wir gegenüber der Rezeption stehen. Es gab dort irgendein neuartiges System mit elektronischen Tickets. Die hatten wir natürlich nicht. Ich hielt dem Fahrer Bargeld hin, doch der machte eine abweisende Handbewegung und fuhr weiter, immer wieder auf sein Handy blickend und mit seiner Freundin telefonierend. Auch recht, deshalb mag ich dieses Land!

Am Piaza Roma stiegen wir aus. Wir alle waren zum ersten Mal hier. Über den Hauptbahnhof, wo wir Pizza frühstückten, liefen wir hinein ins Getümmel. An den Hauptrouten durch die Stadt liefen deutlich zu viele Menschen auf zu wenig Raum herum, doch da wir keinen Stadtplan hatten fanden wir automatisch auch die ruhigeren Gäßchen, wo es ebenfalls sehr schön war. Bei BILLA holten wir uns ein paar Ottakringer und setzten uns an ein Kanalufer.

„Bringt’s ma wer an Ottakringa!“

Weiter ging’s zum Markusplatz, der extrem mit Touristen überfüllt war. Die wichtigen Photos wurden gemacht und wir liefen entlang der großen Wasserstraße, die Venedig grob in zwei Teile teilt, weiter, langsam Richtung Busstation zurück. Wir tranken in einem Café noch einen Milkshake und holten uns noch mal ein Pizzastück. Dort bekam ich für meinen Fünfer auf zehn Euro Rückgeld zurück. Leckere Pizza und Geld dazu, warum auch nicht? Hier wird so viel abgezockt, da war das doch gerade recht. Wir verliefen uns etwas und fanden uns in einer fast menschenleeren Gegend wieder. Ja, so etwas gibt es hier wirklich!

Der Campanile - 1902 eingestürzt, ohne jemanden zu verletzen und anschließend originalgetreu wieder aufgebaut

Markusplatz

Taylan vor dem Campanile

Venedig hat uns durchaus gefallen, auch wenn es stellenweise richtig überfüllt war und man die häufige romantische Verklärung der Lagunenstadt nicht unbedingt nachvollziehen muß. Verkehrt war es garantiert nicht und ich komme gerne wieder auf eine Stippvisite vorbei.

Für die Rückfahrt holten wir uns brav ein Ticket (1,20 EUR) und fuhren mit dem Bus zurück zum Auto. Um 18 Uhr ging es weiter, wir wollten noch bis Kroatien durchbrechen. Wir befuhren die Landstraße nach Triest, eine sehr geschichtsträchtige Stadt mit exponierter Lage, jedoch für uns heute nur ein Name entlang der Autobahn. Die slowenische Grenze war unbewacht, dort fuhren wir über die Landstraße in Richtung Kroatien und gaben keinen Cent dort aus. Der Diesel war laut Internet ungefähr gleich teuer wie in Kroatien und ein bißchen war es auch Protest gegen die unverschämte Autobahnmaut, die wir hätten bezahlen müssen, wären wir doch in Richtung Porec gefahren, wie es kurz im Raume stand. In SLO muß man eine Vignette für 15 EUR kaufen, auch wenn man nur wenige 100 m Autobahn fährt, wozu es nach Porec kaum eine Alternative gibt. Immerhin konnten wir Land vier zählen. Land fünf folgte sogleich.

Den Alpen galt ein letzter Blick

An der Kroatischen Grenze sah sich der Slowene die Pässe, der Kroate Pässe und Autopapiere durch und wir konnten dann sofort weiter. Es gab leider keinen Stempel. Bald nach der Grenze folgte ein kurzes Stück Autobahn (A7) mit durchaus guter Fahrbahn. In Kroatien wird zwar auch Maut erhoben, aber streckenabhängig und nicht viel. Wir zahlten aufgerundet einen Euro. Das ging nun wirklich in Ordnung. Wir erreichten Rijanka und hatten einen grandiosen Blick auf die Adria und die Küstenlichter.

Unser Ziel war Novi Vinodolski, denn dort wurde mir ein Campingplatz (in Kroatien meist „Auto Camp“ genannt) empfohlen. Der dortige Platz, den wir gegen 23 Uhr erreichten, war jedoch arg spartanisch, also fuhren wir noch mal ein paar Kilometer zurück, mußten aber feststellen, daß wir doch wohl richtig waren. Wir fanden einer eher schlechten als rechten Platz für Auto und Zelt und bauten uns halb vor einem italienischen Camper auf. Als das Bier geöffnet wurde kamen ein Holländer und ein Deutscher, Dietrich, hinzu und unterhielten sich mit uns. Dietrich begutachtete das Zelt und erklärte uns für wahnsinnig. Ob wir denn nicht wüßten, daß hier nachts der Bora-Wind kommt und alles umfegen kann? Wir winkten ab, was solle schon passieren, wenn wir drin liegen? Doch er ließ nicht locker, verlangte nach einem Seil und holte riesige Stahlheringe aus seinem Camp, womit er unser Zelt bombensicher im Boden und am Auto befestigte. Direkt danach verabschiedete er sich zur guten Nacht und wir waren baff ob seiner Hilfsbereitschaft, die wir von Deutschen im Ausland bisher kaum kannten.

Diesen guten Eindruck von Deutschen Kroatienurlaubern mußte ein Camper aus dem Main-Taunus-Kreis (MTK) direkt wieder vernichten, der mit unartikulierten Lauten auf sich aufmerksam machte, als wir da hockten, unser Bier genossen und uns unterhielten. Taylan rief lakonisch zurück: „Dann ruf doch das Ordnungsamt!“, worauf er hinauskam und uns aggressiv, aber aufgrund seiner Statur leicht lächerlich wirkend, zurechtwies. Der Italiener, neben dem wir unmittelbar zuvor lautstark mit einem Hammer die Heringe versenkt hatten, rührte sich selbstredend keinen Millimeter und ließ seine Mitmenschen einfach mal leben und Spaß haben. Aber solche Gedakengänge überforderten den Hobbyplatzwart aus dem Taunus.

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