25. August 2011: Istanbul (TR) – Vama Veche (RO)

Tagestappe: 585 km

Um sechs Uhr weckte mich Taylan. Mein Körper war anderer Meinung, aber das half nicht, schließlich wollten wir heute noch bis Südrumänien fahren.

Ich duschte und packte die getrocknete Wäsche zusammen, lief zum Otopark und löste das Auto für 90 TL aus. Für 7 Nächte ging das nun wirklich sehr in Ordnung. Was ich erst unten am Haus merkte war, daß das Auto blitzeblank war. Sogar das verharzte Pflanzenöl unter dem Tankstutzen, das Ruß am Heckblech und der Dreck auf dem Dach waren weggeputzt worden. Auch das Armaturenbrett und die Innenausstattung wurden gereinigt. Saubere Leistung. Taylan meinte dazu lapidarisch nur: „Achja, das haben die mir damals auch noch gesagt, daß das Auto saubergemacht wird …“ Falls jemand also ein gescheites Parkhaus sucht: Irmak Otopark, Oto Yikama ve Oto Kuaför, Ecke Alkış Sokak und Barbaros Caddesi in Gültepe, Istanbul. Leider wurde der Tank jedoch nicht auch noch aufgefüllt, weswegen noch ein geeigneter Platz dafür ausfindig gemacht werden mußte.

Als wir schon gute 2 km unterwegs waren fiel Taylan auf, daß er sein Handy und die Schlüssel für seine Wohnung in Wiesbaden vergessen hatte, wir mußten also noch einmal zurück fahren, und das, obwohl die Reservelampe schon seit Ewigkeiten leuchtete. 

Um 8.15 Uhr waren wir dann entgültig auf der Straße. Wir winkten Ercem noch einmal, der uns gerade entgegen kam. An einer Tankstelle tankte ich den bulgarischen Sprit und reinigte den Vorfilter. Ich instruierte das Navi, die Autobahn zu meiden, denn wir wollten die Autobahnmaut umgehen, die man hier nur mit einer speziellen Karte bezahlen kann, die man erst einmal für viel Geld kaufen und aufladen muß.

In Istanbul hat es uns sehr gefallen. Es gibt viel zu sehen und die Menschen sind durchweg freundlich. Man wird auch weniger von Verkäufern genervt als zum Beispiel in Marokko und es gab so gut wie keine Grattler.

Ausfallstraße nach Westen

Sonnenblumen in Thrakien

Montenegro- und Tschechienvignette im Bild

Wir folgten der Straße D100 und waren auch eine gute Stunde später noch nicht aus den Vororten Istanbuls draußen. Diese Metropole ist wirklich unglaublich groß. Bei Babaeski, mitten in Thrakien, bogen wir auf die D555 nach Norden ab. Bei Kırklareli brannte die Reservelampe schon wieder einige Zeit. Um im hügeligen Grenzland nicht unnötigerweise liegenzubleiben tankte ich sechs Liter des unverschämt teuren türkischen Sprits für 3,75 TL /L. Immerhin war ich somit meine letzten Lira los.

Um 13 Uhr waren wir an der Grenze angekommen. Die türkische Ausreise gestaltete sich als etwas seltsam aufgebaut. Man fuhr nicht wie gewohnt von Station zu Station, sondern mußte in ein großes Gebäude gehen, in dem es mehrere Schalter gab. Als wir uns die Ausreisestempel geholt hatten fuhren wir vor, wurden aber wieder zum Zoll zurückgesendet. Zunächst mußte ich das Auto untersuchen lassen. Der Zöllner sah das Auto kurz an, fragte nach dem Ziel und schickte uns weiter zum Zollschalter. Der war jedoch mehr ein Wohnzimmer als ein Büro. Die Beamten hingen vor dem Computer und einer lag auf der Besuchercouch. Letzterer wies mich dann zu einem Computer, wo mein Auto aus der Datenbank gelöscht wurde. Anschließend bekam ich einen weiteren Stempel. Nun konnten wir ausreisen. Zwischen den beiden Ländern sahen wir Soldaten mit Maschinengewehren neben der Straße stehen.

Die bulgarische Einreise war soweit kein Problem. Der bulgarische Zöllner fragte ebenfalls nach dem wohin und sah kurz in den Kofferraum, dann ging es weiter zur Desinfektion. Ja, ernsthaft. Ich fuhr durch eine Pfütze mit Brackwasser und durfte dafür noch 2 EUR Gebühr bezahlen. Am Ende des Grenzkomplexes kaufte ich noch eine Straßenvignette für 5 EUR. In dem Kabuff lag ein Grenzer, der wohl gerade Pause hatte, fett auf der Couch und sah fern.

Daß wir in der Türkei noch getankt hatten erwies sich als richtig, denn es dauerte noch eine Weile über schlechte Straßen bis zur nächsten Ortschaft Malko Tarnovo. Dort liefen 70,84 Liter in den Tank, für umgerechnet 1,227 EUR /L. Die anderen schliefen auf dem Weg an der Schwarzmeerküste ein. Bei Burgas hielt ich an einem McDonald’s, wo wir etwas einwarfen und ich beim McDonald’s-Monopoly noch ein Coca-Cola-Glas gewann! Der McDonald’s-Besuch beim Bulgarientransit wurde zur Tradition erhoben.

Taylan übernahm und ich machte es mir auf der Rückbank gemütlich. Wir fuhren am Sonnenstrand vorbei, wo ich 1997 mit meinen Eltern Urlaub machte. Damals sah alles noch sehr nach 60er-Jahre-Kommunismus aus, das hatte sich schon sehr zum positiven gewandelt. Auch die Straßen waren soweit in Ordnung.

Als wir durch Varna fuhren, das einen recht schicken Eindruck machte, hörte ich in Kurven ein seltsames Geräusch vom Heck aus, das mir Kopfschmerzen bereitete, ich konnte mir es jedoch nicht plausibel erklären und hoffte einfach, daß es nichts schlimmes ist.

In Nordbulgarien

Unser Tagesziel war Vama Veche. Als Purki davon am Lagerfeuer in Albanien erzählte, verstand ich erst einmal „fahr mal wech“, und das obwohl ich Österreichisch eigentlich ganz gut verstehe. Doch es handelt sich um einen sehr interessanten Ort direkt an der rumänisch-bulgarischen Grenze am Schwarzen Meer, der schon seit Jahrzehnten ein beliebtes Reiseziel für Hippies und Alternative aus ganz Europa ist und sich zum Glück noch nicht zu sehr rumgesprochen hat. Wir waren sehr gespannt darauf.

Die bulgarische Ausreise fand ganz einfach nicht statt. Die Rumänen winkten uns durch, als sie die deutschen Pässe sahen. Land 14 der Reise. Den Geldwechsel verschoben wir auf den Ort, der 1 km später folgte. Wenn man es nicht besser wüßte, könnte man bei der bloßen Durchfahrt von einem ganz normalen rumänischen Dorf ausgehen, doch schon eine Seitenstraße später sieht man hunderte fröhliche Jugendliche feiern und allerhand an Kneipen und Buden. Wir fuhren mit dem Daimler quer durch, bis zum Strand, wo es aber erst mal nur einen Parkplatz gab.

Wir düsten auf dem Sand wieder vom Geschehen weg, wo es nach 500 Metern dann den Strandabschnitt gab, der zum Zelten freigegeben war. Wir stellten das Zelt auf und fuhren zur Grenze zurück, um Geld zu wechseln. Im Ort gab es keine Wechselstube und Jonas und Taylan setzten noch auf Bargeld statt auf Kreditkarte. Die Wechselbude hatte aber gerade schon zugemacht. Also wieder zurück, ich mit der Kreditkarte an den Automaten und mit den anderen Rumänische Mickeymaus in Euro getauscht. Wechselkurs: ugf. 4,2 Lei für 1 Euro. Rumänien hat sehr moderne Geldscheine aus Plastik (!). Ein wirklich ungewohntes Gefühl, aber dafür halten die Scheine sehr viel länger und können kaum aus Zufall zerstört werden.

Es fiel auf, daß sich doch recht viele Franzosen hierher trauten. Viele davon in Mercedes-Kleinbussen. „Ein echter Franze mag keinen Deutschen leiden, doch seine Autos fährt er gern.“ Im Supermarkt holten wir uns gutes rumänisches Bier und aßen auf der Meile bei „Best Shaorma in Town“. Tatsächlich einer der besten Döner, die ich im meinem Leben gegessen hatte. Wir legten Bier nach und liefen am Strand entlang, wo ausschließlich gute Musik aus den Boxen der Bars kommt, darunter viele Klassiker des Hard Rock und Heavy Metal. Genau nach meinem Geschmack. Wir landeten in einer Cocktail-Bar mit sehr guter gitarrenlastiger Livemusik. Cocktails gibt es für 10 RON, Bier für 4. So läßt es sich aushalten. Und so einen guten Mojito gibt es in Deutschland nicht mal für 10 EUR.


zurück - start - weiter