31. August 2011: Katsiveli – Jalta – Kertsch – Kurortne – Kertsch
Tagesetappe: 390 km
Taylan war wieder einmal morgens umhergegangen und hatte Photos von der Gegend gemacht. Als Jonas und ich aufgestanden waren, erzählte er, daß in der Nähe ein Schwimmbad sei und wir da bestimmt duschen gehen könnten.
Wir fuhren die paar Meter mit dem Daimler hin. Auf dem Parkplatz des „Aquaparks“ (www.simeiz-aquapark.com) wurden uns erst einmal 30 Griwna abgenommen. Etwas seltsam, aber noch dachten wir uns nichts dabei. Wir liefen zum Eingang und sahen eine Tafel, auf dem einige Preise standen. Der günstigste war 200 UAH.
Wir fanden jemanden, der ein wenig Englisch konnte. Sie erklärte uns, daß das der Eintrittspreis war. Es gab zwar eine recht große Rutsche, aber sonst machte die Anlage nur wenig Eindruck als wäre es ein Erlebnisbad, daß in dieser Region umgerechnet 18 EUR Eintritt pro Person wert wäre. Die Parkplatzgebühr war das Lehrgeld. Ein paar hundert Meter weiter gab es rechts der Straße eine Art Campingplatz, wo ich dann fragen ging, ob wir dort duschen könnten. Die Besitzerin sah mich an, als hätte ich sie gefragt, ob der Papst katholisch sei. Es juckte sie nicht. Nach der Dusche fuhren wir auf die Hauptstraße in Richtung Jalta.
Den Liwadija-Palast (w) fanden wir nicht sofort. An einem Sanatorium wies uns ein Wärter den Weg. Vor Ort wurde uns erst einmal wieder eine Stange Geld fürs Parken abgeknöpft (50 UAH). Wir liefen einen Weg nach oben zu dem Palast und suchten nach dem Eingang zur Ausstellung zur Konferenz von Jalta.
Im Februar 1945 wurde hier zwischen Roosevelt, Churchill und Stalin über das Nachkriegseuropa verhandelt. Das Bild der drei im Hof des Palastes ist weltbekannt. Am Einlaß zu einer Romanov-Ausstellung erhielten wir die niederschmetternde Botschaft: Mittwochs ist hier geschlossen. Das kann nicht wahr sein! Von allen Wochentagen kommen wir natürlich mittwochs her. Taylan war so am Boden zerstört, daß er nicht einmal mehr Photos vom Palast machen wollte und gab mir die Kamera. Wir konnten nur von außen einen Blick auf den Hof und das Konferenzzimmer werfen.
Der italienische Hof, wo das bekannte Photo entstand
Wir fuhren niedergeschlagen weiter in Richtung Osten. Letzter Punkt der Reise sollte Kertsch werden, das östliche Ende der Krim. Danach wollten wir im wesentlichen in Richtung Deutschland durchfahren und, wenn wir dort bei Tag ankämen, uns noch die Gedenkstätte in Auschwitz ansehen. Montag mußte ich wieder auf die Arbeit, und so hätten wir noch einen Reservetag für unvorhergesehene Ereignisse.
orthodoxe Kirche am Ortsausgang von Malorichenske
wieder einmal ein aus Deutschland importierter LKW bei Feodossija
In Kertsch angekommen war es kurz vor Sonnenuntergang. An einer Shell-Tankstelle sah ich nach dem seltsamen Geräusch, daß mich schon seit Bulgarien nervte und immer lauter und leiser wurde. Es war lediglich eine lockere Verbindung am Dachgepäckträger, die bei Schlaglöchern immer wieder ausschlug. Ein Typ kam herbeigelaufen und wollte meine Reifen kaufen. Ich schrieb ihm die Dimension auf. Leider nahm er sie doch nicht, weil es keine Transporterreifen (C) waren. Wir fuhren umher, weil wir einen Platz zum Wildcampen suchten. An einem ATB-Supermarkt im Ortszentrum kauften wir um 18.45 Uhr Bier (Staropramen, in Prag gebraut und günstiger als in Tschechien) und Krimsekt sowie etwas Proviant für die Rückfahrt. Den Weg zur Ostküste, wo laut Karte ein Leuchtturm sein sollte, fanden wir nicht. Gescheite Beschilderung war mal wieder weggespart worden. Ein anderer Ort an der Küste war Kurortne. Die Straße dorthin wurde schnell zur Piste. Links sah es schwer nach Steppe aus, rechts lagen unten am Wasser immer wieder Wellblechhütten. Wahrscheinlich ärmliche Fischerdörfer. Nicht sehr einladend. Auch der Ort selbst war recht ärmlich, hatte keine asphaltierten Wege und die „Hauptstraße“ sah aus wie ein Feldweg in Albanien. Wir fuhren die Piste eine halbe Stunde lang wieder zurück.
In Richtung des Hafens (Port-Krim) fanden wir ein kleines Hotel, wo auch etwas
von Camping dran stand. Ich fragte nach. Campen konnten wir leider doch nicht,
aber wir kamen ein einwandfreies sehr sauberes Zimmer für 400 UAH angeboten. Wir
rechneten durch und nahmen es, auch, um etwas mehr Kraft für die Rückfahrt zu
haben. Das Zimmer sah aus, als wären wir eine der ersten Gäste. Wir aßen im Hof
noch zu Abend und genehmigten uns die Staropramen.