7. August 2011: Kotor – Budva

Tagesetappe: 35 km

Um kurz nach acht weckte mich die Sonne erstmals, die von links in das Auto hereinschien und keine Anstalten machen wollte, mich weiterschlafen zu lassen. Ein ekelhaftes Gefühl, völlig übermüdet und von der Hitze naßgeschwitzt im eigenen Sud aufzuwachen.

 

Unser „Nachtplatz“

Da die anderen aber noch fest schliefen stieg ich aus und legte mich auf einer Decke in den Autoschatten. Um 10 konnten wir weiterfahren.

Wir fuhren zurück nach Kotor, da wir uns die Altstadt ansehen wollten, die der Lonely Planet ausdrücklich empfahl. Dort wird der Ort das „kleine Dubrovnik“ genannt. Diesen Namen verdient der Ort durchaus. Der Wagen wurde kostenpflichtig am Hafen geparkt.

Hafen Kotor

Wir genossen die Stadt, holten uns bei der Pekara (Bäckerei) eine Kleinigkeit und kamen irgendwann an ein Schild „Entrance to the Fortress“.

Na dann auf! Der „Eintritt“ kostete 3 EUR und es ging sofort sehr steile Treppen hinauf. Irgendwann wurden die Treppen brüchiger und irgendwann fehlten sie ganz, darauf hingewiesen wurde mit einem Schild „High Risk Zone“. Die Aussicht auf Kotor und den Fjord war genial. Und je höher wir kamen, desto besser wurde sie. Wir mußten zwar öfters anhalten und kurz Luft schnappen, doch schafften es tatsächlich ganz hoch auf die Festung, wo die montenegrinische Fahne hoch über dem Fjord im Wind flatterte. Unsere Hemden waren durchnäßt und unser Wasserhaushalt über Gebühr strapaziert. Zur Belohnung gönnten wir uns das hoffnungslos überteuerte aber wenigstens eiskalte Wasser in der Halbliterflasche für 2,50 EUR, was ein fleißige Montenegriner hier hoch transportiert hatte und nun unter der Hand verkaufte.

Blick hinter die Festung

Wieder unten angekommen erreichten wir einen von Gott gesandten Brunnen, an dem wir uns abkühlten und machten uns dann auf die Essenssuche. Die Restaurants in der Altstadt waren vergleichsweise teuer, also liefen wir in Richtung des Einkaufszentrum Kamelijka, das wir gestern Nacht noch für ein Hotel gehalten hatten, und fanden kurz davor das Restaurant „Fortuna Foods“. Scampis für 5 EUR, sehr leckere Pizza für 6 EUR und die große Portion Pommes 1,50 EUR.

US-amerikanische Schilder sieht man hier desöfteren

Wir liefen zurück zum Auto und bezahlten 7 EUR Parkgebühren obwohl es laut Aushang nur 0,90 EUR pro Stunde kosten sollte. So ist das halt. Es ging sofort weiter nach Budva, dort suchten wir jetzt schon ein Zimmer für die Nacht, um wieder ein wenig ausspannen zu können. Budva wurde uns ebenfalls sehr empfohlen.

Bei zwei Sobe-Vermietern („Sobe“ = Zimmer) war alles voll, dann hatten wir unseren ersten Erfolg. Der Garcon bot uns ein Zimmer für 45 EUR die Nacht an, aber der ugf. 20-jährige mit schlechtem Englisch mußte erst noch mal kurz mit „Scheff“ telefonieren. Der sagte, das Zimmer stünde doch nicht zur Verfügung. Angeblich, weil wir nur 1-2 Nächte bleiben würden und sich das nicht lohne. Man warte auf Leute, die länger mieten. Ich lief die Straße bergab und fand beim nächsten Versuch ein anderes ebenso sauberes Zimmer für denselben Preis.

Ich versuchte das Auto zu parken, aber in der Straße war nichts frei. Nach einigen Minuten fuhr jemand aus der Nebenstraße direkt am Appartement weg, wir trugen die Sachen hoch und duschten erst mal ausgiebig – ahhhh!

Blick aus dem Zimmer

Unser Balkon

Der bierbäuchige, oberkörperfrei herumlaufende und pfeiferauchende Vermieter-Opa redete recht gerne und wußte auch, wo wir unsere Wäsche waschen lassen konnten. Wir räumten sie zusammen und gaben sie zwei Häuser weiter ab. Die unter dem Haus liegende Bäckerei bat anschließend darum, die Parkplätze tauschen zu können, ich stellte den Daimler unter Anleitung des Bäckermeisters und unseres Gastvaters auf den Bordstein. Dann liefen wir die Straße in Richtung Strand herunter, in Hoffnung auf die Altstadt zu treffen. Wir kamen an den Strand, aber sahen nur viel zu viele Menschen und einige Imbißbuden und liefen daher erst mal weiter in Richtung Osten. Durch eine Unterführung erreichten wir die Hauptstraße, eine Verkäuferin zeigte auf die Frage nach „Stori Grad“ in die genau andere Richtung, aus der wir kamen – tolle Wurst! Immerhin fanden wir so einen Supermarkt.

Strand Budva

Spritpreise Montenegro im Sommer 2011 ...

Nach weiteren 15 Minuten erreichten wir den Ausgangspunkt und bogen links ab in Richtung Altstadt. Linkerhand gab es einen Jahrmarkt und dann kamen wir auch schon an die Küstenlinie. Rechts ab dauerte es noch gute 30 Minuten entlang eines freßtempelgesäumten Weges bis zur Stadtmauer. Wir machen einige Photos, auch wenn ich langsam nach Venedig, Dubrovnik und Kotor den Schöne-Altstadt-Overkill bekam. Der Durst plagte, die Füße ebenso, also folgten wir einem Schild der zur der Cocktailbar „Buster Keaton“ führte. Dort gab es auch Bier frisch vom Faß für 1,90 EUR sowie gute Livemusik und eine sehr angenehme Atmosphäre. Wir hielten es hier mehrere Runden Bier aus und ich aktualisierte mit dem Laptop den Reisebericht.

Aktionskunst in der Budvaer Altstadt

Eine Erinnerung an alte Zeiten unter der Herrschaft Österreichs (bis 1918)

Buster Keaton

Taylan holte sich noch eine Schachtel Camel für weniger als 2 EUR und wir bogen in einen Irish Pub ab, dort gab es ironischerweise kein Irisches Bier, nicht mal Englisches, sondern nur Pilsner Urquell und Lokales, dafür aber WLAN. Wir setzten Meldungen in die Heimat ab und schlossen uns mit Peter kurz, den wir am kommenden Freitag auf dem Guča-Festival (w) in Serbien treffen wollten.

Über die Strandpromenade liefen wir zurück zum Hotel. In jedem der vielen Freßtempel gab es frische Burger und Hähnchenfilets mit Salat im Brot, selbst nach Gusto zu belegen für 2-3 EUR. An so einem Stand wurden wir von einem aus Albanien stammenden Wiener angesprochen, ob wir auch aus Wien seien. Das verneinten wir, unterhielten uns aber noch kurz über Montenegro und die Gegend.

Anschließend folgte ein ruhiger Restabend auf unserem privaten Balkon, nachdem wir an einem Kiosk noch Bier nachgelegt hatten.

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