11. August 2011: Borsh (AL) – Thessaloniki (GR) – Transit Mazedonien

Tagesetappe: 550 km

Wir fuhren nun über eine richtig schlechte Straße – und die vorher waren schon schlecht – in Richtung des Strandes, wo schon einige Wohnmobile herumstanden, aber das Lagerfeuer der Ösis nicht zu finden war. Ich dachte, wir wären irgendwo falsch abgebogen und fuhr daher erst mal zur Tankstelle zurück. Der Weg, den wir nun befuhren, war der schlechteste der schlechtesten. Er führte, kaum breiter als der Daimler, durch den Wald, und die Schlaglöcher hatten bereits die Größe und Tiefe von Waschbecken oder gar Badewannen angenommen. In einer der Badewannen setzte erst der Bug und dann das Heck jeweils auf Steuerbord auf. Zwei schöne, fette Schrammen erinnerten mich fortan an diesen Weg. Zurücksetzen oder gar wenden war hier auch nicht mehr möglich, also Augen zu und durch. Weitere Aufsetzer gab es glücklicherweise nicht, und so rief ich an der Tankstelle Purki an, um ihn zu bitten, uns abzuholen.

Er kam mit seinem Schwesterschiff (weißer 200D) an und eskortierte uns. Am Lagerfeuer nahmen wir uns erst mal ein kühles Bier zur Hand und sahen den tiefroten Mond im Meer untergehen. Wunderschön! Man hatte schon ein Zelt für uns aufgestellt und so ging es dann kurz vor Sonnenaufgang zu Bette.

Morgens mußten wir uns mit koffeinhaltigen Kaltgetränken aus der anliegenden Bar, die einem in den USA lebenden Albaner gehörte, kickstarten und möglichst bald schon wieder aufbrechen, denn es lag eine weiter Strecke bis nach Guča in Serbien vor uns. Wir hatten den Plan, über Griechenland zu fahren, um möglichst viel Autobahn mitzunehmen, von Landstraßen hatten wir erst mal genug. Es hätte uns zwar gute 400 km gespart, aber wahrscheinlich mehrere Stunden Zeit zusätzlich gekostet. Von Kraft oder Lust sprechen wir besser erst gar nicht. Ein Bad im perfekten klaren Meereswasser ersetzte die morgendliche Dusche, dann verabschiedeten wir uns und bedankten uns für den schönen Abend. Die Ösis blieben noch mindestens eine Nacht hier.

„Die Vergangenheit steht bei vielen Albanern im Garten: eine graue Betonkuppel mit Schießscharte. 700.000 solcher pilzförmiger Bunker ließ der kommunistische Diktator Enver Hoxha in dem kleinen südosteuropäischen Land einst bauen - in panischer Angst vor einem Angriff der NATO. Vor feindlichen Bomben muss sich Tirana längst nicht mehr fürchten, nun ist Albanien selbst der Nordatlantischen Allianz beigetreten. Die Schutzräume aber - die Albaner nennen sie "Champignons" - werden noch Jahrzehnte überdauern.“ —Der Standard

Das Ösicamp

Auf dem Weg zum Photoshooting

Der kaputteste fahrfähige 123er den ich je sah, sogar mit Überschlagsschaden (Delle im Dach), mit kosovarischem Kennzeichen

Die Goldth-Flotte

tofferl, Purki und meiner einer

Defekte Fahrzeuge werden hier immer wieder einfach angemeldet in die Botanik gestellt

Bei Sarande hielten wir noch an einem vertrauenserweckenden Restaurant und aßen Meeresfrüchte, Burger, Pommes und Zaziki. Der Wirt berechnete alles mögliche extra und so kamen wir insgesamt auf 3600 ALL, aber auf Diskussionen hatten wir natürlich keine Lust. Was sollte der Geiz jetzt ... Wir konnten noch kurz ins Internet, bevor wir uns auf dem Weg zur gefürchteten EU-Außengrenze machten. 2 km vor der Grenze tankten wir voll, wir hatten zwar keine Lek mehr, aber konnten zum sehr korrekten Kurs von 137 ALL für 1 EUR mit Euros tanken. Laut dem Tankwart, der mir noch ein paar hundert Milliliter Diesel schenkte, durfte man keine Kanister mit über die Grenze nehmen.

Und wieder einmal brennende Felder

Der Albaner an der Grenze war sehr freundlich und machte uns auf Nachfrage sogar einen Ausreisestempel hinein. Ich sagte ihm, er könnte stolz auf sein Land sein, es hätte uns sehr gefallen. Ich wäre gerne länger geblieben, hätte man das vorher gewußt ... Die Straßenbenutzungsgebühr, die im ADAC-Führer erwähnt war, mußten wir irgendwie nicht bezahlen.

Nun pochten die Adern, denn wir fuhren zum griechischen Schalter vor. Der Beamte war sehr jung, aber ziemlich unmotiviert. Er hatte sich wohl die BILD-Berichterstattung über die „faulen Griechen“ zum Vorbild genommen. Er fragte noch kurz, wohin wir wollten, worauf ich ihm aufzählte: Thessaloniki, Macedonia, Serbia. „No Macedonia!“, warf er mir an den Kopf. Hä? „FYROM! No Macedonia“, sagt er, und versprühte eine Mischung aus Heiterkeit und Vorwurf. Fettnäpfchen! Ich bat um Entschuldigung und durfte zum Zoll weiterfahren, wo aber niemand vor dem Häuschen stand. Irgendwer öffnete von innen heraus die Schranke und wir konnten fahren. Hätten ja nie gedacht, daß das so einfach geht. Staat Nummer neun.

Über fast ganz Albanien hängt eine Dunstglocke, weil man überall Felder abbrennt. Die Asche ist dann der Dünger für den kommenden Bewuchs. Kaum ist man in Griechenland ist die Luft merklich klarer und man kann mit einem Blick zurück auf Albanien die Grenze noch in der Luft stehen sehen.

Da das Navi die neue Autobahn ab Iohannia nicht kannte, befuhren wir eine Bergstraße, wo es recht lange dauerte, bis wir die A2 nach Thessaloniki erreichten. An einer Tankstelle wollte ich Wischwasserkonzentrat kaufen, doch niemand sprach Englisch oder Deutsch. Die Pächteroma nahm ich daher zum Auto mit und zeigte ihr, worum es ging. „Ah, nero!“ Ähm, ja, genau. Was fürs Leben gelernt: griechisch nero = Wasser.

Entlang der Straße fehlte diese einfach irgendwann, sie war weggebrochen und lag jetzt in der Schlucht. Fahrtverbotsschild. Aber links neben der Straße führte ein schmaler Weg am Berghang weiter, bis die Straße wieder vorhanden war. Auch recht, man ist ja kreativ hier.

Als wir endlich die Autobahn erreichten hieß es Vollgas. Die Fahrbahn war einwandfrei, wir mußten lediglich zwei mal jeweils 2,80 EUR Maut bezahlen, das war in Ordnung. Bei Thessaloniki bogen wir nach Norden ab in Richtung Mazedonische, ich meine, der FYROMschen Grenze.

An der letzten Tankstelle in Griechenland, die seltsamerweise in drei Sprachen angeschrieben war: Griechisch, Mazedonisch, Deutsch, hielt ich noch mal an, weil ich Euro abheben wollte. Leider hatte sie gerade zugemacht. Als ich den Motor wieder startete, bemerkte ich ein bekanntes Geräusch, ein Rattern am Auspuff beim leichten Gasgeben. Ich legte mich drei Mal unter das Auto und sah an allen möglichen Stellen nach, aber konnte die Ursache nicht finden, nur vermuten, daß es an der Getriebe-Auspuff-Halterung lag, die letztes Jahr in Marokko schon streikte.

Die Griechen waren mal wieder faul und sahen sich nur kurz die Pässe an. Im Niemandsland stand ein riesiger Duty-Free-Supermarkt, in dem wir uns einmal umsahen. Tabakwaren waren extrem günstig: Stange Camel/Pall Mall 11 EUR, Marlboro 19 EUR. Alkohol ging so, da nahmen wir nichts von mit. Ich kaufte mir hier noch neue Schuhe, die alten, die ich dabei hatte, waren mittlerweile aufgerissen und auf jedem Schotterweg hatte ich riesigen Spaß. Die alten kamen direkt in die Tonne.

100 Meter weiter erreichten wir Mazedonien, Land zehn auf unserer Reise. Die Polizei scannte die Pässe ein, es gab aber auch auf Rückfrage keine Stempel. Außerdem wollte man die Grüne Versicherungskarte sehen. Der Zoll schaute uns zwar skeptisch an, aber ließ uns passieren. Ich war schon ziemlich müde und übergab am nächsten Rastplatz das Steuer an Taylan. Ich bat ihn, 20 km vor der Grenze nach Tankstellen Ausschau zu halten, da wir hier für 69 Mazedonische Dinar, etwa 1,15 EUR /L volltanken wollten. In Serbien sollte es laut ADAC teurer sein.

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