26. August 2011: Ruhetag – Vama Veche

Aus naheliegenden Gründen kamen wir erst sehr spät aus den Federn. Während Taylan gegen zwölf zu einer Phototour durch den Ort und darüber hinaus aufbrach, dösten Jonas und ich noch vor uns her und lasen, während wir am Zelt blieben. Als Taylan zurückkam, berichtete er sehr strahlend von dem was er gesehen hatte. Eigentlich wollten wir heute schon in Richtung Moldawien und Transnistrien weiterfahren, aber es konnte sich keiner dazu motivieren den Anstoß dazu zu geben und irgendwelche handwerklichen Tätigkeiten, worunter das Zeltabbauen ja auch fällt, aufzunehmen. Also einigten wir uns darauf, noch einen Tag hier zu bleiben. Wer weiß, wann man es wieder herschafft. Da wäre es fast ein Verbrechen gewesen, weiterzufahren, ohne sich alles angesehen zu haben.

Wir holten uns etwas zu essen und zu trinken und liefen dann Taylans Strecke noch einmal ab, nach Norden aus dem Ort heraus. Es kamen noch viele Kneipen und Gaststätten, anschließend ein FKK-Strand und dahinter eine weitere Wildcampingfläche. Dort übernachteten Leute aus fast allen europäischen Ländern. Auch Finnen und Deutsche haben wir dort gesehen. Zumindest deren Autos. Erst als der Feldweg immer schmaler wurde und am Horizont nichts mehr zu sehen war, liefen wir wieder zurück.

Hier Taylans morgendliche Bilder von dieser Strecke:

Hier wurde gerade die Technik eines der vielen Festivals, die hier im Sommer stattfinden, abgebaut

FKK-Strand

Es wird auch gerne sehr „naturverbunden“ genächtigt

Photoshooting, möglicherweise für ein Herrenmagazin

In einer Gaststätte aßen wir günstig zu Mittag. Die Bedienung sprach Englisch und konnte uns erklären, was auf der Speisekarte was war. Drei Getränke, zwei Mal Gemüse, ein Putenschnitzel, ein Mal Reis mit Pilzen und eine Portion serbischer Reis für nicht einmal 10 EUR.

Im Ort

Wir wollten anschließend zur rumänisch-bulgarischen Grenze laufen, die nur wenig weiter als einen Kilometer südlich von Vama Veche verläuft und im Schwarzen Meer mündet. Wir blieben am Strand und warteten auf ein Zeichen, das die Grenze markiert. Der Weg zeugte mit seinem vielem Müll davon, daß hier schon viele grenznahe Partys gefeiert wurden. Irgendwann erreichten wir einen Betonbunker, vielleicht wurde er von Ceauşescu zur Abwehr eines möglichen Angriffs aufgestellt? Er ähnelte zumindest sehr den kommunistischen Bunkern in Albanien. Oder waren wir schon in Bulgarien und er gehörte mal zur deren Abwehrlinie? Keine Ahnung – wir wußten ja nicht, in welchem Land wir uns gerade befanden. Als wir dort standen sahen wir einen Mann in Uniform oben auf der Böschung stehen, der ständig hin und her lief und durch sein Fernglas das Meer beobachtete. Daher liefen wir vorsichtshalber nicht weiter, auch wenn es so aussah, als hätte er uns noch nicht bemerkt.

Grenzbunker

Vlt. sollte das früher vom Grenzübertritt am Strand abhalten. Dank EU überfällig.

Bulgarischer Grenzer

An einer geeigneten Stelle kletterten wir vom Strand hinauf auf die Böschung und liefen in Richtung des Mannes. Die Szene war etwas surreal. Er war bulgarischer Offizieller, wie man an seinem kyrillisch beschriebenen Aufnäher auf der Uniform sehen konnte, und war hier ganz alleine. Er hatte einen alten Holzstuhl, um sich bei seiner wichtigen Aufgabe hin und wieder kurz ausruhen zu können. Der Grenzer schwieg uns an, als wir zu ihm kamen. Ich fragte, ob sein Standort die Grenze sei. Ja, das war sie. Ich fragte, ob ich ein Bild von der Grenze machen dürften. Leider war das verboten, oder er wollte es nicht. Er war dabei jedoch weder aggressiv noch freundlich, sondern fast gleichgültig. Als wollte er in seinem hehren Ziel nicht gestört werden, sah er als wir bei ihm waren immer wieder durch sein Fernrohr auf das Meer und lief ständig ein paar Meter hin und her.

Wir traten den geordneten Rückmarsch nach Rumänien an und machten, als wir ein Gebüsch als Sichtschutz zu ihm hatten, noch ein Bild von der gut 1,5 km entfernten Grenzstation an der Straße.

Taylan hart an der Grenze

Grenzstation an der Straße

Grenzweg

Camper mit alten italienischen Kennzeichen

Zurück im Ort war die Sonne beinahe untergegangen. Wir zogen wieder durch den Ort und genossen den lauen Abend. Wir stellten den Plan für morgen auf: Ausschlafen, losfahren und das Donaudelta ansehen. Laut unserer Straßenkarte sollte es da Campingplätze geben. Besonders Taylan freute sich sehr auf das Weltkulturerbe und Biosphärenreservat mit seiner eindrucksvollen Landschaft. Nur war fraglich, ob wir da als Low-Budget-Autotouristen glücklich werden würden, oder das ganze organisierten Touren vorbehalten ist. Je nach dem, wie das ausgeht, würden wir dort bleiben oder noch in Richtung Moldawien weiterfahren.

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