21. August 2011: Istanbul

Es wurde immer später, und so setzten wir uns in den Kopf, den Sonnenaufgang am Bosporus erleben zu müssen. Wir holten uns noch ein paar Efes in einem Kiosk. Gar nicht so einfach, denn viele führen keinen Alkohol. Anschließend setzten wir uns in ein Taxi nach Beşiktaş und setzten uns an die Wasserkante und tranken die Biere. Kurz nach Sonnenaufgang kam Felix, ein Deutscher mit seinem Kumpel vorbei und wir unterhielten uns ein wenig über Reisen und Istanbul. Er war mittlerweile hierher gezogen, obwohl er keine türkischen Vorfahren oder ähnliches hat. Einfach, weil es ihm hier gefällt.

Mit dem Taxi fuhren wir zurück zu unserem Haus. Ich schlief bis 17 Uhr und hörte im Halbschlaf etwas davon, daß Tarik uns zum Essen eingeladen hätte. Als ich wach wurde, mußten wir auch fast schon aufbrechen. Ismail kam mit.

Tarik und seine Frau empfingen uns sehr herzlich. Ich hatte in den letzten Tagen schon sehr wilde Geschichten über Tarik, speziell aus seiner „Kampfzeit“ gehört. Umsomehr wunderte es mich, daß er im Rollstuhl saß und fragte mich erst, ob das eine Folge dieser Zeiten ist. Dem war nicht so. Seit einem Autounfall auf der asiatischen Seite der Stadt ist er querschnittsgelähmt.

Der Verursacher flüchtete und Tarik ist seitdem, weil in Istanbul so gut wie nichts barrierefrei ist, beinahe in seiner Wohnung gefangen. Trotzdem hat er noch erhebliche Macht über das Viertel, weswegen er einfach nur irgendjemanden anrufen muß und fünf Minuten später dieser ihm sein Bier oder Rakı vorbeibringt. Dann läßt er einen Eimer mit dem Geld an einer Schnur auf die Straße herab und zieht ihn mit der Ware wieder hoch.

Es gab wieder einmal ein herrliches Essen und ein sehr interessantes Gespräch mit Tarik auf seinem Balkon, wobei mir Taylan etwas leid tat, denn sein Kopf glühte beinahe schon vom ganzen Übersetzen. Tarik sprach leider weder Deutsch noch Englisch.

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