15. August 2011: Guča (SRB) – Klokotnitsa (BG)
Tagesetappe: 610 km
Erst kurz vor Mittag konnten wir uns aus dem Zelt erheben und ganz langsam damit anfangen, zusammenzuräumen. Die Campingfläche war fast leer und wir waren eine der wenigen Gruppen, die noch nicht weggefahren waren. Der Müll wurde fein säuberlich getrennt auf die Wiese geworfen, anschließend geduscht und währenddessen von den Nicht-Duschern ein Frühstück im Supermarkt besorgt. Katha, Peter und Garci mußten den Bus nach Belgrad bekommen, dort wollten sie noch einen Tag bleiben, bevor der Flieger heim ging.
Als alles verstaut und verzurrt war legte ich noch eine Plastikfolie zum Schutz um den zerstörten linken Blinker – wer weiß wann ich einen neuen kaufen kann – und wir fuhren noch zum Supermarkt, weil wir Proviant und den guten Sliwowitz für 6 EUR den Liter vergessen hatten.
Jetzt hielten wir vollen Kurs auf die Türkei. Auf dem Weg zur Autobahn hielt ich bei jedem Schrottplatz entlang der Straße, wobei lustigerweise jeder nur für eine Marke zuständig war. Ein Schrottplatz Honda, der nächste Toyota, der nächste Opel, der nächste BMW. Nur für Mercedes gab’s nix. Irgendwann standen zwei fertige 123er ohne Kennzeichen auf dem Standstreifen, ein Haus direkt daneben wo alle möglichen Ersatzteile herumlagen, aber niemand anzutreffen war. Ich lief in den Garten und stieß auf die Frau des Autoschlachters, und machte ihr mit Zeichensprache klar, daß ich einen Blinker für meine weiße Ranzbimmel bräuchte. Auf Lager war nichts, aber ich konnte mir den Blinker aus dem einen erbsenwurstsuppengrünen 123er auf der Straße herausschrauben. Er hatte die gleiche Ausstattung wie meiner, die war aber verbraucht, das einzige was ich mir retten konnte waren die Fensterkurbelabdeckungen. Alles zusammen für 300 RSD, davon 100 Trinkgeld.
Neubeblinkert war nun noch das Thema mit dem Auspuffgeräusch zu klären. An einem seriöser aussehenden „Auspuh Servis“ (43°45'55"N, 20°38'24.18"E) hielt ich an und führte das Geräusch vor. „Ahhh, little problämm!“ Ich mußte kurz warten bis die Halle frei war und man machte sich ans Werk. Es waren tatsächlich nur die Schrauben der Auspuffhalterung lose, aber bei der Inspektion stellte man fest, daß der Auspuff schief hing. Tat er schon seit 2 Jahren. Bevor ich intervenieren konnte wurde die Flex angesetzt und das Rohr zwischen Mittel- und Endschalldämpfer abgesägt und neu drangeschweißt. Ich machte mir schon Gedanken darüber, daß man mich nun schröpfen werde, aber ich war wieder zu misanthropisch drauf. Das viele „Mersädäs gutt, Deutschland gutt“ war nicht geheuchelt, man meinte es echt gut mit mir und nahm nur 10 EUR (1000 RSD) für die halbe Stunde Arbeit. Ich bedankte mich vielmals.
In Krusevac hielten wir noch an einem Imbiß und aßen Salat und Burger. Der Appetit verging, als wir die Toilette sahen und konnten nur beten, daß die „Köche“ eine andere benutzten. Der Gastwirt dachte sich irgendwelche Fantasiepreise für unsere Portionen aus und laberte irgendetwas davon, daß er mal in Deutschland gearbeitet hätte. Wir waren froh, als wir raus waren. Nebenan in der Bäckerei holten wir noch Brot und fuhren auf die Autobahn, als wir eine Straßensperrung überwunden hatten, für die es keine Umleitung gab. Wir mußten uns über irgendwelche Feldwege den Weg bahnen.
Bis Nis, wo Joca herkam, der sich aber natürlich nicht gemeldet hatte, führte die Autobahn. Danach ging es über die Landstraße sehr gut voran bis zur Bulgarischen Grenze.
Wir tankten noch in Serbien bei der OMV bei km 361.941 für ugf. 1,23 EUR /L voll, weil es hier in Serbien günstiger sein sollte als jenseits der Grenze. Die Serbische Ausreise verlief problemlos, es wurden nur die Pässe angesehen und es gab keinen Ausreisestempel. Die Bulgarische Einreise war mit der Paßansicht abgeschlossen. Der Zöllner fragte nach dem Wohin, ich sagte „Turkey“ und wir durften direkt weiter – Die Uhr wurde umgestellt und wir reisten mit dem zwölften Land der Fahrt wieder in die EU ein. Natürlich war der Sprit hier 8 Cent günstiger als in Serbien.
Vollmond in Westbulgarien
Es ging schnell an Sofia vorbei, dahinter wurde noch bei McDonald’s Essen gefaßt, dort nahm man keine Euros an. Lediglich Bulgarische Mickeymaus (Bordsprache für ausländische Währungen) oder Kreditkarte.
Wir fuhren weiter durch die Nacht, die Straßen waren in Ordnung bis sehr gut. Beinahe fuhr ich einen Fußgänger tot, der schwarz bekleidet über die Straße stiefelte – was hätte ich da machen sollen? Ugf. 100 km vor der türkischen Grenze war ich schon verdammt müde, die anderen waren eingeschlafen. Ich stellte den Wagen im Leerlauf ab und hoffte daß keiner aufwacht, damit ich vlt. ein oder zwei Stunden Nickerchen machen kann und wir ohne unnötigen Stop weiterkommen. Aber beide wachten auf. Mein Vorschlag, im Auto zu pennen, wurde abgewiesen, daher suchten wir gegen 1 Uhr nach einem Motel.