9. August 2011: Budva (MNE) – Kruja (AL)

Tagesetappe: 200 km

Gegen 11 Uhr checkten wir aus. Wir bedankten uns sehr herzlich und nahmen Kurs auf Albanien. Vor der Grenze wollten wir uns Ulcinj ansehen, weil uns der dicke Schwabe auf dem Camping in Grebastica es wegen dem Strand empfohlen hatte. Auf dem Weg dorthin gab es in Bar einen riesigen Stau wegen den Ausfahrten der vielen Parkplätze und der Strandtouristen, die über den Zebrastreifen die Straße kreutzten.

Ulcinj entpuppte sich als Reinfall. Überfüllter Strand, überfüllte Straßen. Auch die Altstadt, die ganz nett sein sollte, ließen wir daher ausfallen. Es waren schon viele albanischsprachige Schilder zu sehen, auch die Wegweiser waren doppelsprachig, und so fanden wir heraus daß „Dhoma“ wohl „Zimmer“ heißt.

Von dort aus waren es nur noch 26 km bis zur Grenze. Wir kauften noch kurz Tomaten und Käse für ein Picknick ein und ab dafür! Die Straße zur Grenze wurde sehr schmal, teilweise nur 1,5-spurig und die Leere hier versprühte „Land’s End“-Stimmung. Noch ein paar Häuser und Tante-Emma-Läden folgten, sowie die fast menschenleeren Kleindörfer Vladimir und Sukobin, dann kam die Grenze. Gottlob gab es keinen Stau.

Der montenegrinische Polizist sah sich die Pässe und unsere Einreisestempel an und ließ uns dann weiter vorfahren, im Schalter den ich für den Zoll hielt saß schon der Albaner. Ausreisestempel gab es wohl nicht. Er las unsere Pässe in den Computer ein und gab sie uns dann sofort zurück, wir konnten weiter. Kein Einreisestempel! Der Zoll war nicht da und der an der Schranke wartende Polizist öffnete sie und pfiff uns weiter. Wow, war das unkompliziert! Land acht.

Wenige Meter hinter der Grenze, der erste 123er
Albanien steht Marokko in nichts nach – Fahrschulen (Autoshkollë) verwenden fast ausnahmsloser 190Ds

In Shkoder berieten wir, wo wir übernachten und was wir uns in Albanien angucken sollten. Wir kamen zu der Erkenntnis, daß es im Norden kaum etwas für uns sehenswertes gab und suchten uns daher die drei Ziele Kruja, Berat und Gjirokaster heraus. In Shkoder wechselten wir noch Euros in Albanische Lek (ALL) – Kurs 139 ALL = 1 EUR – und tankten für umgerechnet knapp 1,15 EUR /L voll, da die Reservelampe schon lange leuchtete und sich die Tanknadel auch von den 10 EUR die ich kurz nach der Grenze vertankte kaum beeindrucken ließ. Der Herr in der Western-Union-Wechselstube outete sich als Raubritter, denn nachdem ich meine restlichen kroatischen Kuna-Scheine zu einem sowieso schon schlechten Kurs gewechselt hatte tat Jonas es mir gleich, bekam aber kein Geld zurück, da man sich angeblich bei mir verrechnet hatte und es erst jetzt stimmen würde.

Moschee in Shkoder

123er Leichenwagen

116er Leichenwagen - in derselben Straße

Eine offensichtlich in Deutschland ausrangierte Zapfsäule 

Eine überraschend gute Straße führte in Richtung Tirana, aller Schauermärchen waren – bis hierhin – absolut unzutreffend, denn auch die Albaner wissen, was Steuern sind und wie man die für den Straßenbau nutzen kann. Zwischendurch war es kurz holperig, dann kamen aber zur Entschädigung sofort wieder 20 km feinste vierspurige Schnellstraße. Die Abfahrt nach Kruja verpaßte ich glatt zwei mal, dann erreichten wir Fushe-Kruja, wo ich noch mal Lek aus dem Automaten zog. Weiter ging es durch einen weiß eingefärbten Wald, denn hier wurde gerade eine Straße neu gebaut, wobei sich der Aushubstaub auf die Bäume legte. In Kruja führten extrem steile Straßen zum Ortskern, einmal mußte ich sogar Anlauf nehmen um eine Kreuzung passieren zu können. Wir steuerten das Hotel Panorama an, das der Lonely Planet nannte und empfahl.

SH 1, Shkoder – Tirana

Der Rezeptionist sprach gut deutsch und zeigte mir das Zimmer. Es sei für 35 EUR die Nacht zu haben. Pro Person? Nein, insgesamt! Das war grandios. WLAN, Klima und Fernseher und dazu noch der großartige Ausblick. Auch Frühstück und überdachtes Parken waren inkludiert. Lustigerweise war eine der ersten Fragen, die er stellte: „Sind Sie drei Männer?“. Albanien ist muslimisch geprägt.

Nach dem Einchecken liefen wir zur nahegelegenen Festung. Ein kleiner Junge kam des Weges und bot an, uns den Weg durch das Gestrüpp zu zeigen. Aufgrund der etwas schlechten Erfahrungen in Marokko wies ich ihn schroff ab, er ließ sich jedoch nicht abwimmeln. Sei’s drum. Er führte uns hinauf und wollte dann überhaupt gar kein Geld haben. Das warf mich um. Damit hätte ich verdorbener Geist nie gerechnet. Ich hatte glatt ein schlechtes Gewissen, daß ich ihn so behandelt hatte. Hier ist man ist wohl wirklich noch froh über Touristen!

Das Skanderbeg-Museum an der Festung Kruja
Skanderbeg ist der albanische Nationalheld (w)

Von der Festung bergab gab es viele Stände in kleiner Basarstraße. Leider bekam ich hier keinen Albaniensticker. Wir liefen weiter hinunter bis nichts sehenswertes mehr kam, die Sonne ging gerade unter und man konnte und man konnte über die Tiefebene, durch die die Hauptstraße führte blicken, wobei der Smog, der in der Luft hing, schon ziemlich kraß anzusehen war.

Blick zurück zur Festung

123er-Nutztiere überall!

Irisches Kennzeichen
Albaner haben sich in ganz Europa verstreut und kommen gerne mit ausländischen Kennzeichen zum Heimaturlaub zurück
Foglich sieht man hier Kennzeichen aus aller Herren Länder

Leider gibt es auch solch unschönere Szenen zu sehen

Wir bogen in eine „Chocolatebar“ ab und wollten uns ein paar kühlende Getränke genehmigen. Eine Karte gab es hier wohl nicht, oder man verstand uns nicht. Wir nahmen uns also einfach die Getränke aus dem Kühlschrank und unterhielten uns bei Amstel, Kulmbacher und Kapuziner. Wir bezahlten, es kostete auch beinahe nichts, also rundeten wir großzügig auf. Das verstand man wiederum überhaupt nicht, und wollte uns partout das Restgeld zurückgeben. Die 30 ALL Trinkgeld, die wir dann dortließen, zauberten den jungen Kellnern beinahe Tränen in die Augen. Die Straße bergauf fand ich noch einen Autoteile Handel „Auto-Turi“. Dort wurde noch fix ein Ölfilter gekauft, weil der Ölwechsel anstand. Auch hier wurde ich sehr freundlich behandelt. Die Bedienung freute sich sichtlich darüber, daß Touristen da waren.

Blick von Kruja nach Fushe-Kruja

Im Hotelrestaurant aßen wir zu dritt für 1650 ALL gut und lecker und inklusive Getränke zu Abend und wieder wollte der Kellner das Trinkgeld nicht von selbst annehmen.

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