Marokko – Juli/August 2010

Warum Marokko, warum Afrika, warum Wüste? Warum diese Strapazen? Zunächst mal ist dies nur ein logischer Schritt nach der Überquerung des Polarkreises in Finnland 2009. Der Wendekreis des Krebses liegt etwas südlich von Dakhla in der von Marokko besetzten Westsahara. Auf dem Weg dahin lassen sich doch ganz bestimmt viele interessante Sachen ansteuern wie Marrakech, die Saharadünen von Erg Chebbi oder ganz profan auch einmal Spanien, das ich auch noch nie mit dem Auto bereist habe, dachte ich mir. Schon während der Reise zum Nordkapp kam ich mit Taylan ins Gespräch darüber, wo man 2010 hinreisen könnte. Ich brachte den Vorschlag „Marokko“ ins Spiel und er war sofort begeistert und sagte seine Teilnahme zu. So stand das Ziel fest.

Studiumsbedingt konnte Taylan leider nur während der Semesterferien wegfahren, also blieb nur der Sommer als Reisezeit übrig. Alle hielten uns für verrückt, im Sommer in die Wüste zu fahren. Ich sah das alles ganz locker, was soll uns schon passieren? Ich füllte einen Trinkwasserkanister mit feinstem Wiesbadener Leitungswasser und warf ihn für etwaige Notsituationen in den Kofferraum. Wir wollten die Hauptverbindungsstraßen sowieso nicht verlassen, also war das Risiko des Verdurstens gewissermaßen minimiert. Abgesehen davon haben sowieso viele Menschen eine falsche Vorstellung von Marokko. Man ist eigentlich nirgendwo so wirklich „allein“. Selbst in der einsamen Westsahara gibt es alle paar Kilometer eine Militärstation oder ein Dörflein, wo man Hilfe oder Getränke bekommt. Alles ganz locker ...

Die Vorbereitung der Tour begann mit dem Beantragen der Reisepässe. Ich ging also zum „Bürgerbüro“, wie das Wiesbadener Einwohnermeldeamt seit dem Versuch der Verwaltungsmodernisierung vor 1-2 Jahren heißt. Man muß wirklich sagen, daß es dort mittlerweile vergleichsweise flott abgeht. Die Öffnungszeiten sind mit 8-20 Uhr auch sehr freundlich gegenüber Menschen, die als Knechte des Kapitals ihre Arbeitskraft verkaufen, so wie ich es tue. Ich hatte schon vorher brav die benötigten Verbrecherphotos fertigen lassen (vulgo „biometrische Aufnahmen“) und durfte dann meine Fingerabdrücke scannen lassen. Nachdem man nach Kriegsende in der Bundesrepublik den Fingerabdruck richtigerweise aus den Ausweisdokumenten verbannte wurde er mit dem „ePass“ wieder eingeführt. Was die Angst vor dem Terror (oder vielleicht vielmehr die Macht der USA, die das Vorhandensein dieses „Features“ als obligatorisch für eine Einreise festsetzte und die EU zur Einführung der biometrischen Merkmale in den Pässen drängte) so alles möglich macht ...

37,50 Euro ärmer wurde ich dann verabschiedet, sechs Wochen später durfte ich das lila Büchlein abholen. Taylan mußte kurzfristig noch Deutscher werden, bevor er seinen Reisepaß beantragen konnte, doch im Februar meldete auch er Vollzug.

Im Juni warf ich bei einer feucht-fröhlichen Grillerei die Frage in die Runde, ob noch jemand mitfahren wolle. Katharina fand die Idee genial und sagte zu. Francis las meine Ankündigungen im Gesichtsbuch und wollte auch noch unbedingt mitfahren. Gerne, sagte ich. Zum Glück hatte ich von Roger aus Paris (www.mercedesw123.fr) einen riesigen Dachgepäckträger ausgeliehen bekommen, daher waren extreme Platzprobleme nicht zu erwarten gewesen.

Von Martin aus Soizbuag (www.dur.st) und Florian (www.dust-and-diesel.de) erhielt ich einige Tipps aus erster Hand. Beide waren schon mehrere Male vor Ort und wußten einige Tipps und Tricks zum Besten zu geben. Florian sendete mir außerdem die Koordinaten von Campingplätzen, die er empfehlen konnte. Das hat uns wohl einige Unannehmlichkeiten erspart.

Auch Besolds Reiseberichte (www.brauner-benz.de) und der Marokkobericht von Jan (www.untermrad.de) gaben Inspiration für die Routenplanung. Ich stellte den anderen meine Routenplanung vor: In einem Rutsch bis nach Südspanien und auf die Fähre, dann nach Chefchaouen, Fez und über den Atlas nach Errachidia und zu den Dünen von Erg Chebbi. Anschließend die Todra- und Dades-Schlucht besichtigen, über den Tizi-n-Tichka nach Marrakech, von dort über den Tizi-n-Test nach Agadir und ab in die Westsahara. 1200 km nach Süden, bis nach Dakhla, von dort zum Wendekreis und wieder zurück nach Norden. Je nach verbleibender Zeit könne man dann noch Casablanca oder Essaouira ansteuern. In Europa wären dann auf dem Rückweg noch so Schmankerl wie Gibraltar, Sierra Nevada, Barcelona, Cote d’Azur und die Alpen übrig geblieben. Christian bot uns an, in Bludenz übernachten zu können bevor es auf die letzte Etappe in die Heimat ging. Die Vorschläge wurden von allen abgenickt.

Am 13. Juli hatte ich bereits Urlaub, ich ging mit Taylan und Francis einkaufen um Vorräte anzulegen. Anschließend fuhren wir nach Budenheim und bestückten den Dachgepäckträger mit den Ersatzreifen und dem 20L-Kanister und entfernten allen nicht benötigten Kram aus dem Auto.

Die Abfahrt war für den 14. Juli mittags festgelegt.

Gesamtstrecke: 11.901 km

Besatzung
Keks Fahrer
Taylan Inventar, Sprachmittler Französisch
Francis Sprachmittler Spanisch
Katharina Köchin

Juli
14. 15. 16. 17. 18. 19. 20.
21. 22. 23. 24. 25. 26. 27.
28. 29. 30. 31.


August




01. 02. 03.
04. 05. 06. 07. 08. 09. 10.
11. 12. 13.