19. Juli 2010: Azla – Chefchaouen
Tagesetappe: 80 km
Ich verbrachte die Nacht auf dem
Dachgepäckträger, da bekanntermaßen nicht ausreichend Platz für
vier Personen in einem Zelt zur Verfügung stand. Zum Einschlafen
brauchte es einige Zeit, denn bis in die späten Abendstunden
trällerte es arabische Musik vom Eingang über die Fläche.
Unser persönlicher
Müllbeutelhaken
123er Stilleben
die
„reparierte
“
Einspritzleitung
Wir brachten sehr zeitig auf, denn
länger als nötig wollten wir in Azla nicht bleiben. Die Strecke
nach Oued Laou war natürlich überhaupt nicht gefährlich, bot dafür
aber sehr imposante Blicke auf unbewohnte Berge und Täler. Bei einer
Rast kamen aus dem nichts zwei kleine Marokkanerkinder an, welche als
erste etwas aus unserer Kadoh-Tüte
bekamen und sich darüber sehr freuten, aber
aufgrund der Sprachbarriere nicht mit uns redeten konnten.
Es rasseln die Ketten,
Es dröhnt der Motor,
|: Panzer rollen in Afrika vor. :|
Rast auf 35° 18' N,
5° 12' W
Hinter Oued Laou bogen wir landeinwärts
ab, es ging durch Cannabisfelder bis zur Hauptstraße in Richtung
Chefchaouen. Die beschworenen Drogenkontrollen und Begegnungen mit
Verbrechern blieben aus. Es zeigt sich mal wieder, das Panikmacher
meistens deswegen Panik machen, weil sie größtenteils nur
Geschichten vom Hörensagen verbreiten und oft selbst noch nie an den
Orten waren, vor denen sie warnen. Oder, wenn überhaupt, einen
Einzelfall zur generellen Lage hochstilisieren. Auf dem Weg gab es eine
sehr lange
Baustelle, teils staubig, teils geschottert. Einmal mußten wir
anhalten, weil ein steiles Stück Schotterstraße, das wir zum Glück nur
bergab fahren mußten, immer wieder glattgezogen wurde. Die
entgegenkommenden Autos, darunter viele 123er-Taxen, schlugen sich
darum, als erster fahren zu dürfen, blieben stecken, schoben sich
gegenseitig an und sorgten so dafür, daß der Fahrer des
Baustellenwagens, der den Schotter glattziehen mußte, an den Rand
des Nervenzusammenbruchs kam. Der Arbeiter, der unten eigentlich den
Verkehrsfluß regeln sollte, hielt gerade Siesta. Eine Szene wie aus
einem Slapstickfilm.
Hier muß dann auch
mal der Fahrgast mitschieben
Die laut der
gestrigen Bekanntschaft lebensgefährliche Strecke nach Chefchaouen
Bald rollten wir dann in Chefchaouen
vor. Der Campingplatz war ausgeschildert, der Platzwart sprach
perfekt Englisch, die Sanitäranlagen waren nur etwas schlechter als
in Tarifa. Hier ließ es sich aushalten. Wir beschlossen, hier 2-3
Nächte zu bleiben und uns erst mal ergiebigst auszuruhen.
Vom Campingplatz führt ein kleiner steiler Weg direkt in die Innenstadt, durch einen verfallenen Friedhof hindurch, mit sehr schönem Panorama. Wir wanderten durch die Medina und ließen uns von den Eindrücken verzaubern. Nach dem Desaster in Azla war dies ein erstes Anzeichen der schönen Seiten Marokkos. Für Erheiterung sorgte noch der geschätzt 15-jährige Kellner im Restaurant, der mit seinen Deutschen Weisheiten wie „von nix kommt nix“ oder „schaffe schaffe Häusle baue“ sehr gut bescheid wußte. Das Essen war spottbillig und sehr lecker. Der feilgebotene Zucker mit Pfefferminztee für 5 Dirham das Glas lief in Strömen unsere durstigen Kehlen herunter.
Straßenkunst
Die Empore über dem Marktplatz