12. August 2010: Girona – Grenoble

Tagesetappe: 570 km

Die Nacht war sehr kurz, denn schon weit vor der Mittagszeit brannte die Sonne Zelt und Auto nieder. Wir fuhren auf der N-II weiter in Richtung französische Grenze und hielten in Figueres beim Lidl an, um letztmalig günstig und in einer vernünftigen Sprache einzukaufen. Der Wagen füllte sich rasch, jedoch mußte eine deutsche Touristenfamilie mit ihrem kleinen Kevin-Marcel den gesamten Laden unterhalten. Die Mutter diskutierte lautstark mit ihm um einen Milchreis ... In Marokko fand man als Elter für solche Situationen effektivere Lösungen, wie wir im Metro in Agadir beobachten durften.

Ein paar Kilometer weiter frühstückten wir an einem Parkplatz, wo sich deutliche Erschöpfung bei Katha, Francis und Taylan zeigte. Erste Rufe nach der Heimat wurden laut, doch eigentlich hatten wir noch ein Programm für die nächsten Tage. Es setzte zu allem Überfluß auch noch Regen ein. Um die suizidale Stimmung nicht zu fördern fuhren wir weiter.

In La Jonquera wurde der Tank des Daimlers gefüllt, während der Regen immer heftiger wurde. Ein Stau in Richtung der Grenze zwang uns im letzten Moment noch auf die Autobahn, das kurze Stück bis zur Französischen Grenze kostete weniger als 1 EUR. Wir waren fast ohne Maut zu bezahlen durch dieses riesige Land hindurch gekommen - gute 35 EUR gespart! Um 15:30 Uhr verließen wir Spanien. Es gab keine Kontrollen und so waren wir wieder in dem Land, das uns auf dem Hinweg fast in den Ruin getrieben hätte. Als der Regen gegen 17 Uhr aufhörte hielten wir an einem Rastplatz. Nun traten die Meinungsdifferenzen ungeschönt hervor. Obwohl die Route festgelegt war und in den letzten Wochen nicht ein Mal zur Diskussion kam wollten außer mir nun alle auf direktem Wege nach Wiesbaden fahren. Keiner hatte mehr Kraft für die geplanten vier Tage in den Alpen und in Italien. Ich versuchte alles, um die anderen umzustimmen, denn ich hatte eigentlich nicht umsonst Urlaub bis zum 18. August genommen und die Alpen waren für mich ein elementarer Bestandteil einer Fahrt nach Süden. Ich wollte unter keinen Umständen darauf verzichten aber mußte nach und nach erkennen daß ich in der Unterzahl war und es keinen Zweck hatte. Die Entfernung zum Heimathafen war so gering, daß er in greifbarer Ferne lag und nun sehnte sich jeder nach dem Sprung zurück in das geregelte Alltagsleben, in dem Bett und Dusche zur jeder Zeit zur Verfügung stehen.

Dies war wohl mein Lehrgeld, denn eigentlich ist es nur nachvollziehbar wenn man nach vier Wochen in einem anderen Kulturkreis nur noch 1000 km von der Heimat entfernt dorthin zurück möchte und eigentlich gefaßte Beschlüsse über den Haufen wirft. Beim nächsten Mal muß also anders geplant werden.

Das Navi wurde zähneknirschend umgestellt und die Fahrt durch die Nacht hindurch begonnen. Bei Nimes nahmen wir die Abfahrt in Richtung Genf und nicht in Richtung Nizza, damit war das Ende der Reise nun endgültig besiegelt. Ich gab das Steuer an Katha ab und fiel sofort in einen bis dahin nur selten gekannten Tiefschlaf, wohl ob der Enttäuschung die in mir steckte und weil selbst ich jetzt nur noch heim wollte. Dieser Schlaf wurde nur dadurch unterbrochen, daß uns das Navi auf der Querverbindung zwischen Valence und Chambery auf dem Weg nach Genf in die Walachei lotste und wir in einer Sackgasse landeten, in der wir nur noch gerade so wenden konnten. Der Tag war zuende, doch es ging unaufhörlich weiter.

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