29. Juli 2010: jour de repos – Agadir

Morgens trafen wir einen der Platzwärter. Der Platz gehörte einem französischen Ehepaar, was das hieß war klar – Taylan mußte ran. Der Platz war kein klassisches Campingdomizil sondern eher etwas für richtige Wohnmobile oder Leute, die dann wenigstens ein Nomadenzelt mieten würden. Man war nicht besonders glücklich darüber, daß wir keines dieser teuren Zelte mieten und auch kein Zimmer haben wollten und bemühte sich nicht, dies zu verbergen. Die Nacht mit normalem Zelt sollte 200 Dirham kosten. Immerhin gab es dafür gute Sanitäranlagen und einen 1A Pool. Mit unserem Zelt mußten wir ganz nach oben an die Mauer ziehen, damit wir nicht den Premiumplatz unten am Eingang verschwendeten. Dort hatten wir das Zelt gestern Nacht ganz unbemerkt neben einem Mainzer Kennzeichen aufgebaut.

Es war ein Karosseriebauer, der mit seinem selbstgebauten „XTerra-Mobil“, einem übergroßen Bundeswehr-Unimogaufbau mit mindestens 20 Litern Verbrauch aus Deutschland hierher gegondelt war. Er hatte seine zwei viel zu groß geratenen Hunde, seine Frau und sein Kind dabei, war aber ganz lässig drauf und berichtete amüsante Anekdoten seiner Reise.

Sie hatten von Genua nach Tanger übergesetzt, weil das günstiger war als in Frankreich und Spanien Diesel zu verbrennen. Nun waren sie ein wenig im Hochgebirge unterwegs und wollten mit ihrem Panzer nach ein paar Tagen hier auf dem Platz wieder zurück in die Heimat rollen. Agadir sei scheiße, man sei nur wegen dem Platz hier und die Marokkaner nervten angeblich auch schon ganz arg.

Er hatte auch ein paar praktische Tipps, die er zum besten zu geben wußte. Auf die beliebte Frage „First time Morocco?“ dürfe man auf gar keinen Fall „Yes“ antworten. Natürlich war man schon mehrfach da und kenne sich mit allem aus, dann ließen sie einen in Ruhe. Klingt logisch, auch wir haben diesen Fehler schon mehrmals begangen und wurden dafür bestraft.

Wir kühlten uns ein wenig im Pool ab, wuschen etwas Wäsche, zogen mit dem Zelt bergauf und machten uns am frühen Nachmittag auf zum Strand.

Das Zelt, nun oben auf der Anhöhe, verscheucht vom unfreundlichen Platzwart

Den Wagen ließen wir auf einem bewachten Parkplatz stehen. Der Strand war stark überfüllt, man fand kaum einen Platz, sich niederzulassen. Ein leichter Uringeruch störte genauso wie aufdringliche Hasch- und Eishändler. Taylan und ich ließen die anderen beiden zurück, um etwas zum Essen aufzustellen und fanden nach einer kleinen Odyssee eine Gaststätte im Hinterland. Hier probierte ich zum ersten Mal „Bastilla“, eine marokkanische „Spezialität“. Eine Süßspeise mit Taubenfleischeinlage. Schmeckt genauso schlecht wie es klingt, aber probiert wollte ich es mal haben. 

Gegen 19:45 fuhren wir zurück zum Campingplatz und hielten noch am Metro, der naturgemäß auf dem Weg lag. Ab 20:00 Uhr ist die Alkoholabteilung geschlossen, aber mit nettem Fragen durften wir uns noch eine Kiste „flag speciale“ sichern.

Ich fahre noch die Industriestraße, an der auch der Metro liegt, auf und ab und suche nach einer Mercedes-Niederlassung. Hier gibt es alle Automarken, aber keinen Mercedes. Klar, der Marokkaner kauft selten neue Mercedes und läßt sie wohl auch nicht beim Händler warten. Aber einen Nummernschildhalter mit dem Aufdruck „MERCEDES BENZ AGADIR“ hätte ich schon gerne gehabt. Vielleicht in Casablanca …

So etwas wie eine sehenswerte Altstadt oder überhaupt irgendetwas Sehenswertes gibt es in Agadir nicht zu sichten. Nach einem Erdbeben 1960 wurde hier alles wie auf dem Reißbrett wieder aufgebaut, leider ist nicht mehr als eine Metropole für Strandtouristen draus geworden. Worin der Reiz liegt, zwei Wochen lang statt an einem europäischen an einem afrikanischen Strand zu liegen, mag sich mir nicht erschließen. Das ist doch nicht Marokko hier?!

Abends genossen wir die lauwarme Luft, kochten etwas leckeres aus dem frischen Gemüse vom Metro und entspannten uns im Pool.

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