26. Juli 2010: Tinerhir – Tizi-n-Tichka – Marrakech
Tagesetappe: 430 km
Für die beiden Nächte bei Camping Ourti in Tinerhir zahlten wir 185
MAD, also 92,5 MAD pro Nacht. Das ist für den gebotenen Standard
wirklich absolut in Ordnung. Wir packten zusammen, genossen die letzte Dusche
hier in Tinerhir und zahlten. Unser Ziel für heute war Marrakech, über
Ouarzazate und die von der UNESCO unter Schutz gestellte Lehmstadt Ait Benhaddou,
die Taylan unbedingt sehen wollte. Abfahrt war um 10:15 Uhr.
Ein von Toufik in Meski geflochtenes Kamel fand seinen Platz am
Innenspiegel
Holländische Kennzeichen, wie dieses Exportschild, sieht man sehr
häufig
38 °C unter der Fahrt obwohl die Lüftung auf AK lief
Für die ersten Kilometer nahm ich auf der Beifahrerseite Platz, ich war die Strecke ja gestern schon gefahren
Vallée du Dades
Edle Straßenbeleuchtung in Ouarzazate – nur für wen? Passanten
sah man keine, Häuser auch nicht.
Die berühmten Filmstudios in Ouarzazate, hier wurden Filme wie Star Wars und Gladiator gedreht ...
Wenige Kilometer hinter Ouarzazate muß man einen Abzweig nach
Ait Benhaddou nehmen und die N9 verlassen
Parkplatz Aït Benhaddou
mal wieder ein „Deutsches“ Kennzeichen ...
... wenige Meter weiter sogar ein echtes!
Vom Parkplatz läuft man wenige Meter, vorbei am Hotel und
Restaurant „Kasbah“, wo wir später auch einkehrten und ein durchschnittliches
Essen einnahmen, herunter zum rotgefärbten Fluß. Hier sieht man bereits die
beeindruckenden Lehmbauten. Sie stammen wohl aus dem 11. Jahrhundert, für
Detailinformationen verlinke ich zur
allwissenden Müllhalde.
wieder jede Menge Ramschläden ...
Erheiternd waren die kleinen Marokkaner, die einen überreden wollten, die lebensgefährliche Flußpassage mit einem ihrer Esel zu bestreiten:
„Baby, won't you ride my donkey?“
Francis, Katha und ich zogen es vor, einfach die Hosenbeine ein wenig hochzukrempeln und die Schuhe auszuziehen. Taylan wollte schönere Photomotive ein wenig flußabwärts finden und trennte sich von uns. An den Lehmbauten angekommen saßen ein paar Alte im Schatten und knöpften uns erst mal 10 Dirham pro Person als Eintritt ab. Wir gingen hinein und stiefelten ein paar Treppen in einer solchen Kasbah hoch. Wir standen dann auf deren Balkon und kamen nicht weiter. Einer sprach uns an, und eklärte, daß er unser Führer sein und nun 100 Dirham von jedem bekommen würde.
Nicht mit uns! Wir verzichteten, kamen aber ohne Führer
auch nicht weiter hoch in die Dorfschaft, sondern konnten uns nur den unteren
Teil anschauen. Wir liefen parallel zum Fluß und erreichten eine provisorische
Brücke, wo wir Taylan sahen. Über diesen Hintereingang hereingekommen mußte er
natürlich keinen Eintritt zahlen. Raffinierter Bursche!
Laut der Karte könnte man theoretisch von Ait Benhaddou aus weiter in Richtung Marrakech fahren, doch die Streckenbeschreibung zeugt für Ernüchterung: Ohne 4x4 nicht machbar. Also wieder zurück zur N9 und in Richtung Marrakech fahren, das führt einen automatisch zum Tizi-n-Tichka. Die Strecke steigt an, die Paßhöhe ist auf 2200 m Höhe. Die Straße ist gut ausgebaut, immer zweispurig.
Tizi-n-Tichka
Auf der Paßhöhe scharten sich schnell die Besitzer der umliegenden Geschäfte um uns und wollten mit uns Umsatz generieren. Einer zerrte uns in seinen Laden, wir mochten aber immer noch nichts kaufen. Ich ließ mich zu einem Tauschhandel breitschlagen und gab ihm ein Schlüsselband und ein paar Stifte, dafür schenkte er mir eine Kette und ließ mich einen Goldth-Sticker auf seine Scheibe kleben, ein Beweisphoto durfte natürlich nicht fehlen.
Wir wollten schon losgefahren sein, doch ein anderer Händler kam noch zu uns und bat um Zigaretten, die er auch erhielt. Doch er erzählte immer weiter und bat mich inständig, auszusteigen und noch mal fix in seinen Laden zu kommen.
Er erzählte davon, daß er wirklich nichts verkaufen wollte
und sich nur freuen würde, deutsche Gäste zu haben. Er schwärmte von Deutschland und
zählte seine Verwandtschaft dort auf. Er fragte mich, wie alt ich sei und konnte nicht
nachvollziehen, daß Haus, Frau und Kind nicht in mein Lebensmodell paßten. Er
drückte mir noch ein paar Ketten für meine weibliche Verwandtschaft in die Hand,
verabschiedete sich herzlich und wünschte mir viel Gesundheit sowie Glück im
Leben. Zum Dank erhielt er noch einiges aus unserer Kadoh-Tüte.
Während des Abstiegs machten wir an einer Kurve Rast, aßen
eine Kleinigkeit aus der Freßkiste und genossen die vergleichsweise „kühle“ Luft
hier im Gebirge. Taylan machte einige beeindruckende Photos, nachdem er auf eine
Anhöhe gestiegen war. Die vorbeifahrenden Lastwagen hupten fleißig, als sie uns
Weiße und unser Auto erspähten.
Unternehmung Ali ibn ben Dirhammoud, täglich Ouarzazate –
Marrakech
Marrakech erreichten wir kurz nach Sonnenuntergang. Wir folgten der N9 bis zur Kreuzung mit der N8 und folgten dieser in Richtung Stadtmitte. Linkerhand zeigte sich Metro Marrakech: 31°38'49"N, 7°56'43"W.
Wir bedienten uns aus den Hochregalen und nahmen reichlich Nahrungsmittel und Getränke in den tollen Großpackungen mit zur Kasse. Bier und Wein durften natürlich nicht fehlen, unsere Vorräte waren erschöpft, genauso wie wir von der Durststrecke in der Wüste. Obwohl wir kein Gewerbe hatten durften wir alles mitnehmen, nicht mal unsere Ausweise waren von Interesse. Der Typ zwischen Kasse und Ausgangstür kontrollierte den Bon nochmals eifrig, obwohl wir die einzigen Gäste waren und er uns an der Kasse genau beobachtet hatte. Nicht nach dem Sinn fragen!
Ich versuchte durch das Befahren der Hauptstraßen eine immer größer werdende Übereinstimmung zwischen den Koordinaten die ich notiert hatte mit den Koordinaten auf dem Navi zu erreichen, was nicht dadurch vereinfacht wurde, daß ich Dezimalangaben mit Grad, Minuten und Sekunden vergleichen mußte. Schließlich erreichten wir den Campingplatz doch und eine ziemlich schlechte Piste führte von der Hauptstraße dorthin. Wir hatten schon wieder Panik vor einem zweiten Azla, doch der Campingplatz stand dort wie eine Oase in der Wüste. Die Rezeptionistin stammte aus Frankreich und konnte folglich nur ihre Affensprache zum Besten geben. Gekonnt delegierte ich die Aufgabe der Anmeldung an Taylan. 240 MAD kostete die Nacht für uns. Der teuerste Platz für uns in Marokko, doch diesen Luxus gönnten wir uns nun einfach mal. Der Platz war sauber, hatte einen einwandfreien Pool und gute Sanitäranlagen. Er wurde erst vor wenigen Jahren auf der grünen Wiese neu gebaut. Auch wenn die unfreundliche Besitzerin es nicht verdient hatte, mieteten wir uns ein.
Alles ging soweit
glatt, wir bauten unser Camp auf und gaben sogar noch unsere Wäsche ab. 60
Dirham pro Waschgang fanden wir schon stattlich, aber hier gibt es ja auch nicht
gerade Wasser im Überfluß. Eine Stadtführung lehnten wir ab, der Erfahrung aus
Fez folgend.