11. August 2010: Arcos de Jalón – Zaragoza – Barcelona – Girona

Tagesetappe: 570 km

Morgens mußte zunächst einmal geduscht werden. Wir fuhren zur nahegelegenen Tankstelle, die eine Fernfahrerdusche hatte. Die Kassiererin wollte uns jedoch auch gegen Bezahlung nicht duschen lassen, weil wir keine LKW-Fahrer waren. Als wenn das die Dusche interessieren würde! Sie schickte uns zur Gaststätte an unserem Nachtplatz zurück. Dort konnten wir einfach mit unsren Duschsachen hineinlaufen und die Duschen im Klobereich benutzen, niemanden störte es und keiner wollte ein Geld dafür haben. Höflicherweise kaufte Katha dennoch eine Runde Eis für uns.

Frisch gestärkt und sauber fuhren wir auf der Autopista bis Zaragoza, wo das Hungergefühl bei McDonald's gestillt wurde. Auf dem Gelände, dem „Diagonal Plaza“, befand sich die Firma „Autoplaza“, der spanische Klon von ATU. Ich sah den Reifen vorne links an, der in Boujdour auf der Felge gedreht wurde und stellte fest, daß er kein Profil mehr besaß. Vorne rechts war der Reifen innen blank und außen noch mit ausreichend Profil gesegnet. Also bei der Werkstatt vorgefahren, wo wir die einzigen Kunden waren. Francis brachte dem Meister mein Anliegen bei: Er sollte den Reifen vorne links mit dem aus der Reserveradmulde wechseln und den Reifen vorne rechts auf der Felge umdrehen. Er erklärte mich in einem Anfall industriestaatlicher Pedanterie für verrückt und sagte, man könne den Reifen nicht einfach umdrehen, weil er laufrichtungsgebunden sei. Als wenn mich das interessiert hätte. Ich wollte damit nur noch nach Deutschland zurück kommen - dort hatte ich richtige Reifen im Keller, um die es schade wäre. Hier aber handelte es sich um einen schäbigen Fulda Diadem von 1998. Solange das Rad keine Unwucht hat, ist doch alles in Ordnung ...

Er erklärte sich bereit auf meine Verantwortung hin die „Reparatur“ durchzuführen und setzte sich in den Wagen, um ihn zur Hebebühne zu fahren. Als wenn es sich um einen Neuwagen handelte zog er dem Fahrersitz noch einen Schonbezug auf, bevor er einstieg. Während der Arbeiten sprach er mit uns und seinen Gesellen darüber wie verrückt wir seien mit dem alten Benz nach Marokko zu fahren und die ganzen alten Reifen zu verheizen. Aber was soll's, es ist staubtrocken gewesen und hat ungefähr drei mal kurz geregnet in den letzten vier Wochen, da sind Slicks ja bekanntlich am sichersten.

Nun hatten wir alle Ersatzreifen aufgebraucht. Ich hatte noch nie eine Reifenpanne unterwegs und hatte daher erst überlegt, ob ich nur einen Ersatzreifen mitnehmen sollte. Aber nun stellte es sich als glücklicher Zufall heraus, daß ich im April einige alte Schinken auf Felge montiert vom Besold geschenkt bekommen hatte und wir die nun dabei hatten, denn das Problem mit den einseitig abfahrenden Reifen war mir vor der Abfahrt nicht bekannt. Ich gehe davon aus, daß es am Lenkgetriebe lag, das schon länger ein außerordentliches Spiel zeigte, oder daß im Februar beim Spureinstellen gepfuscht wurde. Und in Augsburg lagen die Räder eh nur sinnlos herum und wären wohl nie aufgebraucht worden und bald zu alt für so eine Tour gewesen. Die Dinger waren wohl mal auf dem Braunen drauf, bevor Besold damit nach Afrika fuhr.

Bierkühlung mittels McDonald's-Eis

Reifenwechsel und -umdrehen bei Autoplaza in Zaragoza.
Um an den Reifen in der Reserveradmulde zu kommen mußte zur Abwechslung und allgemeinen Erheiterung wieder einmal der Kofferraum ausgeräumt werden.

Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen.

Das Umdrehen des Reifens kostete lächerliche 7 EUR, das Wuchten sparten wir uns. Der Wechsel vorne links auf den 10 Jahre alten Uniroyal mit vollem Profil wurde unter der Hand kostenlos erledigt.

Wir zogen weiter in Richtung Barcelona und hielten uns an die kostenlosen Strecken. Nach Zaragoza muß man dann auf die N-II wechseln, eine mittelmäßig ausgebaute Landstraße. Aber ob man auf der Autobahn oder der Landstraße 80 km/h fährt ist ja egal. Wir wollten uns unbedingt das Stadion vom FC Barcelona anschauen und stellten daher das Navi auf das Camp Nou ein. Gegen 19:30 Uhr waren wir da.

Eine Begehung war leider nicht mehr möglich, wir konnten nur durch den Eingang hineinlinsen und einen mikroskopischen Ausschnitt dieses unglaublich riesigen Stadions mitschneiden. Anschließend fuhren wir weiter in die Innenstadt und stellten den Wagen im Parkhaus am Hafen ab. Wir liefen die Rambla del Mar, eine künstliche Shoppingmeile auf dem Hafenwasser, entlang, gönnten uns einen McFlurry und zogen über das Columbus-Denkmal (Monument a Colom) zur La Rambla (w), der bekanntesten Promenade der Stadt. Dort holten wir uns im Carrefour ein paar günstige Biere und zogen damit durch die Straßen und genossen die laue Nacht in dieser Weltstadt.

Weit nach Mitternacht an der seit 130 Jahren in Bau befindlichen Basilika Sagrada Familia (w), von der leider keine gescheiten Photos entstanden sind, angekommen, beschlossen wir, zum Auto zurückzulaufen. Die Parkgebühren betrugen unverschämte 12 EUR. An einer BP ließ ich noch für 20 EUR Diesel in den Tank, das sollte bis La Jonquera reichen. Wir fuhren noch etwa 100 Kilometer auf der Landstraße nach Norden, bis mir als einzig nüchternem auch die Augen zufielen und ich den Wagen auf einem Parkplatz abstellte. Katha und Francis bauten das Zelt auf und Taylan und ich schliefen im Auto. Position: 41°54'59.5"N, 2°47'26"E.

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