25. Juli 2010: Tinerhir – Todra-Schlucht – Dades-Schlucht – Tinerhir
Tagesetappe: 320 km
Endlich konnte wieder ausgeschlafen werden. Während der Dusche ließ sich feststellen, daß Temperaturen wie gestern in der Wüste die Konsistenz von Duschgel nachhaltig verändern. Äußerst flüssig ist das Zeug nun. Physik zum Anfassen, toll!
Die Frage bohrte, warum auf diesem netten Platz außer uns keine Gäste sind. Alles war angenehm sauber. Der Platzwart mußte sich offensichtlich etwas nebenbei verdienen, indem er hier vormittags Reisebusse im Eingangsbereich mit dem Gartenschlauch säuberte. Der deutschsprachige Cousin kam und sprach kurz mit uns über unsere Reise, erzählte aber nichts neues. Er wünschte uns noch viel Spaß und einen angenehmen Aufenthalt.
Camping Ourti am Vormittag
Wir beförderten allen nicht benötigten Kram in das Zelt, zogen den Reißverschluß zu und fuhren in Richtung der Todra-Schlucht. Die war nicht weit von Tinerhir gelegen, sie begann fast am Ortsausgang.
Markt- und Taxiplatz Tinerhir
Die Wände links und rechts der Straße türmen sich immer höher auf und kamen
immer näher, bis man schließlich ob dieses gewaltigen Anblicks beinahe
Platzangst bekommt.
Ein paar Kilometer weiter gab’s eine Rast an einer Flußbiegung. Hier war ein stattliches Treiben von Touristen und Marokkanern zu beobachten, viele kühlten sich im Wasser ab. Wir hatten leider keine Badesachen dabei, daher konnten wir uns nicht in dem Quellwasser erfrischen. Francis hüpfte einfach in voller Montur hinein und kletterte auf einen Felsen, wo er sich mit ein paar jungen Franzosen unterhielt.
Ich bastelte ihm für die Weiterfahrt eine Unterlage aus
Mülltüten, damit er nicht die ganze Rückbank zum Schimmeln animierte. Wir kamen
schnell zum Ende der Straße. Ein wichtiger Ortsansässiger kam herbei und
erklärte, daß wir nicht weiterfahren könnten. Danke, das sehe ich auch selbst.
Geh weiter!
In der Todra-Schlucht
Francis beim Abkühlen
Wieder einer der überladenen Personen- und Warentransportbusse
Wir fuhren zurück nach Tinerhir, holten auf dem Camping unsere Badesachen, damit wir bei Gelegenheit in den Dadesfluß springen konnten.
Knapp 55 km waren es bis Boumalne Dades, dem Einstieg zur
Dadesschlucht. Der Aufstieg ins Hochgebirge beginnt rasch. Da wir heute noch
nichts gegessen hatten, hielten wir an einem seriös wirkenden Restaurant, das
sogar Speisekarten führte. Der Besitzer war engagiert und zauberte leckeres Essen
hervor. Die Küche war einsehbar und er gab sich sichtbar Mühe für seine einzigen
Gäste.
Weg zur Dades-Schlucht
Sidi Mohamed bekochte uns gut und preiswert (Restaurant Cascades Dades, 31°26'12,3" N, 6°0'43,8" W)
Ein Tagine-Menü kostete zwischen 60 und 80
MAD. Von der Empore könnte man die Wasserfälle im Grünen am Horizont plätschern
hören. Grandios!
Wir fuhren weiter in Richtung Schlucht und bekamen eine wunderschöne Landschaft zu sehen. Hier fährt man wie schon in der Todra durch die Schlucht, die sich der Fluß gegraben hat. Hunderte Meter hohe Felswände auf Back- und Steuerbord. Beeindruckend!
Ohne es zu merken fuhr ich die berühmten Serpentinen hoch, das Café ließen wir zunächst links liegen. Wir kamen an einer Engstelle vorbei, wo bei Hochwasser kein Durchkommen mehr ist, das hatte ich schon mehrfach vorher auf Videos gesehen. Der Pegel war heute aber auf Normalstand. Ein paar Kilometer weiter waren wir alleine auf weiter Flur. Die Standardtouristen fahren wohl nicht weiter als bis zu den Serpentinen. Wir sahen die beeindruckenden Canyons, die der Fluß gegraben hat. Die Piste wurde einspurig. Mit Gegenverkehr wär’s spannend geworden, doch konnten wir hier einfach mal eine Viertelstunde anhalten und die Landschaft atmen. Wir kamen noch durch Msemrir, ein kleines Dorf am Ende der Strecke. Die Leute hier sahen aus, als seien sie noch nie aus der Schlucht herausgekommen. Bedrückend und faszinierend. So stellt man sich ein einsames Bergdorf vor. Es muß ein besonderes Leben sein, hier im Gebirge. Vermutlich wohnen hier Schäfer und Bauern, die mit dem leben müssen, was da ist. Wie es hier wohl im Winter ist?
Leicht unmotiviert stand eine Polizeistreife im Ort herum,
und fragte uns etwas verdutzt nach dem Woher und Wohin, machte aber keine
Probleme und ließ uns passieren.
Spritfilterdicht
Der Wechsel ist in fünf Minuten erledigt
Der Fluß schlängelt sich in einem riesigen Canyon durch das Gebirge
Die Macht der Natur – überwältigend
Allein auf weiter Flur
Wenige Minuten später passierten wir die Quelle des Dades
und eine Abzweigung nach rechts, die laut Karte über eine Passhöhe von 2800 m
zur Todraschlucht führt. Geröllpiste, wohl, das müssen wir jetzt aber nicht
ausprobieren. Wir standen nun selbst auf 2100 m Höhe und sahen über eine
Hochebene des Atlas. Das einzige, was von der Anwesenheit von Menschen in dieser
kargen Gegend zeugte war der Daimler und ein paar Strommasten, die eine Linie
zum Horizont zogen. Ich wendete den Wagen und stieg dazu aus, um nicht mit den
Rädern auf der schmalen Straße ins Bankett abzurutschen. Es war eisig kalt, die
Luft war feucht und es fegten starke Winde. Das war das Zeichen, diese
unwirtliche Gegend nun zu verlassen.
Rückzug in Richtung Tinerhir
Wir fuhren zurück, durch bis zum Café an den Serpentinen. Dort unterhielt ich mich kurz mit dem Besitzer, kaufte ihm einen Marokkosticker ab und klebte einen Goldthsticker an seine Fensterscheibe, direkt neben einen Dust-and-Diesel-Aufkleber. Paßt!
Halt am Panoramacafé Timzzillite
Das berühmte Photomotiv durfte natürlich auch
nicht fehlen:
Weit nach Sonnenuntergang kamen wir dann wieder in Tinerhir auf dem Campingplatz an, wo sich nichts verändert hatte. Wir genossen die lauwarme Nacht und den schönen Himmel. Lediglich ein leichter Müllgeruch störte. Die Deponie war wohl nicht weit.