9. August 2010: Ounara – Casablanca – Hafen Tanger-Med

Tagesetappe: 770 km

Aufbruch nach Europa! Heute wollten wir uns noch Casablanca, speziell die Moschee Hassan II., ansehen und dann zum Hafen Tanger durchfahren um entweder noch in der Nacht oder am nächsten Morgen die Fähre nach Algeciras zu nehmen.

Um unser Reisegepäck vor der Fährfahrt noch etwas zu erleichtern, ohne etwas wegschmeißen zu müssen, fuhr ich mit dem Auto kurz zum Ounaraer Taxistand und versuchte den Taxifahrern die zwei abgefahrenen Reifen und unseren Wasserkanister anzudrehen. Nach etwas Verhandlung, die leider nicht allzugut für mich verlief, da jeder beteuerte, den Kram eigentlich nicht zu benötigen, erhielt ich für die beiden Reifen, bei denen schon der Draht herausguckte, 50 und für den Kanister 25 Dirham. Besser als nichts. In Deutschland hätte ich 6 Euro für die Verschrottung der Reifen zahlen müssen. Nun war auch wieder etwas mehr Platz auf dem Gepäckträger. Ich mußte viele der herumstehenden Reisenden abweisen, da ich zwar nach „Casa“ fuhr, aber keinen Platz mehr für weitere zahlende Mitfahrer hatte ...

Rüdiger

Von Ounara bis El Jadida fuhren wir auf der N1, die dann in die marokkanische Autobahn übergeht.

Kiosk an einem Rastplatz entlang der Autobahn, witziger Name ...

Die Marokkanische Autobahn überrascht mit einigen Besonderheiten. Zunächst ist der Verkehr ein sehr geringer, denn außer Touristen kann sich kaum jemand leisten, die Maut zu bezahlen. Verglichen mit Frankreich oder Spanien handelt es sich um lächerliche Beträge, aber der Durchschnittslohn ist ja ein viel geringerer. Außerdem darf man sich auch nicht über an der Leitplanke parkende Fahrzeuge wundern oder Mütter, die auf dem Standstreifen ihr Kind neu wickeln. Von kreuzenden Fußgängern nicht zu sprechen. Aber man kommt sehr gut voran.

In Casablanca angekommen muß man sofort seinen Fahrstil umschalten. Hier wird umgesetzt, was so mancher Reiseführer über südeuropäische und arabische Großstädte verspricht. Drei Spuren werden zu fünf und geparkt wird oft noch hinter der Ampel. Wie bekommt man nun mit, daß grün ist? Kein Thema. Entweder rollt der Hintermann auf die Stoßstange auf oder hupt so wild, daß man weiß, daß man fahren kann. Wenn man es nicht einfach sowieso tut, sobald kein Gegenverkehr mehr kommt.

Stadtverkehr Casablanca, nur für hartgesottene

Taxistand, business as usual

Die Moschee Hassan II. (w) ist kinderleicht zu finden. Man fährt immer in Richtung Wasser und wenn man dort angekommen ist sieht man sie entweder im Süden oder im Norden am Horizont. Mit 210 Metern Höhe nicht zu übersehen.

Imposante Gärten

Die Moschee zu betreten war leider momentan nicht möglich, so begingen wir das riesige Areal um sie herum und ergötzten uns an dem Anblick, der Architektur und den vielen Verzierungen.

Unser Parkplatz an der Moschee

Von der Moschee aus liefen wir noch ein paar hundert Meter die Straße lang und ließen uns von einem Agenten noch ein Essen in einem Pizzarestaurant aufschwatzen. War für Touristengegend preislich in Ordnung und schmak ganz gut. Die Raucher unter uns tauschten ihre letzten Dirham noch in Fortuna-Zigaretten um und so fuhren wir wieder mit aller Kraft aus der Stadt heraus. Bis zur Autobahn führte eine Ausfallstraße, auf der bedenkenlos gerast werden konnte, weil es alle anderen auch taten. Nun hatten wir nur noch ein Ziel: Europa.

Auch die Dunkelheit und der starke Verkehr um Casa und Rabat herum hielt die lebensmüden Bewohner der Autobahnanreinerdörfer nicht davon ab, die Autobahn wohl mangels Brücken zum Transit zu nutzen. Mich hätte es nicht gewundert, wenn ich mal einen auf der Motorhaube kleben gehabt hätte, denn stellenweise war das, was wir so sahen, sehr knapp.

30 Kilometer vor Tanger-Med hielten wir an der letzten Autobahntankstelle und füllten Tank und Kanister letztmalig mit dem günstigen marokkanischen Diesel auf. Der Tankwart war wohl der Bruder des einen Militärs aus der Westsahara und konnte mir keine vernünftige Antwort darauf geben, ob ich 20 Liter Diesel nicht nur nach Spanien mitnehmen kann, sondern auch darf. Sei's drum.

Wir hatten gerade einen guten Lauf, denn unsere letzen Dirhams gingen fast vollständig für die Mautgebühren direkt vor Tanger-Med drauf. Die Maut von Essaouira bis Tanger betrug insgesamt 113 MAD. Ich hatte noch 6 Dirham übrig, der Rest gar nichts mehr. Mit der Organisation hätten wir glatt noch den Krieg gewonnen. Es war gerade kurz nach Mitternacht.

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