3. April 2013: Tirana (AL) – Shkoder (AL) – Niksic (MNE) – Sarajevo (BiH)

Tagesetappe: 400 km

Heute sollte es an den Strand gehen. Wir checkten aus, kämpften uns noch einmal durch Tirana, zum Glück weitestgehend staufrei, und verließen die Hauptstadt in Richtung Vlore.

Blick aus dem Hotel Viktoria
Das Haus im Vordergrund ist bewohnt, denn solange es nicht fertig ist, muß man hier keine Steuern zahlen (kein Scherz!)

Erster Stopp unweit des Hotels an der Mutter Albanien (w)

Blick über Tirana

Tirana Zentrum

Shitet!

Stadtausfahrt

Kaum waren wir draußen, schlug das zwar wechselhafte aber meist sonnig-warme Frühlingswetter in auf dieser Fahrt bislang ungekannten Starkregen um. Bei Maminas bogen wir ab, eigentlich um die Landzunge von Shetaj zu erreichen und dort zu baden. Aber auch in deren Richtung sah es nicht besser aus. Ich machte die Not zur Tugend, erledigte vor Ort in einer bruchreifen Wechselstube das Geldwechseln und drehte ab. Es hatte keinen Zweck. Nun ging es nach Norden, wie es eigentlich nach dem Baden angedacht war. Nach dem Tanken, bei dem wir die letzten albanischen Mickeymaus ausgaben (38,29 L, 6100 ALL + 5 EUR), probierten wir es noch in der Lagune von Patok, wo wir vor einem Jahr wild gecampt hatten.

Aber das Wasser lud nicht zum Baden ein. Irgendwo mußte aber noch ganz dringend das Jahr 2013 angebadet werden. Vielleicht im Shkodersee? In einem „Supar diskaunt“ gaben wir auf Kreditkarte noch 1270 Mickeymaus für Lebensmittel aus, dann fuhren wir in Richtung Shkoder. Wo wir übernachten sollten, war noch unklar. Ich war für Shkoder und damit für eine weitere Nacht in Albanien.

Bei Shkoder fuhren wir über die bekannte Brücke mit den witzigen Entfernungsangaben und am Ufer des Shkodersees in eine Sackgasse in Richtung der montenegrinischen Grenze.

Am Ende der Straße angekommen, fanden wir einen kleinen Hof neben einem verlassen wirkenden Haus. Ein kurzer Steg reichte ins Wasser. Wir badeten kurz, es war ziemlich kalt. Als wir kurz davor waren, wieder aufzusatteln, grüßte uns noch der Bewohner der Bruchbude, neben der wir ins Wasser hüpften, sehr freundlich.

Blick nach Montenegro

Mit „Bruchbude“ ist das linke Steuersparer-Haus gemeint, wobei das rechte auch verlassen schien ...

Goldth around the World

Wir hatten uns gegen Shkoder entschieden. Wir wollten den Durchbruch nach Sarajevo wagen, nachdem sonst nichts Zuspruch fand. Auf dem Weg zur Grenze bei Hani Hotit – die lahme Küstenstraße in Montenegro sollte gemieden werden – holte ich in einem Kiosk noch sechs Flaschen Tirana Beer für den Käptn aus Hamburg und Chris und Henning spielten noch auf einem verlassenen Bunker herum und machten Fotos. Es werden leider immer weniger Bunker.

Kurz vor Hani Hotit

Die Grenze nach Montenegro war gewohnt lässig. Wir rasten durch, am trostlosen Podgorica vorbei und bei Nikšić in die Nacht hinein. War die Grenze nach Bosnien namens „Hum“ überhaupt offen? Auf der Karte sah die Straße so extrem klein aus. Einzig das dort vermerkte Zeichen für „Grenzübergang“ stimmte uns hoffnungsfroh. Nun war es stockduster. Steine fielen zahlreich von den Wänden herab und lagen auf der Straße herum. Wir hofften, daß uns keiner treffen würde. Den Abzweig zum Durmitor-Park liegen wir rechts liegen, genauso den Pivsko-See links. Die Straße wurde eng und wir standen am Grenzposten. Bei der Ausreise wurde kurz der Kofferraum durchwühlt und der Montenegriner machte einige Scherze. Aber sonst alles lässig. Wir betraten Bosnien. Nein, eigentlich nicht Bosnien, sondern die Republika Srpska, die serbische Republik in Bosnien, deren Bewohner überhaupt gar nichts mit den Bosniaken und diesem Staat zu tun haben wollen und sich am liebsten ohne Umwege wieder ins große serbische Mutterland integrieren lassen würden.

Der Grenzer war wie erwartet grimmig, verzog sich mit unseren Pässen in sein Kabuff und gab sie uns, ohne eine Mine zu verziehen, mit Stempeln versehen wieder. Immerhin keine Gepäckkontrolle. Die Straße war nun einspurig, schlammig, und, soweit es sich erkennen ließ, ging es links ca. 100 Meter bergab. Ich fühlte mich an die berühmte Todesstraße in Bolivien erinnert. Zum Glück kam uns kein Auto und erst recht kein LKW entgegen.

Nach einer kurzen und freundlichen Verkehrskontrolle in Foča verließen wir die Republika Srpska dann auch wieder und betraten den Kanton Sarajevo. Wir steuerten das erstbeste Hotel, das Hotel Italia, an und ließen uns die billigsten zwei Doppelzimmer geben. Es kostete 100 EUR und war damit an der obersten Schmerzgrenze. Aber es war schon sehr spät, und wir hatten keine Lust, weiterzusuchen. Der freundliche Page bot uns an, Pizza zu bestellen und sie von ihm aufs Zimmer liefern zu lassen, was wir gerne annahmen.

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