1. April 2013: Priština – Kosovska Mitrovica – Peja/Pec – Prizren

Tagesetappe: 190 km

Nach dem Ausschlafen und dem Frühstück, das im Preis inbegriffen war, sattelten gegen Mittag wir auf. Zum Glück stand das Auto direkt vor dem Hotel. Tagesplan war ein Erkundungs-Rundkurs durch das kleine Land.

 

Ähnlichkeiten wie immer rein zufällig ...

Wir schlängelten uns durch Priština und kamen so noch einmal beim ollen Bill vorbei.
Auch die Straße war nach ihm benannt, schließlich brachte er dem Kosovo die „Freiheit“.

Beste Autobahnen

Mitrovica, unser erstes Ziel für heute
Bekannt ist die Stadt als Zankapfel zwischen Kosovo-Serben und -Albanern. Eine berüchtigt-berühmte Brücke teilt die Stadt entzwei.

Ehemaliges Industriekombinat Trepča, zwischenzeitlich als Flüchtlingslager genutzt

Blick zum serbischen Teil Mitrovicas. Auf dem Hügel links thronte bereits die serbische Fahne.

Ein Fundstück am Wegesrand

Geradeaus nach Belgrad, wenn das mal so einfach wäre ...

Im Hintergrund wehte bereits mahnend die serbische Flagge.
Mehr zum Konflikt, der sich in dieser Stadt besonders eindrücklich entlädt:
http://www.tagesschau.de/suche2.html?query=mitrovica

Hier drehten wir sicherheitshalber um. Es handelte sich um den NATO-Checkpoint zum serbischen Nordkosovo, der nicht unter dem Einflußbereich der kosovarischen Regierung steht. In der Stadt selbst, auf albanischer Seite, fuhren wir bis zur Brücke von Mitrovica vor und fanden auch direkt einen Parkplatz. Wir gingen bis zur Höhe der die Brücke beschützenden NATO-Soldaten, aber trauten uns nicht rüber. Die Einheimischen gingen zwischen den beiden Stadtteilen hin und her, als sei hier nie etwas gewesen. Auch etwas weiter links gab es einen kleinen Steg über den Fluß, auf dem Kinder herumtollten.

Zu nah an der Brücke durfte man allerdings auch nicht parken ...

NATO/KFOR

Blick in den serbischen Teil

Die Brücke von Mitrovica, man beachte die serbische Fahne als Graffito links im Bild

Man konnte es sich an einem Tag wie heute gar nicht vorstellen, daß diese Stelle schon zig oder gar hunderte Menschenleben auf dem Gewissen hat

Boxclub Mitrovica

Fußgängerzone auf albanischer Seite

EULEX, die Rechtsstaatlichkeitsmission der EU

KFOR, die Schutztruppen der NATO, die den brüchigen Frieden sichern sollen
Die Kosovo-Serben weigern sich allerdings bis heute beharrlich, mit ihnen zusammenzuarbeiten

Kennzeichen der Republik Kosovo

Die Tour führte weiter in Richtung Peja. Kosovo-Serbisches Gebiet wurde von uns, dieses mal, sicherheitshalber gemieden.

Kleiner Abstecher in die Wüste

Könnte auch in Kasachstan sein ...

Brandneue Straßen, renovierte Häuser
An vielen Stellen sieht es besser aus als in Albanien

Dieses Photo im Rahmen einer Pinkelpause nahmen wir zum Anlaß, einen Aprilscherz („Achsbruch im Kosovo“) nach Hause zu senden.

Mit Mercedes-Benz voran!

Ankunt in Peja, es wurde (mal wieder) Hochzeit gefeiert

Fußgängerzone Peja. Ein weiteres sehr nettes Städtchen.

Mhh ... Schmand!

Und wieder der Running Gag: „Shitet!“

Kosovo und Albanien sind eine der letzten McDonald's-freien Zonen Europas, und dann das!

Italienischer Truppentransporter

Der auf Albanisch unaussprechliche Fluß Pejas, der in den mächtigen Bergen entsteht, die die Stadt umgeben

Die Tourist Information hatte leider geschlossen

Long Way from Home

In einer sicher lizenzierten „Tabasco Bar“ ließen wir es uns bei Pizza und kühlen Getränken gut gehen. Es schmeckte vorzüglich und war spottbillig – 16 EUR für alle vier.

Als wir zum Auto zurückkamen, hing ein Zettel unterm Scheibenwischer. Ich nahm ihn an mich, es war ein Knollen über 0,60 EUR. Sollen sie ihn mir hinterherschicken, dachte ich mir, und stieg ein. Da kam ein schlacksiger Typ herbeigerannt. Er sprach nur albanisch und hielt die Hand auf. Ich dachte erst, er wollte betteln, doch zeigte auf den Zettel, den ich immer noch in der rechten Hand hielt. Da ging mir ein Licht auf. Er war für die Parkgebühren zuständig und sammelte das Geld, das er mittels der Zettel an die Autos tackerte, ein. Immer, wenn eine Stunde ablief, steckte er einen weiteren 60-Cent-Zettel an die Scheibenwischer. Sehr ausgeklügeltes System, könnten andere Länder und Städte gerne übernehmen. Ist mir immerhin sympathischer als Parkkrallen, Abschleppdienste oder frei erfundene Preise von marokkanischen Parkwächtern, die verschiedene Preise für verschiedene Nationalitäten haben. Nächster und letzter Halt für heute war Prizren, ein Städtchen, in dem deutsche Soldaten stationiert sind, da es zum „deutschen Sektor“ des NATO-Kosovos gehörte. Hier mußten wir noch ein Hotel finden.

Die serbischen Ortsnamen wurden nicht nur hier systematisch übermalt

Der Kilometerzähler nahm mit steigenden Temperaturen wieder Funktion auf und erreichte die 415.000, bei denen schon mehrere tausend km fehlten

Weiter durch die wirklich schönen Landschaften Kosovos

Baum zu verkaufen?

Die Polizeikontrolle, die uns wenige Sekunden später anhielt
Nicht wegen des Photos, sondern nur um die Dokumente, insbesondere Versicherung zu checken – Sehr freundlich, nichts zu beanstanden

Einer Rast bei Xerxe an der Heiligen Brücke (Ura e Shenjtë) folgte eine kleine Wanderung auf unbefestigten Pfaden in Richtung dieses Canyons

Die Heilige Brücke, albanisch: Ura e Shenjtë

Ramushi kommt! (ehemaliger Premierminister Kosovos)

Ausblick in Richtung Prizren

Wir erreichten Prizren in den letzten Sonnenstrahlen. Das erste angesteuerte Hotel, das Hotel Cleon in der Rr. Shuaip Spahiu 31, entsprach Preis-Leistungs-mäßig genau unserer Kategorie. Zwei piekfeine Doppelzimmer für 60 EUR. Wir bezogen es und gingen auf einen Stadtspaziergang durch die laue Nacht. Von deutschen Soldaten allerdings kaum eine Spur. Auch wurde nicht mehr Deutsch gesprochen als anderswo.

UÇK-Parkplatz

KFOR Kebab (meat only)

Wir ließen es uns gut gehen, als sei es ein Buffet. Hier einer von zwei Tischen.

Alles in allem 28 EUR, inkl. Trinkgeld.

Restaurant zum reichhaltigen Abendmahl

Ich versuchte noch, einen albanischen Haarschnitt zu bekommen, allerdings fand ich keinen Frisör. Dabei wäre das eigentlich Tradition gewesen. Mal sehen, ob es wann anders auf der Tour noch klappt. Im Postamt, das zu dieser späten Stunde noch aufhatte, kauften wir Briefmarken für die mittlerweile stattliche Batterie an Postkarten aus Belgrad, Skopje und dem Kosovo, die noch versendet werden mußte.

Wir nahmen uns noch Bier mit nach oben (6,60 EUR), würfelten wie immer aus, wer das bessere Zimmer bekam und ließen es uns bei Deutschem Fernsehen gut gehen. Morgen stand die Ausreise aus dem Kosovo an, dabei hatte es gerade erst angefangen, richtig Spaß zu machen. Was für ein tolles, interessantes, gastfreundliches Land! I'll be back!

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