30. März 2013: Belgrad (SRB) – Skopje (MK)

Tagesetappe: 460 km

Nachdem wir gegen 9.30 allesamt in unserer Bruchbude aufgewacht waren, holten wir im hoteleigenen Kiosk kurz Getränke und Zigaretten, legten sie ins Auto und genossen dann das ziemlich zweifelhafte Frühstück in einem zigarettengeschwängerten Raum und inmitten der serbischen Schülermassen. Mehr Klischee geht nicht. Um 10.55 Uhr war Abfahrt in Richtung Skopje angesagt. Von Hauptstadt zu Hauptstadt.

Blick aus dem Hotelzimmer

Wohl das serbische Pendant zum albanischen „DaP“-Bier

Deutsche Unternehmen fassen Fuß

Der Tank war leer und so füllte ich 35 Liter zu 5321 RSD auf, das sollte bis Mazedonien reichen, wo der Sprit deutlich billiger sein sollte.

 

Um halb 1 machten wir bei Kraljevo, dort waren wir 2011 zum Guča-Festival abgebogen, Rast an einer OMV-Tankstelle. Lars bestellte sich einen Burger, der Rest bekam Pommes. Der Burger bestand zur Hälfte aus Knorpel. So langsam war es Zeit dafür, das Land zu verlassen. Henning und Lars begannen damit, es sich auf der Rückbank mit Wein schön zu trinken.

Links der Knorpelburger

petit maintenance

Chris übernahm das Steuer 

Bis Niš wurden 730 RSD und 2 EUR Maut fällig. Die serbischen Mickeymaus waren ausgegangen. Bezeichnend, daß auf einer Banknote Nikola Tesla abgebildet ist. Er war zwar ethnischer Serbe, zumindest stand das in seinen Dokumenten, aber geboren wurde er im heutigen Kroatien und gewirkt hat er vorwiegend in den USA. Symptomatisch für den balkanisch-nationalistischen Wahn. Der Belgrader Flughafen ist genauso wie die Autobahn nach ihm benannt. Nichtsdestoweniger haben natürlich auch die Kroaten ihre Denkmäler von ihm und vermarkten sein Erbe. Das zieht sich über den gesamten Balkan. Albanien und Mazedonien streiten sich darum, zu wem Mutter Theresa gehört (gewirkt hat sie in Indien) und mehrere Länder liefern sich ein Schlammcatchen um Alexander den Großen.

Umleitung mangels Autobahn

Während Chris und ich uns mit dem Fahren abwechselten, wurden die Weinkauf- und Pinkelintervalle der Rückbank immer kleiner. Wir erreichten die mazedonische Grenze nicht ohne einen weiteren Pinkelstop, nach dem Henning sofort einschlief. Er wurde erst wieder vom mazedonischen Polizisten geweckt, der die Pässe durchsah. „Chhris“, „Chulian“, „Ljars“, „Chenning“. Chenning erschrak, stierte den Polizisten an und antwortete nur „I’m the driver!“, während er Lenkbewegungen machte. Dann bat er um eine möglichst baldige Pinkelpause.

Direkt hinter der Grenze tankten wir an einer Detoil-Tankstelle. Instinktiv nahm ich den billigeren Dieselhahn, doch der war wohl für LKW vorgesehen. Ich schaffte es, 20 Liter davon zu zapfen, bevor ich unterbrochen wurde. Dann mußte ich den teureren Sprit nachfassen. Insgesamt tankten wir 68,2 Liter für nur etwas mehr als 70 EUR.

Dann ging das lustige mazedonische Mautspiel wieder los. Man konnte zwar mittlerweile mit der VISA-Karte bezahlen, aber Beträge von 20 oder 30 mazedonischen Mickeymaus, jeweils weniger als 50 Cent, ließen es zu einer Farce werden. Bis Skopje bezahlten wir nicht einmal 1,30 EUR, an drei oder vier Mautstellen zusammengerechnet. 

Wir steuerten das erstbeste Hotel aus. Hotel Continental. Es sah von außen ziemlich schäbig aus, ein Plattenhochhaus, doch das Zimmer sollte über 200 EUR kosten. Wir empfahlen uns. Zurück am Auto stand auf einmal der Page hinter mir und bat mich, daß ich über folgendes niemandem im Hotel erzählen sollte: Er hatte einen guten Kumpel, der Wohnungen vermietet, und wenn wir wollten könnten wir eine eigene Wohnung, zentrumsnah, für 40 EUR die Nacht bekommen. Nahmen wir natürlich.

Der Kumpel war neben- oder hauptberuflich Taxifahrer und nicht der gepflegteste Typ. Wir fuhren seinem Taxi hinterher.

 

Die Wohnung war wirklich riesig, aber man sah an einigen Stellen, daß der oder die eigentlichen Bewohner nur ausgeflogen waren. Aber der Preis ließ uns darüber hinweg sehen.

Auf dem Klo Seife aus dem Hotel, aus dem vermittelt wurde

Wir wollten etwas essen gehen und anschließend in die Stadt. Henning war schon ziemlich angeschlagen. Ich auch, aber nur geistig, als ich meine Kreditkarte bei der Halkbank in unserem Viertel stecken ließ und sie mutmaßlich wenige Momente später eingezogen wurde. Irgendwas kam mir seltsam vor, dachte ich, als ich das Geld längst in der Tasche hatte. Hier bekam man nicht, wie in Deutschland üblich, zuerst die Karte zurück und dann das Geld, sondern umgekehrt. So hatte ich das Geld eingesteckt und die Karte vergessen. Ich meldete den Verlust meiner Bank, die Karte wurde gesperrt. Ab sofort mußte Hennings Kredit- und meine EC-Karte einspringen. Die Gebühren der nächsten Tage mußte ich wohl als Lehrgeld verbuchen.

Im nahegelegenen Restaurant aßen wir auf den Schreck dann erst mal was und faßten Alkohol nach. Wir erkundigten uns nach einem lokalen Gericht und bekamen vier Mal „Selko Meso“, gemischtes Fleisch mit Pilzen und Rahmsoße. Sehr zu empfehlen. Gemeinsam mit Salat, sieben Bier und drei Cola für 1480 MKD, nicht mal 25 EUR.

Jetzt war jedoch Henning Stunde geschlagen, er legte sich in unserer Wohnung hin. Lars, Chris und ich gingen noch auf Sightseeing-Tour und tranken dazu Bier von McDonald’s, der einzigen noch offenen Verkaufsstelle.

Allerhand neue Marmor- und Steinbauten. Ein krasser Kontrast zum Großteil der restlichen Stadt.

Geiler Benz!

Auch Springbrunnen allenthalben ...

Jüdische Gemeinde

„Top Tost“ für 50 Cent

Mutter Teresa (links) vor ihrem Geburtshaus

Die Taxifahrt heimwärts – ich hatte mir, um wieder heimzufinden, einen Flyer von der Pizzeria im Erdgeschoß mitgenommen – dauerte gute 20 Minuten, kostete knapp 2 EUR, und bot eine interessante philosophische Unterhaltung mit dem Taxifahrer. Eine interessante und zumindest in der City schöne Stadt mit freundlichen Menschen.

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