29. März 2013: Graz (A) – Belgrad (SRB)

Tagesetappe: 600 km

Gruber fuhr morgens zur Arbeit, wir mußten also nur die Tür hinter uns zuziehen. Nach der vierfachen Dusche gingen wir zum Auto, das zum Glück noch keinen Strafzettel hatte und fuhren los. Es war ziemlich kalt. Es ging direkt auf die A9 in Richtung des verschneiten Slowenien. Mit jedem Kilometer, den wir uns von Graz entfernten, wurde der Schnee auf der weiten Flur mehr und mehr.

Wir nahmen letzte Abfahrt in Österreich, die überteuerte slowenische Maut wollten wir uns sparen. Im Gegenzug wurde ich in einem der letzten Dörfer in Österreich geblitzt (wurde tatsächlich nach Deutschland gesendet, 50 EUR, Halterhaftung ...). Man darf den Urlaub ja nicht zu billig werden lassen ...

Pinkelpause bei Lenart, Slowenien

Das Wetter spielte wieder einmal mit

Über Ptuj erreichten wir Macelj, den Übergang nach Kroatien
Daß wir in Kroatien Schnee haben könnten, daran hatten wir bei der Reiseplanung nicht geglaubt ...

Erst in den Niederungen Slawoniens war die weiße Pest verschwunden

Gegen 14.30 Uhr entschieden wir uns zur kurzen Mittagsrast:
Bier für Lars, Chris und Henning, Kaffee für mich und Diesel für das Auto: 24 L, 240 HRK

Erste Sonnenstrahlen erreichten uns über Slawonien, das Salz auf der Autobahn kündete bei 15 °C vom Schnee, der erst kürzlich gefallen war. Wir erreichten die serbische Grenze bei Osijek um 16.30 Uhr. Die Maut in Kroatien schlug mit unverschämten 169 HRK, über 20 EUR, zu buche. Vielleicht sollte man nächstes Mal über Ungarn fahren? Dort zahlt man nur 10 oder 12 EUR für eine Vignette, streckenunabhängig.

WC auf einem serbischen Rastplatz

Wir zahlten läppische 340 RSD Maut bis Belgrad, knapp 3 EUR

Das wahrscheinlich häßlichste Stadttor der Welt

Velika Srbija!

Kriegsruinen mitten in der Stadt

Unsere Reiseplanung war wirklich umfassend gewesen. Deswegen hatten wir auch kein Hotel für Belgrad. Als einzige Unterstützung hatten wir einen Lonely Planet „Western Balkans“ von 2006 dabei. Mit dessen Hilfe suchten wir irgendein günstiges Hotel aus und ich versuchte, dort hinzufahren. Selbstverständlich fanden wir uns bald in einem Industrieghetto am Stadtrand wieder. Wir fuhren zurück und gingen in das erstbeste Hotel, das halbwegs preiswert aussah. Die Zimmer wären genau in der richtigen Preislage gewesen, aber es war alles belegt. Die wirklich sehr hilfsbereite Rezeptionistin rief alle Hotels im Umkreis an und vermittelte uns ein 4-Bett-Zimmer im Hotel Royal (Kralja Petra 56, direkt in der Stadtmitte, für 80 EUR pro Nacht und erklärte uns den Weg auf dem Stadtplan. 

Nachdem alles geregelt war, das Hotel strotzte nur so von serbischen Schülern auf Klassenfahrt, gingen wir in Richtung der nicht weit entfernten Fußgängerzone. Ich hob erst einmal Geld ab, 7000 RSD. Es war 20 Uhr und ziemlich frisch.

Die ganze Stadt war voller politischer Graffiti

Combat 18“ – „Stop Gay-Parade, Anti-Antifa“

Unweit der Fußgängerzone fanden wir über einer Bücherei das Café „Plato Books“, wo es auch etwas zu essen gab. Wir nahmen vier mal Pizza, hervorragend. Dazu reichlich Bier und einen Espresso für Henning. Alles zusammen für 3300 RSD, knapp 30 EUR.

Gut gestärkt setzten wir den Weg durch die Stadt in Richtung der Belgrader Festung fort. 

Geiler Benz!

Weiter ging die Stadtbesichtigung, langsam in Richtung Hotel 

„Sehr gute Bäckerei“

Viele Ecken sind immer noch, oder schon wieder, in beklagenswertem Zustand

Auf ein paar Absacker, Skat und ekelhafte Cevapcici im Keller des Hotels (1850 RSD)

Gegen Mitternacht traf ich bei unserer Tagesabschlußveranstaltung auf dem Hotelkellerklo einen jungen Serben. Er fragte mich irgendwas auf Serbisch, ich antwortete mit „njet srpski“ oder so. Ich mußte mich erklären und teilte ihm meine Herkunft mit. „Are you nazi?“ war seine einzige alkoholgetränkte Erwiderung. Ich antwortete pflichtbewußt „No.“. Zurück schallte ein „Why not?“, wie schon in Guča. Es geht ihnen einfach nicht in die Köpfe rein, daß Hitler sie als Sklaven vorgesehen hatte und nicht ihr Freund war und es heute auch nicht sein sollte. Ich beendete die Diskussion so schnell wie möglich und kehrte zu den anderen zurück, bevor es bald ins Bett ging. Die Begegnung fügte sich leider in mein bisheriges Bild von Belgrad mit seinen unzähligen rechten Graffiti ein. Auch in Guča waren der serbische Nationalismus und verwandte Ideologien sehr zu spüren, welche dort und hier die sonst gute Stimmung und das interessante Stadtbild deutlich trübten.

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