20. Januar 2013: Tanger (MA) – Hafen Tanger-Med – Algeciras (E) – Adra (E)

Tagesetappe: 340 km, zzgl. 33 km Fähre

Wir verspürten heute früh keine besondere Zeitnot. Würde überhaupt eine Fähre fahren? Wir standen um 9.50 Uhr auf, genossen das Frühstück im Hotel und fuhren los. Um 11.30 Uhr waren wir im Hafen.

Tanger

Küstenstraße

Das Wetter war jedenfalls schon einmal besser als gestern ...

Als erstes empfing uns ein Grattler, der uns entgegenrief, daß es heute wieder kein Schiff gäbe. Ich glaubte ihm kein Wort und ging zum FRS-Schalter. Der selbe, recht freundliche, spanische Typ von gestern saß dort. Er sagte mir, die FRS-Fähre sei gerade in Algeciras losgefahren. Alhamdullillah! Wir fuhren sofort zur Ausreise. Die dort herumlungernden Hiwis und Polizisten wollten uns jedoch nicht weiter lassen. Wieder das Mantra: „Kein Boot heute“. Das Wort „bateau“ werde ich meinen Lebtag nicht mehr vergessen. Ich versuchte, ihnen zu vermitteln, daß ich es von der Fährgesellschaft bereits besser wüßte. Die Marokkaner beharrten aber auf ihren offensichtlich veralteten Informationen und wollten uns aus dem Hafen heraus schicken. Ich wurde etwas ungehalten. Zum Glück war Blondie in der Nähe und konnte die Situation lösen. Wir konstruierten die Notlüge, daß wir noch einmal zum Schalter im Terminal müßten und durften dort parken – „aber nur fünf Minuten!“. Natürlich war das nie unser Plan. Aber der sich eben noch so wichtig machende Polizist, der uns nach Tanger zurück schicken wollte, beachtete uns fortan nicht weiter und es war ihm völlig egal, wie lange wir dort parkten.

Diese Situation nutzten wir, indem Blondie noch einmal dumm-doof zum Ausreiseposten ging und auf Englisch nachfragte. „Kein Schiff, Ihr könnt nicht durch.“ Er winkte mich herbei. Auf Französisch erklärte ich nun noch einmal die Information der Fährgesellschaft, daß das Schiff unterwegs sei. Nun gaben sie, ohne daß sich die Rahmenbedingungen geändert hätten, grünes Licht. Wir durften an den Posten vorfahren. Ich ging noch einmal schnell zum Schiffen ins Terminal. Als ich wieder rauskam, sah ich Blondie hektisch winken. „Schnell, schnell!“, rief er. Der Posten hatte bereits aufgemacht und Hunderte PKW waren bereits dabei, ihre Motoren zu starten und vorzufahren. Wie die Verrückten strömten sie, die teilweise schon seit gestern früh hier standen, jetzt zur Ausreise, und hätten wir nicht so ein Glück gehabt, hätten wir uns wieder hinten anstellen dürfen. Nun ging alles ganz schnell. Der selbe Typ wie gestern stempelte unsere Pässe erneut, mit neuem Datum. Immerhin hier gab es einen netten Schnack, er bat um Entschuldigung für das Chaos. Dabei sahen wir, daß die Einreiseschalter, an denen wir vor ein paar Wochen anstanden, abgerissen und neu gebaut werden sollten. Der Hafen wurde 2010 eröffnet und jetzt wird bereits umgebaut. Irgendwo muß das Geld ja hin ...

Wir mußten wieder zum Scanner, wieder wurden wir unbehelligt weitergeschickt. Ab 12.45 Uhr standen wir wieder am Kai. Die ausgezehrte Meute um uns herum. Nur mit großem Aufwand konnten die Sicherheitsbediensteten am Kai eine Schneise freihalten, an der das Schiff anlegen konnte. Wir konnten nur beten, daß wir nicht von den anderen Autos so abgedrängt werden würden, daß wir nicht mehr aufs Schiff kämen. Das hätte noch gefehlt.

Um 15 Uhr war endlich Schiff in Sicht

Während der gesamten heutigen Veranstaltung riefen immer wieder Idioten über die Mitfahrgelegenheit an, die meinen Text nicht gelesen hatten. Darin stand, daß wir noch in Marokko seien und man bitte wegen der Roamingkosten SMS schicken sollten. Sie riefen an. Ich hatte zwar mittlerweile spanisches Netz, aber ging dennoch nicht ran. Wir konnten überhaupt nicht abschätzen, wann wir in Algeciras sein würden und die Nerven für einen Mitfahrer hatten wir sowieso nicht mehr. Nach teilweise zehn Anrufversuchen schickten sie SMS mit ihren Anliegen. Wir sollten einen Hund mitnehmen oder den Schwager. Und das meist von Städten, die ich nicht kannte oder die nicht auf der Route lagen. Stefan, der Typ der auf der Hinfahrt nach Alicante mitgefahren war und „auf jeden Fall“ mit zurück fahren wollte, hatte sich natürlich seit Alicante nicht mehr gemeldet und auch auf meine Kontaktversuche nicht mehr reagiert. Schönen Dank auch. Sonst hatte sich in den letzten zwei Wochen niemand gemeldet, und jetzt alle auf einmal. Irgendwann schaltete ich mein Handy aus.

Um 16 Uhr öffneten sich die Luken. Das Chaos brach aus. Leute, die sich schon als Menschen nicht vernünftig irgendwo anstellen konnten, drängelten jetzt mit ihren Autos. Wir setzten das Recht des Stärkeren (des 7 m langen Busses) durch und waren endlich auf dem Schiff.

Um 18 Uhr fuhr das Schiff los. Wir zogen uns noch jeder eines von den „leckeren“ Baguettes von der Theke für 3,95 EUR und fielen dann auf den Stühlen in den Schlaf. Wir waren über Gebühr erschöpft. Nach einer Ewigkeit legten wir in Spanien an. Zum Glück muß man sich auf der Rückfahrt nicht auch noch einen Stempel abholen. Um 19.30 Uhr stellte der Kahn den Motor ab. Es ging überraschend gesittet zu, als wir auf den europäischen Boden fuhren. In der Warteschlange standen zwei Jeeps mit mauretanischen Kennzeichen. Auf dem Camping in Atar hatten wir ja erst das Thema, mit mauretanischen Kennzeichen nach Europa zu fahren. In den Jeeps saßen wohl Europäer, denn sie wurden nach kurzen Blicken auf die Pässe durchgewunken.

Auch bei uns war die Einreise kein Thema. Es gab keine Zollkontrolle. Um 20.20 Uhr waren wir – heute mußte ich sagen: endlich – in Freiheit. Wir nahmen volle Kraft Kurs auf Deutschland (km 242.401). Um 23 Uhr, hinter Marbella, mußte der Kraftstoffhauptfilter gewechselt werden. Wir hielten uns ausnahmsweise mal, um es auszuprobieren, an der Südküste entlang der A7. Auf der Straßenkarte war sie noch nicht fertig gebaut, aber wir hatten die Hoffnung, sie sei zwischenzeitlich fertig geworden. Bis Salobreña war dies auch der Fall, dann mußte man ein ca. 50 Kilometer Landstraße fahren. Danach gab es wieder Autobahn. Insgesamt war es, vor allem bei Nacht, eine recht angenehme Fahrt.

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