13. Januar 2013: Nouadhibou (RIM) – Dakhla (MA)

Tagesetappe: 440 km

Abda, der Chef des Platzes, kam nicht mehr vorbei. Wir zahlten beim Nachtwächter die dritte Abba-Platzgebühr, 4500 UM. Um 11 Uhr, wir hatten einigermaßen ausgeschlafen, fuhren wir los. Im bereits bekannten „Le Bon Marche“ kauften wir mit den letzten, nicht mehr benötigten, Oguya ein paar Paletten Hawaii, Rani und Cola.

Die Grenze erreichten wir um 12.10 Uhr, nachdem wir unbehelligt die Posten zwischen der Stadt und der Grenze passiert hatten. Lummi ging alleine mit den Pässen und den Autopapieren zur Polizei und klärte alles in seiner gewohnten Art, also auf Österreichisch, mit den vermummten Mauretaniern. Das ist oft eine gute Option. Wenn beide nichts verstehen, kann man auch keine Probleme erörtern und alles läuft für gewöhnlich geschmeidiger, da die Beamten ja irgendwie trotzdem ihren Job machen müssen. Auch „versteht“ man dann oft so manche Frage nach Geschenken oder Zuwendungen nicht.

Die Flaggen am Grenzposten waren auf Halbmast gesetzt. Irgend ein vorbeigelaufener erklärte uns, daß irgendein Vorgänger des aktuellen Präsidenten Aziz gestorben und nun drei Tage Staatstrauer angesagt war. Blondie, der mit mir im Bus saß, kaufte von seinen letzten 400 UM eine Schachtel Marlboro. Dann kam Lummi mit dem Chef des ganzen Ladens wieder. Er hatte keine Uniform an. Die richtig wichtigen Menschen an solchen Posten haben keine Uniform. Er wollte etwas auf Französisch klären – das hieß mit mir. Er fragte recht unverblümt nach einem Geschenk. Ich übersetzte. Er bat nach „Café, pieces Mercedes ou cigarettes, s'il vous plais!“ Wir lehnten zunächst ab, dann gab Lummi ihm eine Packung Kekse und Blondie seine eben erst erworbene Packung Marlboro. Natürlich reichte es nicht. Doch plötzlich verstand ich ihn einfach nicht mehr. Dann war es auch in Ordnung. Wir sollten weiter. Der Zoll war nach fünf Minuten erledigt. Das Ehrenformular, das wir bei der Einreise ausgefüllt hatten, wurde eingezogen. Nächster Posten, grün vermummte liefen mit den demotivierten Hunden herum, interessierten sich nicht wirklich für uns, und schickten uns ins Niemandsland. Um 12.45 Uhr, nach 35 Minuten an der Grenze, waren wir ausgereist.

Die Typen scheinen in diesem LKW im Niemandsland zu wohnen

Niemandsland

Es dauert nicht lange, bis man die marokkanischen Gebäude sieht

Sobald man in Sichtweite der marokkanischen Anlagen ist, kann eigentlich nichts mehr schief gehen und das mulmige Gefühl weicht so langsam. Um 13 Uhr erreichten wir die marokkanische Einreise. Wir erhielten die üblichen weißen Einreisezettel. Dann mußte die formelle Einreise erledigt werden. Eine riesige Traube Schwarzafrikaner stand vor dem Schalter, an dem es die Stempel gab. Eine Handvoll Europäer stand daneben und guckte dumm in der Gegend rum. Die meisten Schwarzen waren Senegalesen. Sie hatten mit ihren Pässen an dem Schalter eine Abarbeitungsreihenfolge gebildet, immer wieder packte jemand von ihnen, der am nächsten an den Pässen stand, seinen eigenen Paß und die seiner Familie ein Bißchen weiter nach vorne. Ich machte das Spiel mit. Die übrigen europäischen Touristen standen außerhalb, machten das nicht, und stehen wohl noch heute dort.

Als das erledigt war, kam ein Zöllner mit seinem Hund. Der Hund schlug von außerhalb nicht an, wurde auch nicht durch den Bus geschickt. „Alcohol?“ „Non.“ „Weiter mit Euch, dort hin!“ Es ging zum Scanner. Sie hatten hier, wie in Tanger, einen brandneuen Röntgenscanner. Wir wurden eingereiht, mußten aussteigen und der Bus wurde durchleuchtet. Alles in Ordnung. „Bonne route!“ Wieder dauerte es deutlich länger als bei den Mauretaniern, insgesamt 1 3/4 Stunden. Dafür keine Fragen nach Geschenken oder „freiwilligen Zuwendungen“.

In der Schlange, in der wir auf der Hinreise einen ganzen Tag verbrachten, standen heute genau sieben Autos. Welch ein Hohn. An der Tankstelle hauten wir erst mal nur einen Tank voll. 51,25 L, 327 MAD, km 239.761.

Der Kontrollposten am Hotel Barbas hielt uns an. Doch diese Kontrolle war etwas anders als gewohnt.

Militär: „Kontrolle, guten Tag!“
„Guten Tag!“
Militär: „Sprechen Sie deutsch?“
„Ja.“
Militär: „Haben Sie einen, äh, wie heißt das auf Deutsch, äh, einen Zettel?“
„Ja, hier!“
Militär: „Vielen Dank! Gute Fahrt!“
„Danke, schönen Tag noch!“
Militär: „Auf Wiedersehen!“

Das ganze mit einem leichten Akzent, aber sehr sympathisch und nach 3 Wochen Französisch eine Wohltat.

Ereignislose Fahrt

Am Wendekreis des Krebses

El Argoub

Wir fuhren unbehelligt am Kreisel nach Dakhla ab, auch den Posten am Stellplatz „km 25“ passierten wir. Dann sahen wir Blaulicht, Polizei, Ambulanz, zwei Autowracks. Daneben abgedeckt zwei oder drei Leichen. Wir fuhren weiter in die tiefstehende Sonne und wußten, warum der Unfall wohl passiert war. Um 20 Uhr erreichten wir Camping Moussafir, kochten zu Abend und legten uns bald hin. Die Grenze ging zwar deutlich schneller als gedacht, aber hatte trotzdem geschlaucht.

zurück - start - weiter