3. Januar 2013: Atar – Passe Amoghar – Chinguetti

Tagesetappe: 117 km

Ein Haufen Mickeymaus, nicht mal wertvoll genug für eine Tankladung

Um halb 11 war Aufstehen angesagt. Lummi und Blondie waren schon in Justs Werkstatt, um noch einmal nach dem Kreuzgelenk zu sehen. Es wurde für gut befunden, Just sagte, er hätte schon deutlich schlimmere gesehen. Wir frühstückten mit den Trampern. Dabei ergab sich irgendwie, daß sie heute genau wie wir nach Chinguetti fahren wollten. Wieso sollten wir sie also nicht mitnehmen? Wir nahmen nur nicht die Hauptstraße, sondern wollten den alten Paß fahren. Aber das war ihnen gerade recht, so sahen sie mal was anderes.

Bab Sahara Atar

Wir zahlten den Platz und um 12.10 Uhr ging es los. Am Ortsausgang wurde getankt (km 237.883, 42 l, 16000 UM). Wir kamen nett ins Gespräch mit den beiden. Er war aus Holland, sie aus Australien. Kennengelernt hatten sie sich in Israel, wieso auch immer. In Deutschland kannten sie sich auch gut aus, hatten mal in der Pfalz gewohnt. Nur vorbereitet waren sie nicht so 100%ig, denn sie hatten keine Fiche dabei. So mußten ihre Daten extra aufgeschrieben werden, als wir Atar verließen. Der Militär sprach gutes Englisch und ließ uns dann schnell passieren.

Sie erzählten, wie sie mit dem Minibus jeweils von NDB nach NKT und von NKT nach Atar gefahren seien. Jede Strecke kostet jeweils 5-6000 UM pro Person. Außerdem erzählten sie ein wenig von Australien. Zwei äußerst relevante Zahlen habe ich mir extra notiert: Eine Palette Bier (24x0,33l) 30 EUR, ein Päckchen Tabak (50 g) 21 EUR. „Oida Voda“ war Lummis einzige Reaktion darauf, als er sich gerade „a Tschick ozundn“ hatte.

Nach einer langen leichten Pistenpassage ohne Sandfelder wurde es kniffliger. Wir hatten sowohl Engstellen zu überwinden als auch ein Wadi, in dem wir uns galant festfuhren, weil wir uns auf ein Feuer konzentrierten statt auf die Piste.

Auf Pfadsuche

Wieder frei!

Engstelle

Dann wurden die Brocken immer größer, bis es zur Farce wurde. Die Reifen wurden mit dem Kompressor auf 3,3 bar vorne und 3,7 hinten aufgepumpt, um nicht zerstochen zu werden. Dann bauten wir uns die Piste selbst, zum Glück waren wir ja nun zu fünft.

In wenigen Jahren, mit fortschreitender Erosion, wird hier sicher gar nichts mehr gehen. Das hier war für uns schon grenzwertig.

Als wir nach nervenaufreibenden Stunden endlich auf dem Paß waren, waren wir über die Querverbindung zur Hauptstraße froh. Ich machte mir reichlich Notizen über die Strecke, damit sie im neuen Reiseführer von Edith Kohlbach korrekt dargestellt wird. Als Piste für Masochisten.

Mit 30-40 km/h schoben wir uns nun über das Wellblech nach Chinguetti. Früher eine der heiligen Stätten des Islams wird sie nun leider vom Sand aufgefressen. Mit diesem auch die wertvollen islamischen Bibliotheken. Ich konsultierte den Kohlbach-Führer auf ein Neues. Er empfahl den Platz „L’Eden“ zur Übernachtung, gleich am Ortseingang. Die Zimmer dort waren zu teuer, der Platz zum Campen zu schäbig, der Besitzer etwas unmotiviert. So zogen wir weiter. Bald sahen wir ein Schild „Camping 2008, 100 m links“. Lummi war ungläubig, doch der Platz, der in Wirklichkeit „La Rose des Sables“ hieß war sehr nett gemacht und auch der Chef freundlich und englischsprachig. Hier bleiben wir. Die Tramper nahmen ein Zimmer, Lummi und Blondie Platz im Nomadenzelt und ich wie immer im Bus. Koordinaten: 20°27.833' N, 12°21.878' W.

„La Rose des Sables“

Während der Dauerbeschallung durch den Muezzin orderten wir ein vegetarisches Abendessen, das nicht besonders exquisit ausfallen sollte, aber trotzdem satt machte. Maccaroni mit Gemüse, Orangen, Datteln und Tee. Der Chef des Platzes gab sich große Mühe, seine Gäste zufriedenstellend zu versorgen.

Auch Jacob, der Tramper aus den USA war wieder da und so entspann sich ein interessantes Gespräch über verrückte Reiseziele wie Mauretanien oder Albanien und die Sicherheit hier und dort. Der Ami studierte in Lissabon und war im Gegensatz zu „unseren“ Trampern mit dem Zug gefahren, in den leeren Erzwaggons voller Staub und Dreck, dann von Choum aus mit dem Taxi für läppische 1500 UM nach Atar. Er riet von der Besichtigung der örtlichen Dünen und Bibliotheken ab, dies sei ein noch schlimmerer Grattlerlauf als in Atar. Lummi kannte das eh schon, von daher stand es ab diesem Zeitpunkt nicht weiter zur Diskussion.

Irgendwie waren die Ziesen ausgegangen und so gingen Lummi und Blondie nach Beschreibung des Platzwartes zum nächsten Kiosk. Erst nach 2 Stunden, kurz bevor wir eine Vermißtenmeldung aufgeben wollten, kamen sie zurück. Der wohl reichste Bewohner Chinguettis hatte sie mit seinem SUV abgefangen und kurzerhand zu sich nachhause eingeladen. Er hatte das schönste Haus des Ortes, einen eigenen Palmenhain und schenkte ihnen kurzerhand eine ganze Stange Marlboro, nachdem er sie über die Gefahren des Rauchens aufklärte.

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