31. Dezember 2012: Reparaturtag Nouadhibou
Tagesetappe: 10 km
Silvester
Wir schliefen auf den Schock von gestern erst mal aus. Nach einem gemeinsamen
Frühstück mit österreichischer Wurst und Käse klärten wir, was jetzt zu tun sei,
dann fuhren Lummi und Blondi um 11 Uhr los. Das gab mir Gelegenheit, meine
Wäsche zu waschen, die innerhalb weniger Minuten wieder trocken war. Mit Alex,
dem Kölner, unterhielt ich mich längere Zeit, während er an seinem Bus
Rallyestreifen aufklebte und hier und da ein bißchen beilackierte. Als er weg
fuhr, um etwas zu erledigen, las ich zum unzähligsten Male „Afrika Patt Problem“
von Peter Kohle.
Ich bei meiner verantwortungsvollen Tagesaufgabe: Sachen hüten.
Lummi und Blondie waren nach fast vier Stunden zurück. Sie berichteten: Es wurde ein weiteres Kreuzgelenk für 18.000 UM gekauft, außerdem 50er „better Quality“ Motorenöl für 4500 UM, Herkunft VAE. Dann wurde eine Fettpresse akquiriert, um das Gelenk notfalls auch unterwegs nachschmieren zu können, Kostenpunkt 9500 UM. Die Strebe wurde geschweißt, und das alte Kreuzgelenk manipuliert, damit es Ruhe gibt, Arbeitslohn 8000 UM. Das neue Gelenk wanderte erst einmal als Reserve in die Werkzeugbox.
Lummi war nach getaner Arbeit hungrig, und so gingen wir zum Mittagessen die Straße runter. Im Restaurant Vollmond (Pleine Lune) gab es „Humbourger“, Pommes und Fritten für alle, insgesamt 7300 UM. Die ganzen „Bonne année!“-Küchlein waren zwar ganz süß hier in dieser trostlosen Wüstenstadt, taten mir aber leid, weil sie keiner kaufte.
Nach dem Mittagessen stand Schrottkarrengucken auf dem Programm
Zurück auf dem Campingplatz hatte ich gerade den Laptop aufgeklappt, als Abda vorbei kam und etwas von einer „Party“ erzählte. Ganz verstand ich ihn nicht, meine Französischkenntnisse hatte ich ja schon erläutert. Ich dachte jedenfalls, es ging um Silvester, und so kamen wir mit. Er lief uns voraus und so erreichten wir das städtische Stadion. Dort war aber nichts von „Party“, sondern ein Basketballturnier zu sehen. Nicht irgendeines, sondern die Mannschaft des Waisenhauses, das er gemeinsam mit Florian von der Dust-and-Diesel-Rallye aufgebaut hatte, trat heute dort an. Die Zuschauer waren außer sich, es war riesige Stimmung, dazu ging ständig mauretanischer Tee rund. Es war toll zu sehen, wie viel Spaß die Kinder hatten. Die Mädchen waren genauso wenig verhüllt wie die Zuschauerinnen in diesem „geschützten Raum“, trotzdem nahm keiner Anstoß an uns „Weißen“, sondern wir waren integrierter Teil der Veranstaltung. Als wären wir Einheimische. Die Trainerin der Frauenmannschaft aus Nouakchott sprach uns an, sie sprach sehr gutes Deutsch, obwohl sie vor einigen Jahren nur 6 Monate in Deutschland gelebt hatte, und zwar in Darmstadt und - jetzt kommt's - Wiesbaden.
Lummi im mauretanischen Festtagskleid
In der Mitte: Abda
Es war dunkel, als wir zurück auf Abba waren und dort die Silvesterfeierlichkeit nachholten. Böller hörten wir nirgends. Wir machten ein Feuer in der Tonne, die da so rum stand, und verbrannten neben dem Holz allen Müll, den wir auf dem Platz fanden, und das war nicht wenig. Alex saß dabei und erzählte, wie er sich mit Tauschhandel mit alten Schuhen und Jeans den Diesel in Marokko erschnorrt hatte. Coole Sache jedenfalls, kann man auch mal nachmachen.
Ich hatte eine Flasche Sekt dabei, die auch beim Zoll unentdeckt blieb. So
stießen wir an, als die Uhr 12 schlug.