30. Dezember 2012: Nouadhibou – Piste Bou Lanouar-Choum bei Inal – Nouadhibou
Tagesetappe: 344 km
Tagwache um 7.45 Uhr. Blondie „gönnte“ sich eine kalte Dusche, ich kaufte vier Baguettes für 200 UM, also ca. 50 Cent, Lummi putzte die Scheiben vom Bus. Abfahrt war dann eine Stunde später, um 8.45 Uhr, km 236.598. Ibrahim stand am Tor des Platzes und fuhr mit, denn wir mußten noch das Zolldokument verlängern lassen und er half uns dabei. An der Tanke am Ortsausgang wurde aufgefüllt - km 236.605, 13,52 L, 5000 UM, 1 L Diesel 370 UM, 1 L Benzin 429 UM, Stange Marlboro 3800 UM (just for the record) - dann wurde von Ibrahim kurzerhand das das Internationale On-Board-Wechselbüro Feichtinger SARL eröffnet. Kurs 385. Er fragte mal wieder, ob wir den Bus nicht doch verkaufen wollten, er wäre 4-5000 EUR wert, ohne Allrad 3-4000 EUR. Aber Lummi wollte sich irgendwie nicht überreden lassen.
An der Grenze kamen wir um 9.45 Uhr an, Ibrahim erklärte dem Chef schnell unser Problem und war in 10 Minuten mit der Sache fertig. 30 Euro, die wir uns hätten sparen können, hätten wir das gleich bei Einreise erledigt. Als der Zug vorbeifuhr, hörten wir das noch an der Grenze, obwohl die Gleise mehrere km entfernt waren. Ibrahim blieb hier, denn nun begann sein Arbeitstag an der Grenze. Nicht als offiziell Bediensteter, sondern als Guide. Eine zwiespältige Person, seine Handynummer zu haben konnte jedoch immer ein rettender Notanker sein. Wie teuer der werden würde, muß man dann sehen.
Wir bogen nun in Richtung Nouakchott ab und fuhren in Bou Lanouar von der Asphaltstraße ab. In dem Ort suchten wir den Pisteneinstieg und gruben uns zur Gaudi direkt schon einmal ein. Dann schafften wir es und fuhren entlang der Gleise. Man muß eigentlich geistig schwer behindert sein, sich hier zu verfahren. Links die Gleise, rechts der Sand, wenn es anders ist, ist man verkehrt. Dito, wenn man die Gleise nicht mehr sieht. Die Piste war meist mit dem Caterpillar geschoben und leicht zu befahren.
Als wir uns irgendwo wieder eingruben, ging der Allrad nicht rein. Das ganze ist eine ziemliche Improvisation, die die Ösis da beim Umbau gefricktelt haben, und nun war die Verbindung, die das ganze am Getriebe betätigte, defekt. Da kein großer Druck drauf war, konnten wir es mit einem Haargummi von Lummi provisorisch beheben. 13.15 Uhr, Standort 21°18.569' N, 16°21.074'W.
Nur einen km später machte es ein heftiges „Klonk“ von vorne rechts. Der Stabilisator war durch, wie letztes Jahr. Er wurde genauso wieder mit einem Spanngurt „repariert“. Aber irgendwie war das Omen nicht gut, der Feichti wollte nicht so wirklich im Sand spielen. Es dauerte noch 2 Stunden und 30 km seichter Piste, als wir uns nach einem weiteren Eingraben geschlagen geben mußten. Das Geräusch von der Grenze, das Kreuzgelenk, war wieder da. Lummi war ein wenig sehr optimistisch und wollte trotzdem unbedingt zum Ben Amira fahren, also der Piste nach Osten weiter folgen. Aber das waren noch über 250 km. Die Bahnlinie war zwar immer in Sichtweite, und daher würden wir wohl nicht verhungern und verdursten, wenn etwas passiert. Aber wohl war Blondie und mir nicht wirklich bei der Vorstellung, den Bus und alles andere hier lassen und auf Hilfe warten zu müssen, wenn die vermutlich einzige Allradverbindungswelle für einen 207D auf dem afrikanischen Kontinent abreißt. Und normalerweise bin ich für die riskanten Entscheidungen hart an der Grenze zum Himmelfahrtskommando zuständig. Diesmal war es Lummis Part.
Operation erfolgreich, Patient tot. Klarmachen zum Rückzug.
76 km nach dem Pisteneinstieg traten wir den geordneten Rückzug nach Nouadhibou an. Es dauerte 2.45 Stunden, bis wir wieder auf Umwegen, nicht durch Bou Lanouar, auf der Asphaltstraße waren.
Verbrauchsaufstellung Lummi:
25 Tschick
1,5 l Römerquelle emotion
8 Madelaines
10 Mandarinen
1 Haargummi (Reparatur)
3 Tage Lebenserwartung
Das Geräusch war wieder da, und lauter als zuvor. Mit 60 km/ h schleppten wir uns zurück in die Stadt.
Um 20.05 Uhr erreichten wir im letzten fahlen Tageslicht Camping Abba und erklärten Alex und Abda unseren Mißerfolg. Morgen war also wieder Reparaturtag angesagt. An Silvester.