4. August 2012: Tallinn (EST) – Riga (LV) – Nimmersatt (LT) – Klaipėda/Memel (LT) – Kurische Nehrung (LT)

Tagesetappe: 670 km

Wir zahlten den Campingplatz – 62 EUR für 2 Nächte inkl. 1 x Sauna – und ich gab Klaipėda, Litauen, bis 1920 unter dem Namen Memel nördlichste Stadt Deutschlands, als Ziel in das Navi ein. Es führte uns genau so, wie wir es auch auf der Karte geplant hatten. Von dort sollte es dann auf die Kurische Nehrung und ein zweites mal nach Rußland, in die Exklave Kaliningrad gehen. Wir hatten ja zum Glück ein Zweifachvisum. Um 11.35 Uhr ging es los. Wir nahmen uns an der Bude vor dem Campingplatz noch eine Pizza für den Weg mit und folgten dann Navi und Schildern nach Pärnu.

Das Radio ging nicht. Ich fuhr auf einen leeren Parkplatz, schaltete es aus, ein, aus, klopfte herum. Es half nichts. Dann bauten wir es aus, schauten uns die Stecker an, stöpselten sie ab. Alles unauffällig. Ich gab es auf, steckte es wieder zusammen und baute es wieder ein. Nächster Halt sollte dann wohl ein Elektromeister sein. Doch als wir nach einer halben Stunde wieder los fuhren, tat es wie von Geisterhand wieder. Na dann …

Ohne Stopp verließen wir das nette Estland und reisten nach Lettland ein.

Grenze EST-LV

Blick zurück

Ereignislose Fahrt bis Riga. Dort steuerten wir den erstbesten Supermarkt an, einen „Maxima“. Wir gaben unsere letzten lettischen Mickeymaus, die wir noch von der Hinfahrt hatten, für Essen und Getränke aus und nahmen eine kleine Mittagsbrotzeit auf dem Parkplatz ein. Wir waren offenbar in einer russischen Exklave gelandet, denn hier sprach weit und breit niemand lettisch. Riga durchquerten wir anschließend ohne anzuhalten. Es fing eh zu regnen an, und Zeit uns umzusehen hatten wir leider keine.

Riga

Wieder ohne Kontrolle fuhren wir nach Litauen:

Grenze LV-LT

Bei Šiauliai bogen wir westwärts in Richtung Memelland ab. Von Klaipėda fuhren wir noch schnell ein paar Kilometer nach Norden nach Nemirseta (deutsch Nimmersatt), dem ehemaligen Grenzübergang von Deutschland nach Rußland (!). Es war damals guter Brauch, von dort einen „Gruß aus Nimmersatt, wo das Deutsche Reich sein Ende hat“ an die zuhause gebliebenen zu senden. Heute ist die deutsche Grenze aber 600 km entfernt und es sind nur noch die traurigen Ruinen der über 100 Jahre alten Zollgebäude zu sehen. Nicht mal ein Hinweisschild gab es. So fährt man, wenn man es nicht weiß, einfach vorbei.

Links die alten Grenzsteine

Jonas zwischen Rußland (links) und Deutschland (rechts) – hätten wir das Jahr 1900

Zurück in Klaipėda suchten wir den Fährhafen auf die Kurische Nehrung zunächst wegen schlechter Ausschilderung vergeblich. Das Navi hatte irgendwie eine veraltete Adresse. Als wir da waren, atmeten wir auf. Trotz der späten Stunde fuhr die Fähre noch im 20-Minuten-Takt. Wir kauften das Ticket für 21.50 Uhr (45,80 LTL, umgerechnet 13,20 EUR). Die Überfahrt war schnell erledigt, es waren ja nur wenige hundert Meter. Wir mußten noch irgendeinen Kleckerbetrag Maut für die Befahrung der Nehrung bezahlen. Karten nahmen sie nicht, und sonst nur Mickeymaus. Unter wütendem Getobe nahm der schwer übergewichtige Mautschrankenbediener 200 Rubel ersatzweise an und ließ uns passieren.

Überall standen „Camping verboten“-Schilder. Doch wo sollten wir nun schlafen? Wir wollten sicher nicht wieder von der Nehrung runter fahren. Nach etwas Suche landeten wir an einer Sackgasse am Deich (Koordinaten 55.67767° N, 21.10436° E). Es standen schon ein paar Wohnmobile und Autos, in denen Leute schliefen, herum. Wir fragten an der Bar, die recht einsam in der Gegend herum stand, nach. Der Barkeeper bestätigte uns, daß es niemanden interessiere, wenn wir hier unser Zelt aufstellten. Als das erledigt war, gönnten wir uns beim redseligen Litauer, der gut Englisch sprach, das eine oder andere. Ein zweiter älterer Litauer kam etwas später auf dem Fahrrad hinzu. Er suchte seinen Kumpel, mit dem er auf Radtour war. Wir hatten ihn auch nicht gesehen. Da er ihn auch nicht auf dem Handy erreichte blieb er einfach da und trank mit. Ihm gehörte wohl das „Teatro Buffetas Kafe“ in Šiauliai, das er uns aufschrieb, und er bat uns mehrfach, ihn mal besuchen zu kommen, wenn wir wieder in der Gegend sind. Der Keeper stellte uns eines nach dem anderen hin. Als wir zahlen wollten winkte er ab. Ich gab ihm 10 EUR, das war für ihn sehr in Ordnung.

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