2. August 2012: Espoo (FIN) – Helsinki (FIN) – Tallinn (EST)
Tagesetappe: 55 km, zzgl. 80 km Fähre
Als Dank für die Übernachtungsmöglichkeit tankten wir noch einmal die 5 Liter, die wir bei der Nachtplatzsuche und durch den Umweg verblasen hatten und kauften ein paar Flaschen zu Trinken. Um 11 zog es uns Richtung Helsinki-Zentrum. Wir fanden einen Parkplatz, warfen ein paar Euro für die Stadtbesichtigung ein und zogen los. Zuerst kamen wir am Flohmarkt am Senatsplatz vorbei. Bei einer alten Finnin kaufte ich ein Konvolut alter skandinavischer und russischer Münzen.
Ein Kennzeichen aus Åland
Zweisprachige Namensschilder
Hauptbahnhof Helsinki
Mittag gab es bei „Aseman Wursti“ im Hauptbahnhof, dann klapperten wir alle weiteren wichtigen sehenswerten Orte in Laufweite ab, kauften in einem Kiosk noch Briefmarken und schrieben die letzten Postkarten.
Mit dem Auto fuhren wir Richtung Fährhafen. Wir bogen noch kurz zum S-Market im Ortsteil Ruoholahti ab, wo noch mal eine Ladung Apfelsinencola und Turun Sinappi, der wohl beste Senf der Welt, mitging. Natürlich durfte ein Halt an der Heißen Theke wieder nicht fehlen. Im Parkhaus räumten wir das Zeug auf dem Dachgepäckträger soweit wie nötig runter, um nicht höher als erlaubt auf die Fähre zu fahren und im Hafen notfalls umräumen zu müssen. Völlig nutzlos, wie wir merken, denn es maß mal wieder niemand die Höhe nach. Das gleiche war ja schon bei der Fahrt nach Marokko der Fall. Nächstes mal spare ich es mir.
Ohne jegliche Polizei- oder Zollkontrolle fuhren wir auf die riesige Baltic Princess. Als das Auto positioniert war gingen wir hoch auf Deck. Fast pünktlich, kurz nach 18.30 Uhr, legte sie ab. Das Schiff war wirklich unfaßbar groß und eine Stadt auf dem Wasser. Supermarkt (mit Einkaufswagen und Kassen), mehrere Bars, eine Varieteshow, Sauna und vieles mehr. Viele Familien bezogen ihre Suiten. Sie fuhren wohl nur zum Einkaufen auf estnischem Preisniveau und zum Zeitvertreib nach Tallinn und morgen mittag um 13 Uhr mit demselben Schiff wieder zurück. Die vielen Finnen, die mit ihrer gesamten Großfamilie meterhoch die ausleihbaren Sackkarren mit Lapin Kulta vollstellten und auf ihre Zimmer brachten, bestätigten die Vermutung. Wir gönnten uns auf dem Sonnendeck ein letztes Fennoskandinavien-Cider oder -Bier und blickten wehmütig auf Helsinki zurück. Gerne wieder! Mittels WLAN rief ich bei Tallinn City Camping an, wie lange die Rezeption besetzt sei. Man versicherte, es wäre noch jemand da, wenn wir ankommen.
Tallinn rückt näher
Um 22.18 Uhr, nach 3 3/4 Stunden Fahrzeit, legte das Schiff in Tallinn an. Alle fuhren relativ geordnet von der Fähre, wenn man es mit der Marokkopassage vergleicht, und über die nächste Kreuzung in die estnische Nacht hinein. Keine Kontrollen. Wir bogen direkt links ab, um auf die Pirita tee zu kommen, auf der der Campingplatz lag. Ein ABC-Supermarkt kam des Weges, wir wollten endlich mal wieder ein Bier zum Supermarktpreis trinken. Die Palette „Beli Medwed“ aus Murmansk war schon länger leer. Doch weil es schon nach 22 Uhr war, war der Alkoholkauf untersagt. Nach dem Tanken (65,7 l, 1,294 EUR /L) ging es auf den Campingplatz.
Das Mädel an der Rezeption war etwas desinteressiert, der Platz nicht wirklich schön (ehemaliges Industriegelände mit nur einer kleinen Rasenfläche für Zelte), aber die Sanitäranlagen brandneu und gepflegt. Es gab sogar eine Sauna, die man sich für schmales Geld mieten konnte.
Als das Zelt aufgebaut war nahmen wir uns ein Taxi in die Innenstadt. Die malerische Altstadt des alten Reval gefiel uns auf Anhieb und wir wurden uns schnell einig, den „Ruhetag“, den wir uns erarbeitet hatten, hier zu verbringen. Wir kehrten in einen Irish Pub ein, der nach einem Bier schon wieder schloß und landeten schlußendlich vorm Hell Hunt Pubi, einer alt eingesessenen Kneipe, vor der ein riesiger Haufen Jugendlicher abhing und trank. Wir feierten mit ihnen und hatten einen schönen Abend. Sie erklärten uns, daß die Fläche vor dem Hell Hunt Privatgrund sei und deshalb die Polizei nach estnischem Recht keine Befugnisse hat. Deswegen ist es der Treffpunkt für die Tallinner Jugend.
Mad Murphy's Irish Pub