27. Juli 2012: Kirkenes (N) – Treriksrøysa (Dreiländereck N-FIN-RUS) – Näätämö (FIN)
Tagesetappe: 295 km
Am „Morgen“ – es war schon nach Mittag – ging ich zur Rezeption, um zu bezahlen. Es war tatsächlich einmal wer da. Es sollte 220 NOK kosten, fast 30 EUR – heftig. Ich hatte nur noch 200 NOK, daher gingen diese zzgl. 3 EUR auch in Ordnung.
Wir fuhren noch mal in Richtung russische Grenze, um kurz vor Elvenes zum alten Grenzübergang „Skafferhullet“ zwischen Elvenes und Borisoglebsk abzubiegen. Da hatte ich schon einmal ein paar Bilder gesehen. Er war mit einem Zaun abgesperrt und man konnte nach Rußland zurück linsen. Früher standen hier wohl mal Schilder: „Do not urinate towards Russia“.
Dann wollten wir uns das Grenseland Museum am Ortseingang von Kirkenes ansehen. Wir bekamen Studentenrabatt und sahen uns die eindrucksvolle Ausstellung an. Dort erfuhr man die Entwicklung der Region von der Steinzeit bis heute. Besonders der Geschehnisse im 2. Weltkrieg, dort waren die Deutschen hier auch sehr „präsent“, wird gedacht.
Am Ende schnorrten wir uns noch bei einem Tee in der Lobby das WLAN, dann ging es weiter.
Ziel war das Dreiländereck Norwegen-Finnland-Rußland, der Treriksrøysa, auf Deutsch: Drei-Reiche-Stein. Er ist aus dem Øvre-Pasvik-Nationalpark mit einer ca. 1-stündigen Wanderung zu erreichen. Dazu fährt man gute 100 km durch eindrucksvolle Landschaften, immer am Pasvik und damit der Grenze entlang, in eine Sackgasse. Hier und da sieht man in einiger Entfernung die russischen Grenzpfähle, Militäreinrichtungen und Wasserkraftanlagen.
Der Asphalt hört einige Kilometer vor Erreichen des Parkplatzes an der Grenzpolizeistation auf, der Rest ist Schotter. Dieser hatte aber unter der Schneeschmelze ordentlich gelitten, und einmal mußten wir uns den Weg reparieren. Vom Parkplatz aus wanderten wir eine halbe Ewigkeit, das letzte Stück parallel zur norwegisch-russischen Grenzlinie.
Zwei norwegische Soldaten bewachten das Dreiländereck, waren aber äußerst freundlich und unterhielten sich die ganze Zeit mit uns. Sie erklärten uns zunächst die Rechtslage: Nach Finnland dürfen wir hinüberlaufen, nach Rußland selbstverständlich nicht. Die Strafe betrug umgerechnet 700 EUR, und wir sollten froh sein, daß die Norweger uns im Fall des Falles in Amtshilfe festnehmen würden und nicht die Russen. Bis vor ein paar Jahren durfte man noch um den Stein herum laufen, weil es schlicht niemanden interessierte. Als wir uns an die gelben Markierungssteine heran tasteten, warnte der eine: „Attention, the border is also in the air!“.
Links Norwegen, rechts Rußland
Jan in Norwegen, Jonas in Finnland
Jonas 30 cm vor Rußland
Sie erzählten, daß es nur wenige Fälle gibt, in denen jemand illegal nach Rußland herüber tritt. Meist passiert das auf dem Pasvik, wo es zwei verschiedene Grenzziehungen gibt. Eine Variante von Norwegen und eine von Rußland. Also haben sie hier am Dreiländereck ein ruhiges Leben. Alle paar Stunden kommen ein paar Wanderer vorbei und sie haben jemanden zum Reden. Beide kamen aus der Nähe von Oslo und sind gerne hier oben. Sie sagten, das wäre in der Armee wie ein Lottogewinn, hier und nicht im Süden stationiert zu werden. Sie empfahlen uns noch ein norwegisches Mittel gegen die lästigen Moskitos, die hier sogar durch die Mützen und Pullover stechen, wenn man sich kein Feuer anmacht: Es hieß „Arctic Summer“ und ist nur in Skandinavien zu kaufen, wir sollten mal in einen Angelladen gehen. Leider kann es auf Dauer Krebs hervorrufen, daher dürfen sie es selbst nicht nehmen. Dann doch lieber Autan.
Wir bedankten und verabschiedeten uns und wanderten wieder zurück. Um 21.40 Uhr MESZ waren wir wieder am Auto.
Wir fuhren wieder in Richtung Kirkenes in die taghelle Nacht hinein. Auf dem Rückweg ließ ich von Jan die Zeiten festhalten:
21.47 Abfahrt Parkplatz Dreiländereck
22.46 Grenzstation, Beginn Asphalt
00.20 Statoil Hesseng, Kreisverkehr
Kirkenes ließen wir nun rechts liegen. Wir fuhren gen Westen und bogen recht bald nach Näätämö ab, das waren nur wenige km Umweg, aber so konnten wir zu finnischen, deutlich angenehmeren Preisen tanken. In Norwegen kostete der Diesel momentan um die 2 EUR /L. Hier machten wir um 1.10 Uhr MESZ am Automaten per VISA den Tank (36,5 l) und einen zweiten 20 l-Wehrmachtskanister für 1,548 EUR /L voll. Mit einem Kanister zu viel im Gepäck fuhren wir zurück nach Norwegen. Aber wir hatten eh schon seit Kirkenes keinen anderen Menschen mehr gesehen.