26. Juli 2012: Murmansk (RUS) – Nikel (RUS) – Grense Jakobselv (N) – Kirkenes (N)

Tagesetappe: 320 km

Wir schliefen wegen der anrollenden Touristen nicht sehr lange, um halb 10 sattelten wir schon wieder auf und begannen eine kleine Stadtrundfahrt. In Rußland sollte die gesamte Besatzung noch einen günstigen aber akkuraten Russenhaarschnitt bekommen, außerdem mußten wir noch auf russischem Preisniveau einkaufen.

Schwesterschiff vom Feichtinger

Das berühmte Hotel Arktika

Aus Finnland importiert

Nach einer Stunde Stadtgondelei – wäre Murmansk nicht am Polarkreis und hätte Mitternachtssonne könnte die Stadt auch überall sonst in Rußland stehen – fanden wir ein Schild eines „Perikmachers“. Das Wort ist tatsächlich aus dem Deutschen entlehnt. Wir traten ein, sahen aber überall nur Computerspiele und Videokassetten. Ich fragte den jungen Kerl hinter dem Tresen, er schickte uns rechts durch den Laden. Hinter dem Durchgang war ohne absperrbare Tür der Friseur. Eine alte Mamuschka schnitt uns fürsorglich für 150 RUB p. P. die Haare. Jonas' lange Loden bissen hier ins Gras.

Um 13 Uhr erreichten wir einen großen TWOI- („Ihr“-) Supermarkt. Hier sah man noch schön, wie Gemüse aussieht, wenn man nicht die Hälfte aus optischen Gründen wegschmeißt. Davon nahmen wir reichlich mit und auch die Heiße Theke wurde wieder von uns in Beschlag genommen. Auf dem Parkplatz gab es erst mal Mittag.

Jonas und Jan hatten irgendwas vergessen oder mußten noch mal aufs Klo. Jedenfalls stand ich einige Zeit alleine herum, als ein junger Russe mich ansprach. Ich sagte: „Nje pa-Russki“, da wechselte er auf gutes Englisch. Er bettelte mich um 50 RUB an, da er nach Kirowsk nach Hause müsse. Da seine Story einigermaßen glaubwürdig klang und er so gut Englisch sprach gab ich sie ihm. Er forderte dann auch nicht mehr und bedankte sich sehr herzlich und ging in Richtung Bahnhof. So soll's sein.

Jan bat noch um einen Umweg über den Bahnhof, da er sich sehr für solche interessiert. Gerne. Dort herrschte hektische Betriebsamkeit. Die Schaffnerinnen in ihren Uniformen regelten jedoch alles streng und professionell, was uns ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

Bahnhof Murmansk

Zeitangaben in russischen Bahnhöfen sind immer, von Kaliningrad bis Wladiwostok, in Moskauer Zeit

Wir folgten dann, die Zeit war wie im Flug vergangen und es war schon halb 5 durch, den Schildern nach Kirkenes und tankten noch einmal sicherheitshalber voll (43 l, 1220 RUB). Es hieß zwar, es gäbe noch eine Tanke 20 km vor der Grenze, aber darauf verlassen wollte ich mich nicht.

Einmal voll, bitte!

Ortsausgang

Blick zurück

Die Grenze machte laut ADAC um 21 Uhr zu. 21 Uhr welcher Zeitzone, das wußten wir nicht. Daher gab ich kompromißlos Vollgas, wo immer es ging. Jetzt durften wir nur keine Panne haben. In Zapolyarny (auf deutsch ugf.: Stadt hinter dem Polarkreis) lag schon wieder dieser ekelhafte Geruch nach Verbranntem und Chemie aus Montschegorsk in der Luft. Wir hielten an einer Tanke inmitten der Apokalypse. Das war wohl die letzte vor Norwegen. Ich preßte noch einmal voll, was ging. Wir kamen auf 12,28 l /100 km seit Murmansk. Jetzt sollte aber wirklich kein cm³ Luft mehr im Tank sein. Den ersten Wehrmachtskanister hatten wir schon in Karelien günstigst gefüllt, in den zweiten kamen noch mal 5 Liter, die wir kurz vor der Grenze reinschütten wollten. Es war 19 Uhr russischer, 17 Uhr norwegisch/deutscher Zeit.

Tote: 3
Verletzte: 21
Promilleüberschreitung: 152
Zu schnell gefahren: 732

 

Wir fanden alles, nur nicht dieses Denkmal ...

In Petschenga, einem ehemals finnischem Gebiet. Seit Wegfall hat FIN keinen Zugang zur Barentssee mehr.

Alle 50 Meter eine Militärkaserne

Die letzte Tanke in Rußland (direkt an der Hauptstraße in Zapolyarny), in Norwegen wird Sprit das dreifache kosten

Apokalypse now

Romantisches Zapolyarny

Die Straße wurde irgendwann zur Piste und führte auch deutlich anders als auf unserer Karte beschrieben, nämlich nicht nördlich an Nikel vorbei sondern geradewegs auf dieses zu. Aber die Himmelsrichtung stimmte. Wir fuhren auf einer Anhöhe an Nikel vorbei. Der Name verrät schon, was hier abgebaut wird. Nikel ist offiziell einer der am stärksten umweltverschmutzten Plätze der Welt. Weit und breit kaum ein Grashalm. Mir wurde ein wenig schlecht und ich hatte Mitleid mit jedem, der hier leben und/oder arbeiten muß. Dazu kommt ja noch ein halbes Jahr Dunkelheit. Schrecklich. Und nur 20 km westwärts liegt das Umweltparadies Norwegen.

Nikel

Exakt 20 km vor dem Grenzübergang Storskog kamen der Abzweig und eine Militärkontrolle. Er sah sich unsere Pässe und die Visa an, malte „20 km“ in die Luft und schickte uns los. Offiziell durfte man hier nicht anhalten, es handelt sich um Sperrgebiet. Wir taten es trotzdem, um am Abzweig nach Borisoglebsk, dem man nicht folgen durfte, die 5 Liter noch in den Tank zu pressen. In Borisoglebsk zapfen die Russen mit einer riesigen Wasserkraftanlage den Pasvik-Fluß an. Kurz danach kam die Grenzstation. Um 20.05 Uhr russischer Zeit waren wir da.

Es gab glücklicherweise keine Warteschlange. Die russischen Beamten hatten schon fast Langeweile, da kamen wir gerade recht. Schnell wurden unsere Pässe gestempelt und das Auto ausgetragen. Zu einer Durchsuchung kam es nicht. Nach 10 Minuten durften wir weiterfahren. Wenn es nur immer so schnell ginge.

Hier fanden wir nichts, wir hatten uns schließlich schon in Murmansk mit allem wichtigen versorgt

Die norwegische Grenzstation

Daß wir das Auto jeweils zur Hälfte in Rußland und in Norwegen parkten, um ein Bild zu machen, störte niemanden

Dann Norwegen. Wir stellten das Auto vor einer Schranke ab und traten in die Holzhütte ein. Ein wunderbarer Ikea-Duft kam uns entgegen. Am Schalter saß Papa Bär, ein überaus gemütlich wirkender dicker Norweger kurz vor der Pension. Er begrüßte uns sehr herzlich, sah nur kurz auf die Pässe und gab sie uns wieder. Wir sollten vorfahren. Ich fragte nach einem Einreisestempel. „Why?“, fragte er. Er sprach natürlich perfektes Englisch. „We collect them“, entgegnete ich, und schon machte es drei mal „Kla-klack“.

Seine Kollegin, eine blonde Mittzwanzigerin und wohl Polizei und Zoll in Personalunion, sah den Kofferraum und den Innenraum durch. Wir hatten schon die Schilder gesehen, wonach der Import von Milch- und Fleischprodukten verboten sei. Sie fand eine Packung Milch und warf sie in die Tonne. Sie fragte nach mehr. Ich antwortete wahrheitsgemäß, ich hätte noch eine andere Packung Milch, aber wüßte nicht mehr, wo. Sie sah die Freßkiste durch, fand sie nicht, und drückte ein Auge zu. Die russische Wurst interessierte sie seltsamerweise nicht. Dann durften wir fahren. Es war 18.40 Uhr MESZ. Aus- und Einreise insgesamt 35 Minuten.

Das Pflichtphoto

Beim Photostopp kurz hinter der Grenze bemerkte ich glücklicherweise meinen Paß samt Fahrzeugschein, den ich bei der Zollkontrolle aufs Dach gelegt hatte. Einen Botschaftsgang konnten wir nicht wirklich gebrauchen. Wir bogen rechts nach Grense Jakobselv ab, das ich schon 2009 mit Taylan besucht hatte. Auch Jan und Jonas konnte ich für einen zweiten Abstecher begeistern. Wir sahen uns diesmal auch die König-Oskar-II.-Kapelle aus der Nähe an.

Die oberen beiden Aufkleber kleben schon seit mindestens 3 Jahren dort
Mal sehen, wie lange der Goldth-Sticker hält

Privatgrund – Fischen verboten

Beim Abstecher an den Strand grub ich mich beim Herausfahren fast noch ein. Wäre ähnlich blöd gewesen wie der Dokumentverlust vorhin. Aber alles ging gut.

Auf der anderen Flußseite liegt Rußland. Hätte man evtl. mit dem Auto durchwaten können.

Nach dem 2,5-stündigen Ausflug fuhren wir nach Kirkenes. Die Stadt war nicht sehenswerter geworden, aber immerhin gab es einen Bankautomaten und einen Supermarkt. Danach fuhren wir auf den bereits von 2009 bekannten Campingplatz. Der Chef war wieder nicht da, also machten wir es uns einfach wie gewohnt selbst bequem. Wir kochten noch eine Gemüsepfanne mit dem Murmansker Gewächs und gingen gegen 2 Uhr schlafen.

Pflanzenöl aus Deutschland

0,5 L Tuborg: 3,10

Breivik überall!

Einfahrt zum Campingplatz Hesseng

Druckfrisches Geld

Mitternacht

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