6. Januar 2012: Tanger (MA) – Mogente/Moixent (E)

Tagesetappe: 740 km

Als ich um 3.45 Uhr aufwachte, war bei den beiden Outdoor-Campern der erste Kaffee schon durchgezogen. Wir konnten nach der Morgenhygiene sofort los.

Gestern hatten wir noch nicht nach dem Preis für die Übernachtung gefragt, es war uns egal. Nun mußten wir bei der Nachtwache zahlen, die wir erst mal wecken mußten. Die ziemlich teure Platzgebühr, 120 MAD, wurde „großzügig“ in 12 EUR umgerechnet, weil wir keinen müden Dirham mehr hatten. Dann ging es mit „Voigas“ auf die Autobahn. An der Autobahn fuhren wir die letzte Tankstelle vor Tanger-Med an und füllten noch mal was so ging auf. Viel kam dabei nicht rum, nur ein paar Liter. Zu Gast war wieder derselbe geistig behinderte Tankwart wie im letzten Jahr. Daher konnten wir kein Motoröl kaufen, wie eigentlich geplant. Das Tanken wurde wieder mit 10 MAD – 1 EUR umgerechnet.

Im Hafen schüttelten wir erst mal vermeintliche Grattler ab. Sie wollten uns weismachen, daß wir noch einen sehr wichtigen Zettel brauchten. Doch am Ausreiseposten zeigte sich, daß tatsächlich nichts ging. Wir konnten nicht ausreisen, weil wir keine „Confirmation“ für unser Rückfahrtsticket von der Fährgesellschaft haben. Noch nie von gehört. Was für ein Schwachsinn. In der Schalterhalle wird uns von einer anderen Fährgesellschaft bestätigt: Es ist tatsächlich so, und unser Schalter öffnete erst um 7 Uhr marokkanischer Zeit. So bekam ich noch einmal zwei Stunden unfreiwilligen Schlafs auf der Rückbank, Große und Lummi dösten vorne und holten den Passierschein A38 dann pünktlich ab. Immerhin war anschließend die Ausreise bei der Polizei problemlos.

Beim Zoll mußten wir erst ein wenig warten und uns dann in der Reihe am Röntgen-LKW aufstellen. Der brandneue, wahrscheinlich von der EU bezahlte, Mercedes-Benz Actros fuhr einmal vor und zurück, sah sich das Ergebnis an und wir wurden weitergeschickt. Einen Van nahmen sie anschließend auseinander.

Die Fähre stand schon bereit, wir fuhren direkt hinein, mußten jedoch noch über eine Stunde warten, bis sie voll war und abfahren konnte. 14 Uhr MEZ legten wir in Algeciras an. Die Pässe wurden flüchtig angesehen, der Zoll scherte sich nicht um uns und winkte uns durch. Wahrscheinlich übernehmen die Marokkaner mittlerweile die Suche nach „dem Gröbsten“, daher auch der brandneue LKW.

Vor der Reise hatte ich schon einen Mitfahrer für die Rückfahrt, während wir in Marokko waren meldete sich ein zweiter per Mail. Ich hatte mit beiden ausgemacht, daß ich mich heute melde, sobald wir in Spanien „gelandet“ sind, hatte ihnen aber schon eine ungefähre Uhrzeit nach unserem Plan gegeben. Der war durch die Aktion etwas durcheinander gekommen, und so wartete Stefan schon seit 8 Uhr in Algeciras auf uns. Am Hotel Versalles holten wir ihn ab.

Unseren zweiten Mitfahrer Dustin gabelten wir in Granada am McDonald’s auf. Da war die Sonne schon untergegangen. Die Gelegenheit nutzten wir zum Abendessen. Immerhin sprachen beide im Gegensatz zu den Mitfahrern auf der Hinfahrt einwandfrei Deutsch, so war es etwas relaxter und kommunikativer. Stefan war ein halbes Jahr in Südspanien und „woofte“. Das bedeutet „working on organic farms“ und kann man sich als Arbeit gegen Essen vorstellen. Er erzählte, daß er die ganze Zeit ohne Geld gelebt hätte. Dustin war in der Gegend um Granada wandern und verbrachte Silvester in der Wärme des Südens. Man konnte auch jetzt noch im Shirt rumlaufen, obwohl die Stadt in den Bergen liegt.

Lummi fuhr weiter, bis die Tanks beide leer waren und wir vom Schild an der Autobahn an eine Automatentanke in Moixent gelangten. Der Sprit war mit 1,275 EUR /L erstaunlich günstig. Das Gerät ließ sich nicht auf Englisch oder Deutsch umstellen, daher dauerte das ganze etwas länger und ich mußte meine VISA-Karte x mal einstecken bis wir einen Tank gefüllt hatten. Währenddessen hielt hinter uns ein Auto der Guardia Civil, ich bekam gar nicht mit, daß sie unseretwegen da waren und dachte, sie müßten auch einfach nur tanken. Erst als sie Dustin etwas ruppig anpackten, merkte ich, was abging.

Sie hatten einen Schlauch in der Hand und liefen mit ihm zu einer Hecke 50 m entfernt. Keiner von uns verstand Spanisch oder Valenzianisch, oder was sie gerade sprachen. Sie wollten in den Bus schauen und nahmen die Kanister in Augenschein. Da dämmerte es uns erst, daß sie uns wohl Spritklau vorwarfen. Da die Kanister aber bis auf den einen mit dem zollfreien Diesel, der aber auch am besten versteckt war, leer waren, fuhren sie ohne ein Wort zu sagen weiter.

Wir wollten nach einer kurzen Verschnaufpause das Tanken fortsetzen, der linke Tank war nämlich auch noch leer, aber meine Karte wurde nicht mehr akzeptiert. Große übernahm daher das Zahlen, was auch wieder einige Versuche brauchte. Er übernahm auch das Steuer.

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