29. Dezember 2011: Wildcamp auf der Piste Assa-Smara – Smara (Westsahara)

Tagesetappe: 190 km

Schon kurz nach Sonnenaufgang fuhren wir weiter, wie sich das auf Querfeldeinfahrten gehört. Das Sonnenlicht muß genutzt werden, wo es geht, denn wenn es einmal dunkel ist, muß man anhalten. Und wir wollten es heute wieder in die Zivilisation, in die ehemals verbotene Stadt Smara, schaffen. Doch schon eine viertel Stunde später mußten wir zwei mal die Bleche einsetzen.


ls


ls


ls

Hier grub Große seinen lange erwarteten Kamelschädel aus


ls


ls


ls

Das, was im Buch der Briten „Straße“ sein sollte, war genauso Piste wie das, was wir bereits gestern fuhren. Wir mußten ein paar mal wenden und auf unser eigenes Glück den Weg aus den vielen kreuz und quer verlaufenden Spuren auswählen, da die GPS-Punkte weit auseinander lagen und überquerten um 11 Uhr irgendwo zwischen Nirgendwo und Überhauptnirgendwo die „Grenze“ in die Westsahara. Andere Menschen? Fehlanzeige.

Die Kupplung streikte wieder. Es mußte also wohl doch etwas anderes sein, wenn immer wieder Luft ins System kommt. Während sich die Briten einen Tee machten, entlüfteten wir gegen 15 Uhr auf der Piste das Kupplungssystem. Es folgte der Abstieg in einen Kessel, einen ausgetrockneten Salzsee namens Ga'at Mezwar.

Ein Jeep auf einer Bergkuppe rechts der Abfahrt. Wir wußten nicht, ob er vom Militär war, jedenfalls ließ er uns in Ruhe


ls

Wir machten Bilder und Videos, drehten Donuts und gaben Gas. Höchstgeschwindigkeit war zwischenzeitlich einmal 104 km/h.


ls

Im Hintergrund schossen Militärjeeps quer in Richtung POLISARIO-Grenze, interessierten sich aber nicht vor uns. Wir fuhren aus dem Kessel raus und erreichten um 16.20 Uhr die alte Spanische Straße aus der Kolonialzeit. Die war selbstredend schon etwas älter und oft war es sinnvoller daneben zu fahren. Weitere 20 km dauerte es bis wir die Asphaltstraße erreichten, im Reiseführer war sie noch nicht so weit gebaut. Sie war brandneu und führte mitten ins nichts, hatte jedoch sogar Straßenpfosten mit Reflektoren. Sehr bald langten wir am Abzweig nach Tan-Tan und Smara ab.

Endlich Asphalt!

Der Campingplatz am Ortseingang, von Norden kommend, war verlassen. Ein Hiwi stampfte umher und ließ verlauten, was wir schon mal im Wüstenschiff-Forum gelesen hatten: Der ehemalige Betreiber, ein Belgier war gestorben und der Platz wurde bislang nicht wieder eröffnet.

An der Polizeikontrolle am Ortseingang haben die Formalitäten ewig gedauert, da sich in Shellys Paß zwei unterschiedliche Einreisenummern befanden, oder so ähnlich. Jedenfalls gab es einen riesigen Brezenmarkt und wir haben die Sonne beim Warten untergehen sehen.

Wir hatten nun drei Nächte nicht geduscht, daher suchten wir ein Hotel mit angemessenem Preis-Leistungs-Verhältnis. Doch wir fanden nichts. Eines nahm 100 MAD pro Person, hatte aber keine funktionierende Dusche. Das andere gar keine.

Auf dem Souk, der gerade stattfand, bot sich das ganz normale marokkanische Bild, und es war für mich ein bisschen surreal, schließlich befanden wir uns mitten in der Wüste, die nächste Stadt an der Küste 200 km weg, in einer Stadt, die Marokko aus Prestige- und militärischen Gründen auf mehrere zehntausend Einwohner aufgepäppelt hat.

Lummi und ich aßen Fisch und Merguez von Straßenhändlern, Luke und Shelly wollten es etwas gediegener haben und gingen in ein Restaurant und Große wartete auf die nächste Kiloportion Nudeln aus der Bordküche. Als wir unser Essen aßen und uns unterhielten schnappte ein Deutscher unser Gespräch auf und gesellte sich dazu. Er hatte seinen Freund dabei und die beiden waren gerade auf einer Mietwagentour. Während wir uns notgedrungen unterhielten, er war eher so der Typ „first time Morocco“, tauchte aus dem nichts ein riesiger schlacksiger Marokkaner in einem grünen Pulli auf. Er sprach nur Französisch, wir hielten ihn zunächst für einen Grattler und versuchten ihn zu ignorieren. Der Typ aus Freiburg konnte jedoch gut Französisch und übersetzte, obwohl wir es nicht wollten.

Er sei ein Offizieller, ließ er verlauten, und wollte wissen wo wir übernachten. Er sei nur für unsere Sicherheit zuständig. Wir wollten keinem Dahergelaufenen erzählen, wo wir schlafen, und erst recht nicht, daß wir wildcampen wollten und baten wenigstens um einen Ausweis oder ähnliches als Legitimation.

Die wollte er uns nicht zeigen, zu seiner „eigenen Sicherheit“ und machte sich wortkarg von dannen. 10 Minuten später war er wieder da und teilte uns als Beweis für seine Autorität mit, daß wir mit einem 207D und einem Landrover mit österreichischem bzw. britischem Nummernschild unterwegs waren und es am Militärposten Stadteinfahrt Smara ein Problem mit dem Paß der einen Britin gegeben hatte. Das stimmte, entweder war er also wirklich offiziell oder kannte nur jemanden am Grenzposten. Vielleicht arbeitet sein Bruder dort und die beiden haben einen Deal, um den Umsatz der Hotels in der Stadt zu steigern.

Uns waren das Auftreten zu unprofessionell und seine Geschichten zu blöd, daher gaben wir ihm keine Auskunft. Der Freiburger brabbelte Sätze wie „Ihr habt doch nichts zu verbergen!“ daher und konnte gar nicht verstehen, wie man einem Offiziellen nicht willfährig Rede und Antwort stehen kann.

Wir machten uns jedenfalls vom Acker und trafen die Briten an den Autos wieder. Im naheliegenden Kiosk, an dem ich vorhin schon vorbei lief, kaufte ich die in Deutschland bei mir bestellten fünf Tajine-Töpfe und ein Sixpack Wasser, dann fuhren wir schleunigst raus aus dieser seltsamen Stadt.

Schalke gegen Bremen live im Souk
Weitere Bilder haben wir einerseits wegen der Dunkelheit, andererseits wegen dem seltsam angespannten Klima nicht gemacht

Die Militärkontrolle winkte uns freundlich durch, scheint also nicht so schlimm gewesen zu sein mit unserer Sicherheit. 2-3 km später bogen wir rechts ab und schlugen hinter einer Kuppe unser Nachtlager auf. GPS 27° 55' 3,8“ N 10° 8’ 31,1“ W.

zurück - start - weiter