25. Dezember 2011: Wildcamp auf der Piste Taouz-Tagounite – Tagounite

Tagesetappe: 129 km

Da Luke und Shelly etwas trödelten, kamen wir erst um 10:30 Uhr weiter. Mit den Koordinaten aus dem Reiseführer kamen wir ausgezeichnet durch. Hier und da gab es kleinere Sandpassagen zu bewältigen, spätestens nachdem wir den Allrad aktiviert hatten, waren sie kein Problem mehr.


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An der in der Pistenbeschreibung genannten Militärstation wurden unsere Pässe kontrolliert. Die Piste führt sehr nah an der algerischen Grenze entlang. Daher ist man stets unter den Argusaugen der grün uniformierten Marokkaner unterwegs, die hier ihre und, im von uns gut bezahlten Auftrag, mit einer elektronisch überwachten Wüstengrenze Europas „Sicherheit“ beschützen.

Endlose Weiten – bis auf ein paar halb bis ganz verlassene Hütten und Nomaden weit und breit nix

Etwas später verloren wir die Briten, da sie sich immer weiter von uns entfernten und wir durch ihre Staubfahne ihr Auto nicht mehr verfolgen konnten. Ein paar Kurven später waren sie spurlos weg. Den Paßabstieg, der vom Pistenbelag recht heftig war und nicht sonderlich für PKWs geeignet schien, bewältigten wir also alleine. Im Tal trafen wir sie dann an der Kanalbrücke wieder. Sie hatten sich in guter britischer Manier einen Tee gemacht.


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Blick nach links – nichts

Blick nach rechts – dito

Blick nach vorn – kilometerweite Leere

Bei Nesrata wurde die Piste asphaltiert, wir fuhren durch Lehmdörfer und verfranzten uns ein weiteres Mal, da hier so viel gebaut und umstrukturiert wurde, daß wir auch mit Koordinaten nicht mehr weiter wußten. Als wir jemanden fanden, der Französisch sprach, leitete er uns freundlich zur Hauptstraße von Tagounite.

Kleine Flußdurchfahrt

Und zack – waren wir auf einmal von Palmen statt von Geröll umgeben

Am nördlichen Ortsausgang hielten wir an der Tanke, um uns für die nächste Piste, die morgen folgen sollte, zu rüsten. Für 300 Dirham floß Diesel in den linken Tank. Einen durch die Piste erhöhten Spritverbrauch konnten wir nicht feststellen. Wir fuhren anschließend nach Süden, hatten eigentlich vor in Mhamid zu campen. Doch dann sahen wir ein Schild nach links zum Campingplatz „Les Palmeraies“. Ein Schild wie so viele in Marokko, leicht verwittert, etwas entfernt am Wegesrand. So ein Schild kann zu allem führen. Einer Ruine, einer Müllkippe, einem ehemaligen Camping, der vor 10 Jahren mal gut war, oder zu einer absoluten Neueröffnung, die es lohnt zu besuchen. Ich war etwas skeptisch und schlug vor, besser nach Mhamid zu fahren, wo es auf jeden Fall genug empfohlene Plätze gibt. Doch war später am Abend glücklich, überstimmt worden zu sein.

Der Platz war einfach, aber gepflegt, inmitten von Palmen, mit sauberen europäischen Toiletten und Duschen. Als wir bei Feichtinger-km 220.961 eintrafen, wurde uns erst einmal ein leckerer Tee aufs Haus serviert. Die Stromanschlüsse direkt am Stellplatz funktionierten einwandfrei, so aktualisierte ich als das Glas leer war die Reisenotizen auf dem Laptop. Die Übernachtung wurde gleich bezahlt, denn morgen sollte es früh weiter gehen. 75 MAD. Dann kochten wir uns Abendessen, und als wir später in gemütlicher Runde mit den Briten saßen holten sie aus ihrem Wagen eine Tüte „Christmas Crackers“ (w) aus England hervor. Große, Lummi und ich kannten das allesamt nicht, so gab es erst einmal eine kleine Einführung von den beiden. Die Cracker entpuppten sich als Knallbonbons mit jeweils einer kleinen Überraschung, deren Verschenken unter Freunden zu Weihnachten eine schöne britische Tradition ist. Man zieht gemeinsam an den beiden Enden, und der, der das größere Ende sein Eigen nennen kann, darf den Inhalt behalten.

Wir sprachen über die weitere Route. Luke und Shelly hatten vor, eine Piste quer durch die Westsahara zu nehmen, von Assa mitten durch das Nichts nach Smara. Dabei überquert man die ehemalige Grenze zur Spanischen Sahara, die für die Marokkaner heute keine Relevanz mehr hat. Lummi und ich hatten uns eine ähnliche Route überlegt, es aber fallen lassen. Nicht nur wegen der Gefahr durch Minen, auch mangels guter GPS-Punkte und weil wir dachten, da ganz alleine mit dem Feichtinger lang zu müssen. Schwer vorstellbar, aber dort ist noch weniger los als auf den Pisten hier oben, und ohne Begleitfahrzeug sollte man dort besser nicht liegen bleiben. Hier würde sicher nach einiger Zeit ein Tourist oder Einheimischer vorbeikommen. Aber nur wenige fahren quer durch völkerrechtlich umstrittenes Gebiet. Die beiden Briten hatten das Sahara-Overlander-Buch von Chris Scott auf Englisch dabei, allerdings in einer nicht mehr ganz aktuellen Auflage. Wir konnten uns noch nicht recht entscheiden, ob wir an den beiden für die Westsaharaquerung dran bleiben würden, bekundeten aber Interesse.

Es war mein erstes Weihnachten in der Wüste, in der Wärme und weit weg von zuhause. Irgendwie vermißte ich nichts, es konnte gerade nicht besser laufen.

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