24. Dezember 2011: Source bleu de Meski – Erg Chebbi – Taouz – Wildcamp auf der Piste Taouz-Tagounite
Tagesetappe: 265 km
Heiligabend
Der Wecker war auf 6.30 Uhr eingestellt. Um 6.50 Uhr fuhren wir los. Die Platzgebühr von 50 Dirham und die ausgefüllten Fiches schoben wir am Eingang unter der Tür durch. In Erfoud kauften wir Wasser, Brot und eine Gasbuddel und tankten den Linken Tank voll, zuzüglich 60 Liter in den Kanistern.
In Merzouga fuhren wir noch an die Dünen, wo ich vor 1,5 Jahren auch schon war, um ein paar Bilder zu machen und für einen Freund von Große Sand vom Erg Chebbi aufzusammeln. Ein paar Jugendliche nervten uns und wollten ihren Schund verkaufen.
Erg Chebbi, wo 2010 noch das Berberzelt stand und ich mich einsandete
Es folgten einige Kilometer Sackgasse in Richtung Taouz, wo der Pisteneinstieg direkt vor dem Ortseingang links lag. Die erste richtige Wüstenpiste, die ich mitbefahren sollte.
Straße Merzouga-Taouz
Pistenbeginn in Taouz
Die ersten Kilometer liefen sehr gut. Ich machte mich mit dem GPS-Gerät vertraut, das Lummi mitgebracht hatte und wir folgten den Koordinaten aus dem „Reise Know-how“. Zwischen den ersten kleinen Dünen machten wir eine kurze Rast und sammelten etwas Feuerholz für die Nacht. Die erste Ortschaf Remlia folgte. Für Pistenfahrer, die vergessen hatten vorher zu tanken, gab es noch mal Kanistersprit zu Mondpreisen, dann führte die Piste auch schon wieder heraus aus der Ortschaft, direkt in ein Oued, auf Arabisch ein ausgetrocknetes Flußbett.
Remlia in Richtung Oued
Wir hatten einen GPS-Punkt im Oued, an dem abgebogen werden mußte. Die Einheimischen aus dem Ort hatten jedoch schon Witterung aufgenommen und waren darauf aus, uns durch das Oued „helfen“ zu wollen, fuhren mit ihrem Leichtbaujeep und ihren Motorrädern immer wieder neben uns und wollten uns zum Anhalten und Zahlen zwingen. Wir versuchten, uns nicht davon verwirren zu lassen, während Lummi mit Vollgas sich durch den losen Sand grub und ich mit dem GPS den Weg auf die weitere Piste finden wollte. In einer Kuhle war es dann zu spät. Wir steckten fest. Die Ganoven, die unsere mißliche Lage begünstigten, verlangten 1000 Dirham, um uns herauszuziehen und uns auf den weiteren Weg zu begleiten. Nein Danke.
Das Oued
Damit es so aussah, als daß wir ewig Zeit hätten und wir nicht auf schnelles Entkommen bedacht waren luden wir erst mal das Feuerholz und unsere Campingstühle aus und machten eine Brotzeit und machten ihnen verständlich, daß wir notfalls auch hier schlafen würden und sie abhauen sollen. Dann ging Lummi das Gelände erkunden. Die gesamte Zeit über standen die Gauner ca. 100 m entfernt und warteten weiter darauf, daß wir uns ergeben würden. Doch dem war nicht so. Mit Lummi ging ich in die andere Richtung, das GPS in der Hand, und markierte unseren Weg mit Orangenschalen und Taschentüchern. Wir fanden den Ausstiegspunkt. Zurück am Auto war jetzt noch noch zu überlegen, wie wir mit möglichst nur einem Schwung aus der Kuhle herauskommen würden. Lummi ging noch einmal hinter, an den immer noch geduldig wartenden Jeepgangstern vorbei und kam 5 Minuten später mit einem mir daher unbekannten Herren wieder, den ich erst aus der Ferne für einen weiteren Marokkaner hielt. Doch es war ein sehr freundlicher Brite, der gerade mit seiner Freundin eine Afrikarundreise gestartet hatte. Sie kam hinterher und beide halfen uns, den Bus aus dem Oued zu befreien. Als die Sandbleche wieder verladen und wir aus dem Oued heraus waren, hielten wir erst mal wieder an um zu verschnaufen. Luke und Shelly (www.afrikerr.com), so hießen die beiden, waren mit einem Land Rover Defender 110 unterwegs und wollten bis zum nächsten Dezember einmal bis Südafrika und auf der Ostroute zurück fahren.
Wie es der Zufall wollte, hatten sie fast die gleiche Route durch Marokko wie wir, und so blieben wir erst mal im Konvoi. Durch die Ouedaktion war es schon ziemlich spät geworden, und die Sonne macht hier auch trotz der südlichen Lage keine Kompromisse. Ca. 20 km hinter dem Oued begannen wir die Nachtplatzsuche, sandeten uns dabei wieder ein und blieben einfach zur Nacht stehen und begannen, etwas zu Abend zu kochen. In der Ferne sahen wir noch mehrmals einen weißen Jeep, den wir für den der Marokkaner aus Remlia hielten, doch er ließ uns in Ruhe.
Thanks for this picture to Luke and Shelly Kerr – www.afrikerr.com (ls)