21. Dezember 2011: Beni Drar – Oujda – Algerische Grenze – Wildcamp an der N17

Tagesetappe: 90 km

Ich konnte kaum schlafen und spielte noch bis ca. 3 Uhr auf dem Smartphone herum und versuchte ein paar Bilder von der Szenerie und den Sternen zu machen, leider ohne großartigen Erfolg.

Blick vom Nachtplatz auf die Hauptstraße

Noch vor Sonnenaufgang gab es riesigen Lärm. Irgendein Marokkaner klopfte wie wild gegen den Bus, bis wir wach waren. Er war jedoch kein Offizieller, sagte nicht was er wollte und klopfte einfach nur immer weiter. Lummi vertrieb ihn irgendwie und gab dann den Befehl zum Aufsitzen. Notaufbruch nach Oujda.

Dort wollten wir den Bus vorne höherlegen lassen. Um 6 Uhr waren wir dort, nachdem wir ein paar Bilder von Algerien gemacht haben, die Grenze lag nicht weit von der Straße entfernt und die Berge und Lichter waren klar sichtbar. So nah und doch so fern. Die Grenze ist seit vielen Jahren geschlossen.

Im Hintergrund: Algerien

Die Werkstätten in Oujda hatten noch zu, daher setzten wir uns erst mal in ein Café und tranken einen Tee. Den Cafébesitzer fragten wir nach einer Buswerkstatt, er sagte er könne uns in einer Stunde zu einer führen. Wir dankten, wollten aber erst mal selbst schauen.

Hier heißt es Zucker mit Tee anstatt Tee mit Zucker ...

Wie so oft ist die Stadt in Viertel eingeteilt. In einem gibt es Lebensmittel, im zweiten Ersatzteile, im dritten PKW-Werkstätten und im vierten Federspezialisten. Im PKW-Werkstatt-Viertel wurden wir zu einer Busfedernwerkstatt weitergeschickt, die absolute Spezialisten waren und schon eine passende Feder auf dem Boden liegen hatten. Lummi klärte, obwohl niemand etwas anderes als Arabisch sprach, alles mit dem Meister und handelte den Preis aus – 1000 MAD.

Drei Mitarbeiter der Werkstatt, die sehr erfreut über den seltenen Besuch aus Europa waren

Während dessen erledigten Große und ich alles andere, was so anstand. Wenige Meter von der Werkstatt entfernt fand sich ein Frisör, der mir erst mal für 30 MAD einen Wüstenschnitt verpaßte. Der Junge nahm sich eine gute ¾-Stunde Zeit und hatte viel Spaß dabei, oder täuschte es zumindest gut vor.

Als nächstes gingen wir ins Internetcafé und setzten eine erste Meldung in die Heimat ab. Anschließend liefen wir weiter durch Oujda. Wir merkten, wie freundlich die Menschen hier waren und wie unglaublich unbehelligt wir hier durchlaufen konnten. Diese Stadt ist zum Glück noch nicht so sehr von Touristen verdorben.

In einem Elektronikladen kauften wir einen Radioadapter, den wir nach kurzer Diskussion aus einem neuen Pioneer-Karton heraus nahmen. Erst wollte keiner die Packung nur wegen uns aufmachen, doch als ich mit einem 100 MAD-Schein herumwedelte ging alles ganz schnell … Außerdem lagen in diesem Laden ein Haufen marokkanischer Kennzeichen herum, von denen Große sich eines sicherte.

Scheinbar gibt es hier doch so etwas wie den TÜV. Offensichtlich läßt sich der aber gut bestechen ...

Eine nicht gerade sehr gelungene Kennzeichenfälschung ...

Hier war gerade Schule aus. Links daneben gab's übrigens eine Kirche (leider kein Bild)!

Dieser 123er war noch überraschend gut erhalten!

Wir gingen zurück zur Werkstatt, wo man noch nicht ganz fertig war. Lummi gab uns jedoch noch einen Auftrag, und zwar ein neues Lämpchen für die Tankanzeige zu kaufen. Als wir davon zurück kamen, war der Bus fertig. Lummi stand noch zur Endabnahme in der Grube unter dem Bus und an seinen dreckigen Händen konnte man sehen, daß er fleißig mitgeholfen hatte. Hier die Bilder von der Reparatur:

Dieser LKW bekam gerade einen zweiten 1000L-Tank, damit er noch mehr algerischen Diesel fassen kann

Die Ersatzfeder für den Bus

Made in India ...

Es waren doch nicht die Federn, sondern die Kreuzgelenkschrauben am Geräusch schuld, das uns solche Kopfschmerzen bereitet hatte. Trotzdem war der Bus nun zusätzlich höhergelegt. Kann ja nicht schaden. Der Tag heute war dennoch kein Verlust, da wir einiges auf unserem Rundgang erledigt hatten, was uns sonst woanders Zeit gekostet hätte.

Nun fuhren wir noch zum Grenzübergang zu Algerien, einer von drei ehemaligen offiziellen entlang der marokkanisch-algerischen Grenze. Er war mit Barrikaden vollgestellt, dennoch konnte man ohne Probleme dort halten und Photos machen. Anschließend ging es durch die Rush Hour heraus aus dieser doch ziemlich modernen 500.000-Einwohner-Stadt und in Richtung Süden.

die algerisch-marokkanische Grenze
leider seit den 1990ern wegen sinnloser Streitereien geschlossen ...

Es war schon ca. 17 Uhr. Wir fuhren noch raus aus der Stadt, über das nächste kleine Gebirge hinüber und campten an einem kleinen Hain neben einem Feld entlang der Straße.

Hart backbord von der Straße ab ...

... zur Nachtplatzsuche, hier erfolgreich.

Zu Abend gab es Bier und Nudeln aus der praktischen 5-Kilo-Tüte. Es wurde wieder extrem kalt und jeder mußte sich mit 2-3 Decken einhüllen, als wir abends noch herumsaßen.

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