8. August 2009: Ifjord – Näätämö – Kirkenes

Tagesetappe: 253 km

Nach dem Aufstehen und der Morgentoilette wollte ich die Platzgebühr für Taylan und mich zahlen. Ich ging also an die Rezeption, die gleichzeitig auch die Kasse für die Leute war, die sich hier ihre Brötchen holten, und als ich dran war erklärte ich dem Wirt auf Englisch, daß ich gerne zahlen wollte. Er war zunächst verwirrt, denn er hatte gar nicht bemerkt, daß wir auf seinem Platz gewesen waren. Ich erklärte, daß wir Toby und Anke gefolgt („the two other Germans camping at your site last night“) seien und eigentlich in Gamvik übernachten wollten, was wir aber dann doch nicht taten. Erst wollte er gar kein Geld, dann hat er sich auf mein Drängen hin zu einer Gebühr von 100 NOK hinreißen lassen, die ich ihm guten Gewissens in die Hand drückte.

Von Ifjord gings über eine unerwartet schlechte Straße via Tana bru nach Kirkenes. Dafür waren die Ausblicke fantastisch. Die letzten Pflanzenölvorräte schüttete ich knapp 4.500 km nach Abfahrt in Wiesbaden in den Tank.

Anschließend faßte ich den Beschluß, der Reduzierung der Kosten halber vor Kirkenes einen kleinen Abstecher über die finnische Grenze nach Näätämö zu machen. Während Toby weiter fuhr zweigten wir ab und wollten in Finnland vergleichsweise günstig volltanken. In Näätämö, das grob gesagt aus der Tankstelle, dem Supermarkt und drei Häusern bestand (Webcam), eingetroffen fuhr ich an die Zapfsäule. Nach einigen Wutanfällen und Tritten gegen den Tankomaten, der sich redlich sträubte, meine Eurobanknoten anzunehmen, flossen bei Kilometerstand 293.524 schlußendlich doch 43,08 L zu 1,04 EUR /L in den Tank. Den Rest, den ich von meinen 50 Euro noch tanken konnte, ließ ich in einen Wehrmachtskanister laufen. Leider hatte der Supermarkt schon zu, sodaß wir keine vertrauten Zahlungsmittel in Lebensmittel investieren konnten. Während der gesamten Vorstellung schob eine samisch aussehende Frau ihre Großmutter auf einem Rollstuhl die Straße in Richtung Inarisee entlang. Wer sich das ganze mal auf der Karte besieht, kann nur hoffen, daß die beiden noch vor Wintereinbruch in der nächsten Stadt angekommen sind.

Nach wenigen Metern - eigentlich unnötig zu erwähnen, daß es keine Grenzkontrollen gab - erreichten wir den ersten Campingplatz vor Kirkenes (69°41'51.68"N, 29°57'2.53"E), wo wir wieder auf Toby und Anke trafen. Die telefonische(!) Rückfrage beim Platzwart, der seiner Abwesenheit halber seine Telefonnummer auf einem Zettel am Empfangshäuschen gehängt hatte, ergab, daß es hier keine behindertengerechten sanitären Einrichtungen gab. Die Rezeption war unbesetzt, jeder hätte hier einfach nach Lust und Laune rein- und rausfahren können. Doch Mißbrauch dieser Freiheiten scheint es hier nicht zu geben. Die Übernachtungsgebühr wurde in den Briefkasten geworfen.

Ankunft in Kirkenes

Toby wollte noch den anderen Campingplatz, der sich in Richtung russischer Grenze befinden sollte, abgrasen. Wir fuhren also weiter und trennten uns an einer Statoil-Tankstelle. Hier holte ich mir einen riesigen Cheeseburger für 81 NOK. Hot Dogs und Burger in perfekter Qualität gibt es in Skandinavien an jeder Tankstelle. Wer kochfaul ist und nicht gerade während des Urlaubs Diät halten will ist damit immer gut beraten.

Toby gab per SMS die Meldung durch, daß der andere Campingplatz nicht den Kriterien entsprach und er nun zur Tankstelle zurückfahren würde. Wir fuhren also zum ersten Campingplatz zurück, bauten unser Lager auf und nahmen erst einmal eine anständige Dusche. Selbstverständlich war hier alles wie gewohnt zweckmäßig und sauber.

Wir genossen unsere letzten Vorräte des an der dänischen Grenze gekauften Dosenbiers. Taylan bettelte einige Norweger, die im Gemeinschaftsraum Karten spielten um Zigaretten an und bot im Gegenzug unser vollprozentiges Bier an. Die Norweger hatten beinahe Tränen in den Augen. Wenn die gewußt hätten, daß die Dose Slots-Öl vielleicht 20 oder 30 Euro-Cent kostete, sie hätten wahrscheinlich einen Herzinfarkt bekommen. Man muß nicht erwähnen, welche Unsummen man in Norwegen für eine Dose Leichtbier (mehr als 3,5 % Vol. gibt es nämlich im Supermarkt nicht) ausgibt.

zurück - start - weiter