5. August 2009: Djäkneboda – Runway auf der E75 hinter Rovaniemi
Tagesetappe: 559 km
Es war eine ziemlich kalte und kurze Nacht. Um 8 Uhr knallte die Sonne auf das Camp. Anke ging schon früh in dem angrenzenden Wald spazieren. Ich verschlief dies alles seelenruhig. Auch Taylan war schon auf Phototour gegangen, als ich irgendwann gegen Mittag aus meinem Delirium erwachte.
Die Umgebung unseres Nachplatzes.
Aufgeweckt von der brennenden Morgensonne und der stickigen Luft im Auto schnappte ich mir am frühen Morgen die Kamera und ging im umliegenden Wald nach attraktiven Motiven suchen. Ich wurde auch gleich fündig: Elchschädel, verrostete Blechcontainer, überdimensionale Pilze, Bäume die auf Felsen wachsen ... Und das alles umhüllt von einer Stille die man sonst wohl nur im Weltraum vorfindet. Als ich später zum Auto zurückkehrte, stellte ich fest, dass von allen Himmelsrichtungen urplötzlich eine handvoll kleiner Gestalten mit indianerhaftem Aussehen auftauchte und mich anstarrten als wäre ich E.T. höchstpersönlich. Ich würde gerne wissen ob sie genau so verunsichert waren wie ich – schließlich kenne ich deren Sitten nicht und man hört ja so allerhand Zeug über kannibalistische Ureinwohner – jedenfalls stiegen sie kurz darauf in einen uralten Pickuptruck und machten sich mit ein paar Elchknochen in ihren Händen aus dem Staub.
Eine unwesentliche Anzahl an Kilometern später waren wir in Haparanda. Toby tankte den Kangoo noch einmal mit günstigem Schwedensprit voll und Taylan machte einige Photos über den Grenzfluß hinweg. Hier sahen wir auch den nördlichsten IKEA der Welt. Auf einen Besuch verzichtete ich als jemand, der nicht viel vom so genannten „Shoppen“ hält und sich nicht stundenlang Sachen angucken geht, die er sowieso nicht kaufen wird, sehr gerne. Die finnische Grenze passierten wir ohne Kontrolle.
IKEA
Blick von Schweden auf Finnland
Reifenentsorgung auf Schwedisch
Grenze
Luft-/Straßentemperatur
Blitzer werden hier immer angekündigt, Abzocke hat man nicht nötig.
Der zweite Höhepunkt des Tages war der Besuch des Weihnachtsdorfes in Rovaniemi/Finnland. Es war zwar fast nix los und so richtige Weihnachtsstimmung wollte mitten in den Hundstagen auch nicht aufkommen aber wenigstens mal den Polarkreis überquert und die Geschenkfabrik gesehen.
Der Schlafplatz – eine Art Landebahn mitten im Nirgendwo (67°3'25.70"N, 26°29'46.50"E, Anm. Keks) – war sehr gemütlich. Das lag wohl daran, dass es weit und breit keine Oberlehrer und Nervensägen gab, die hauptberuflich fremde Menschen bevormunden. Und da wir schon sehr weit nördlich waren, wollte es auch nicht mehr so richtig dunkel werden. Tageslicht bei Mitternacht – Faszinierend!