15. Juni 2009: Schlanders – Vicosoprano
Nach einer recht kurzen Nacht – Motorräder und Traktoren weckten uns
recht früh – machten wir uns auf in Richtung Reschenpaß. Diesen konnten
wir ohne „Heizungstrick“ überwinden und so fanden wir uns wieder in
Österreich ein. Kontrollen gab es wieder einmal keine. Gibt es
überhaupt einen Österreichischen Zoll oder Polizei? Ich habe meinen
Lebtag noch keine gesehen. Wir nahmen wieder im Roadhouse eine Mahlzeit
ein, diesmal Pizza und Roadhouse-Burger, jeder eine Hälfte und machten
uns auf den Weg nach Samnaun. Diesmal wurde der Heizungstrick auch an
der Steigung mit Erfolg eingesetzt und so konnten wir den Berg
erfolgreich erklimmen. Oben in Samnaun ließ ich den Tank und den
Kanister für 75 Cent den Liter vollaufen. Laut dem Tankwart an der BP
darf man aus Samnaun in die Schweiz 25 und nach Österreich 14 Liter
einführen. Da wir in die Schweiz fuhren wurde der Kanister ebenso wie
der Tank randvoll gefüllt und so hatten wir über 100 Liter Diesel an
Bord, was für über 1200 km reicht. Gomez trank noch einen Kaffee, da
ich vom Tankwart einen Gutschein erhalten hatte, den wohl jeder
Tankkunde bekommt und für den angrenzenden Supermarkt mit Restaurant
gilt.
Kleiner Tipp: Es geht noch ein paar Kilometer in den Ort hinein, dort
gibt es noch mehr Supermärkte, aber an der BP (http://www.acla-da-fans.ch)
mit dem genannten Supermarkt bekommt man eigentlich alles was man
braucht (Diverse Spirituosen, Weine, Zigaretten, Tabak etc.). Der Sprit
war ganze 1,2 Cent pro Liter teurer als die günstigste unbemannte
Tankstelle im Ort und man kriegt zusätzlich noch den erwähnten
Kaffee-Gutschein. Wenn man also nur zum Tanken und Einkaufen hinfährt
und nicht des Dorfes wegen kann man sich den Umweg über selbiges
sparen. Nun ging es wieder über die schmale Straße auf der Schweizer
Seite bergab, durch die bereits aus dem 2008er-Alpenbericht bekannten
drei Meter breiten Tunnels ohne Licht und mit Wasser von oben. An der
Schweizer Zollstation war man gerade mit einem LKW beschäftigt, also
ging es ohne Kontrolle weiter. Wir fuhren über die Schweizer
Bundesstraße in Richtung St. Moritz.
Es ging nicht mehr ganz so flott voran wie in Italien aber mangels großem Verkehrsaufkommen war es angenehm zu fahren. Hinter St. Moritz waren wir dann unbemerkt auf fast 1800 Höhenmetern angekommen. Wir nahmen die Abzweigung zum Malojapaß, welchen wir mit Leichtigkeit passierten – es ging ja nur bergab.
Die Aussicht war sensationell. Am Fuße des Passes gab es wieder eine kleine Brotzeit und wir machten ein paar Bilder.
Nun ging es stetig weiter in Richtung italienische Grenze. Dort angekommen zeigten sich die Zöllner recht unbeeindruckt von uns. Sie erzählten sich gerade Witze oder so und wendeten sich nicht mal zu uns, als ich fast angehalten hatte. Nun wurde es mir zu blöd und ich gab wieder Gas und fuhr davon. Auch gut. Kurz vor Chiavenna sah Gomez am rechten Straßenrand einen perfekten Nachtplatz, den besten der gesamten Tour. Dichte Bäume, gemähte Wiese, Tische, Bänke, Parkplatz für’s Auto. Es war gerade 16 oder 17 Uhr und das fand ich zu früh für die Nachtruhe. Also habe ich vorgeschlagen, noch einmal an den Comer See zu fahren um zu baden und anschließend eine Runde über Splügen- und Julierpaß zu drehen und dann genau diesen Platz einzunehmen. Dies wurde dann auch in Angriff genommen.
Den Splügenpaß bestiegen wir nun zum zweiten Mal und das Wetter wurde mit steigender Höhe immer schlechter, bis wir durch die Wolken fuhren, die wir eben noch von unten angeguckt hatten. Sichtweite 20 Meter.
Auf der Paßhöhe wurde es wieder klarer und plötzlich sah uns genau derselbe Typ an, der uns auf dem Hinweg so eifrig kontrolliert hatte. Da wir aber gerade ausreisten, hielt ich es nicht für nötig, anzuhalten und fuhr einfach durch. An der Schweizer Zollstation war wieder tote Hose. Ich glaube, sie haben mit dem Beitritt zum Schengener Abkommen auch gleich die Zollpolizisten um die Hälfte gestrichen, denn im letzten Jahr waren es die Schweizer, die am eifrigsten waren und uns an jeder Grenze kontrolliert wenn nicht sogar gefilzt haben. Nun hatten wir bis dato noch nicht einen einzigen Kontakt mit der Schweizer Staatsgewalt. An einer Kehre hielten wir an, um ein paar Bilder im Schnee zu machen. Wann kann man schon mal kurz vor der Sommersonnenwende im Schnee trappen?
Vom Splügen ging es wieder runter ins Tal, auf die Autobahn und von dieser in Richtung Tiefencastel zum Julierpaß. Der Julierpaß ist eigentlich recht hoch, aber ohne großartige Kehren, was ihn abends zum idealen Schnellfahrerpaß macht. Ich heizte ihn geradezu hoch – wenn man bei einem 200D von heizen sprechen kann –, was auch dafür sorgte, daß die Kühlwassertemperatur aufgrund des Fahrtwinds angenehm niedrig blieb und wir nicht schwitzen mußten. Uns kam auf dem Weg zur Paßhöhe kein einziges Auto entgegen, es überholten uns jedoch drei. Als 200D-Fahrer verliert man manchmal den Bezug zur Geschwindigkeit. Auf dem Julier haben wir schließlich eine Siegeszigarette/-illo geraucht, noch ein paar Photos gemacht und wieder den Abstieg in Angriff genommen.
Goldth – auch auf dem Julier stets zu Diensten!
Wir packten unser letztes Dosenbier in den
Saharakühlschrank (Nasses Handtuch vor dem Kühler) und fuhren weiter.
Auf dem Weg zum Malojapaß, den wir nun wieder nehmen mußten, um zu
unserem Nachtplatz zu gelangen regnete es. Zum ersten Mal seit wir
Luzern auf dem Hinweg passierten. Es fing sogar richtig an zu schütten,
der Wagen bekam annähernd so etwas was man eine Wäsche bezeichnen
konnte und ich fuhr den Paß mit meines Erachtens angemessener
Geschwindigkeit herunter. Manche anderen Verkehrsteilnehmer fanden dies
nicht so angemessen und überholten mich mit oftmals doppelter
Geschwindigkeit. Die Carabinieri an der Grenze ließen uns wieder ohne
Kontrolle durch, sie hatten sich mittlerweile wegen des Regens in das
Grenzhäuschen zurückgezogen und dort ihre Witzerunde fortgesetzt.
Pünktlich bei der Ankunft am Nachtplatz machte der Regen Anstalten,
aufzuhören und nach knapp 20 Minuten am Nachtplatz war es wieder
trocken. Wunderbar. Wir genossen unsere restlichen Alkohol- und
Essensvorräte. Gerade wollten wir uns zu „Bette“ begeben, da fuhr einer
der eben noch so passiven Carabinieri vorbei und leuchtete uns mit
seinem Flakscheinwerfer an. Der Polizist war alleine und sprang
freudestrahlend aus dem Auto. Er wünschte uns einen guten Abend und
fragte uns was wir machen. Gomez antwortete ihm auf Spanisch, daß wir
hier übernachten wollten. Er fragte: „Marihuana?“, Gomez verneinte
dies. „Schade, hätte selbst was gebraucht.“, schallt es zurück und
beide fangen an zu lachen. Er muß gemerkt haben, daß wir schon einen im
Tee hatten, denn er ließ uns mit weiteren Fragen in Ruhe, bestätigte
uns daß wir hier schlafen dürften und freute sich dann noch über das
Auto: „bella macchina“. Ich stimmte ihm zu und er fuhr ab.