14. Juni 2009: Autobahn zwischen Turin und Genua – Genua – Gardasee – Schlanders
Es ging alsbald von der Autobahn wieder runter, mir graute schon vor der Rechnung für die Autobahnbenutzung. Ich hatte irgendwo im Hinterstübchen, daß Italienische Autobahnen ganz furchtbar teuer sind, und nun sind wir schon ein paar Kilometer gefahren und vor allen Dingen hatten wir 12 Stunden auf ihr verbracht. Als der Mensch im Mautterminal lächerliche 1,40 Euro von mir haben wollte, war meine Stimmung schon wieder etwas besser. Wir fuhren auf der Landstraße weiter nach Genua. Man konnte auf dem Navi gut beobachten, wie sich die Höhe laut Navi immer weiter dem Meeresspiegel – 0 m – annäherte. Schließlich sahen wir es. Aus unerfindlichen Gründen machten wir kein Photo und setzten unsere Fahrt entlang des Hafens fort.
Stadtverkehr Genua
Der Kühler machte das alles ganz tapfer mit, bis ich auf einmal eine
Ampelarmarda bis an den Horizont erblickte. Die Autos stauten sich. Der
Kühler fand das nicht lustig und begann schnell wieder auf die 120 Grad
zu klettern. Bei 110 Grad zog ich die Reißleine und fuhr 500 Meter über
die Busspur nach vorne, um etwas Fahrtwind aufzuschnappen. In
Deutschland hätte ich dafür Hupkonzerte á la carte kassiert, hier
juckte das niemanden, die Italiener nahmen sich sogar ein Beispiel an
mir und taten es mir gleich. Jedoch hatte sich die gewonnene Kühlung
nach wenigen Minuten Stau wieder verflüchtigt und mangels Busspur mußte
ich nun die Notbremse ziehen. Wieder rechts ab und in die Berge. Es war
klar, daß wir so mit dem Italienischen Stadtverkehr nicht mithalten
konnten. Dummerweise gab es entlang der ligurischen Küste nur kleine
Dörfer mit viel Stadtverkehr und sich das ganze von der Autobahn aus
anzugucken wäre kostenpflichtig und nicht halb so spannend gewesen.
Auch das Baden hätten wir vergessen können. 700 km Strecke für 10
Kilometer Mittelmeerküste. Und dann noch nicht mal ein Photo vom Meer gemacht. Drecks-Lüfter!
Wir beschlossen, das Mittelmeer auf das nächste Mal zu verschieben und
zum Gardasee zu fahren. Diesmal ließ ich mich ab Masone vom Navi über
die Autobahn führen und ich muß im Nachhinein sagen: Jeder Cent Maut
hat sich gelohnt. Die Autobahn ist frei, fast durchgehend dreispurig,
es stehen keine Blitzer und jeder fährt wie er lustig ist. Mit Vollgas,
also 130-150 km/h wird man ungeachtet der offiziellen
Geschwindigkeitsbegrenzung ständig überholt. Es ist wie ein riesiger
Vergnügungspark für den Autofahrer. Herrlich. Dennoch brach ich bei
Castel San Giovanni das Vergnügen ab, man muß ja auch einmal auf den
Geldbeutel achten, und zahlte für gute 120 km Autobahn 6,70 Euro Maut.
Dem Navi wurde wieder die Benutzung von Mautstraßen verboten. Es
schickte uns über Bundesstraßen, durch Orte und über, immerhin
asphaltierte, Feldwege. Wenn man keinen Zeitdruck hat und in Italien
ist, ist eine Dosierung von Landstraße und Autobahn, je nach
Geldbeutel, empfehlenswert. Beides macht Spaß.
Der Hammer war diese 2,30 Meter breite Brücke über die Adda mit Ampelregelung (45°15'39.20"N, 9°42'19.24"E). Die ca. zwei Meter langen Stahlplatten machten beim Überfahren Geräusche, daß eine Konversation nicht mehr möglich war. Auch ein Erlebnis.
In einem recht verlassen aussehenden Industriegebiet bei Orzinuovi stand ein McDonald’s, der aussah wie gerade erst eröffnet. Warscheinlich war er einfach schon ein paar Monate früher fertig geworden als die Häuser um ihn herum, die noch im Bau befindlich waren und aus denen gelegentlich ein Bauarbeiter herauslugte. Dort aßen wir ein paar Cheeseburger – der Laden war fast menschenleer, eine Bedienung, ein Mensch in der Küche, eine Chefin und fünf oder sechs Gäste. Anschließend kippte ich bei 283.191 km die 10 Liter Schweizer Diesel in den Tank.
Weg zum Gardasee
Wir setzten unsere Fahrt zum Gardasee fort und kehrten
dort gegen 18 Uhr ein. Nachdem wir eine halbe Stunde lang einen
öffentlichen Strand gesucht und schließlich auch gefunden hatten
stellte ich den Wagen ab, band mir wieder die Schlüssel um den Arm und
wir gingen an den Strand. Es war herrliches Wetter und hier war das
Wasser im Gegensatz zum Comer See schon eher auf Badetemperatur.
Anschließend wollte ich unbedingt noch einmal italienische Autobahn
fahren, so ging es dann, dem Navi folgend, wieder nach Süden zum
Autobahnanschluß Desenzano del Garda. Kurz vor dem Ort sorgte ein Stau
wieder für Temperaturprobleme. Plötzlich kam mir der Geistesblitz: Ich
hatte schon mehrmals gelesen, daß man bei hoher Temperatur die Heizung
auf volle Pulle stellen soll, das wirkt dem entgegen. Das tat ich und
im Nu war die Temperatur trotz Stau auf unter 100 Grad gesunken und
machte auch gar keine Anstalten, darüber hinaus zu gehen.
Ich war gleichzeitig glücklich, daß das Problem gelöst war und
stocksauer auf mich, daß ich nicht vorher darauf gekommen bin. Die
Lüftung gibt die heiße Luft im Kühlsystem in den Innenraum ab, die
Insassen schwitzen, aber der Motor bleibt ungefährlich kühl. Wäre ich
nur vorher darauf gekommen, wir hätten am Mittelmeer bleiben können und
bis nach Frankreich durchfahren können. Ich regte mich unheimlich über
mich selbst auf, die ganzen Kilometer hätten so viel sinnvoller genutzt
werden können ... Nichtsdestoweniger ging es weiter und wir trauten
unseren Augen kaum. In diesem Ort hatten ein Lidl und ein Pennymarkt um
19.30 Uhr am Sonntagabend geöffnet. Hier in Italien, wo sonst sogar
unter der Woche 3 Stunden Mittagspause im Supermarkt gemacht wird und
um 17 oder 18 Uhr der Laden zu ist. Wir hielten sofort an und stockten
unsere Vorräte auf. Nun ging es auf die Autobahn Richtung Brenner.
Wieder ging es sehr gut voran und es machte riesigen Spaß, hier zu
fahren.
Brennerautobahn
Vom Gardasee bis zur Abfahrt kurz vor Bozen zahlte ich für 160 Kilometer Autobahn 10,60 Euro Maut. Wir fuhren auf der Bundesstraße weiter Richtung Meran und suchten auf dem Weg Richtung Reschenpaß einen Nachtplatz, den wir bei Schlanders direkt an der Bundesstraße fanden. Moselwein auf, Bier auf, den Tag gut ausklingen lassen. So muß das sein.